Julia Extra Band 0297
können, wenn sie sich den Standpunkt ihrer Mutter erklären ließ – falls das noch möglich war.
In Khalids Armen hatte Maggie schon das Gefühl, in ihrem Leben einen großen Schritt weitergekommen zu sein. Sie war bereit für die Zukunft, was immer sie auch bringen mochte.
„Was ist mit dir, Khalid? Wie hat deine Familie dich beeinflusst?“, fragte sie neugierig. Schließlich hatte sie ihm ihr Innerstes geöffnet, da war es wohl ihr gutes Recht, auch etwas über sein Seelenleben zu erfahren.
Lächelnd strich er ihr das Haar aus der Stirn. „Ich bin zur Unabhängigkeit erzogen worden“, seufzte er nach einer Weile. „Mein Vater war ein Egozentriker, der sich mehr für seine Gespielinnen als für seine Familie interessiert hat.“
Fast hätte sie ihm Trost gespendet, aber seine stolze Kopfhaltung schreckte sie ab.
„Es hatte auch sein Gutes. Ich bin von einer Mutter erzogen worden, die mich bedingungslos liebte, und von meinem Onkel Hussein, der mich Verantwortungsbewusstsein und Durchhaltevermögen lehrte – und die Leidenschaft für mein Land. Als ich dafür alt genug war, kam ich auf ein Internat. Ich war kein Thronfolger, deshalb stellte mein Vater auch keine großen Erwartungen an mich. Er hat mich eher mir selbst überlassen.“
„Das klingt nicht gerade, als hättest du etwas dagegen gehabt“, bemerkte sie vorsichtig. Sie selbst hatte sich immer gewünscht, ihr Vater würde sie nicht ständig kontrollieren oder ihr etwas abfordern. Persönliche Freiheit war ein Luxus, den sie sich kaum vorstellen konnte.
Khalid neigte den Kopf zur Seite. „Mein älterer Halbbruder war der unumstrittene Liebling meines Vaters. Er wurde maßlos verwöhnt, und man ließ ihm praktisch alles durchgehen. Niemals musste er arbeiten oder Verantwortung für das übernehmen, was er tat.“ Er lächelte vorsichtig. „Aber anstatt hier herumzusitzen und auf meine Erbfolge zu warten, konnte ich meinen Weg selbst bestimmen. Ein Ingenieursstudium in England, BWL in den USA, Projektentwicklung auf der ganzen Welt, bis ich schließlich dazu bereit war, hier meine Zelte aufzuschlagen.“
Maggie beobachtete, wie seine Miene sich vor Begeisterung aufhellte. Offensichtlich waren diese Jahre für ihn mehr eine Herausforderung als eine Belastung gewesen.
„Wir bestimmen unsere Zukunft selbst“, schloss er mit fester Stimme.
Wieder legte er eine Hand auf ihren Bauch, und Maggie spürte die Wärme seiner Handfläche durch ihre Kleidung. Doch dieses Mal – aus Gründen, die sie selbst nicht verstand – störte sie die Berührung nicht.
Im Gegenteil, es fühlte sich angenehm und richtig an. Und vielleicht, aber nur vielleicht, würde Khalid irgendwann genauso empfinden.
8. KAPITEL
„Wenn Sie sich dort hinstellen, Eure Majestät, dann können Sie besser auf den Monitor schauen.“
Anstatt diesem Rat zu folgen, schmiegte sich Khalid dichter an Maggie und lächelte sie aufmunternd an.
„Fertig?“, murmelte er.
Sie nickte. „Mir geht es gut.“
Den ganzen Morgen über war sie wegen dieser Ultraschalluntersuchung aufgeregt gewesen. Zwangsläufig hatte sie ihn mit ihrer Nervosität angesteckt. Seine Entscheidung, sie zu dem Gynäkologen zu begleiten, hatte sie zutiefst gerührt. Zuvor hatte Khalid sich die Zeit genommen, ihr die Bereiche der Palastanlage zu zeigen, die ihr bisher verborgen geblieben waren – all die exotischen, geheimnisvollen Orte, an denen er während seiner Kindheit herumgetollt war.
Seine Geschichten über Kinderstreiche und Abenteuer und die Historie dieses wundervollen Landes hatten Maggie bis zum jetzigen Zeitpunkt von ihrer Angst um die Gesundheit ihres Babys erfolgreich abgelenkt.
„Du rückst lieber etwas von mir ab, damit der Doktor seine Arbeit machen kann“, riet sie Khalid leise.
Er drückte Maggies Hand. Seine Zuversicht gab ihr Kraft.
„Ich bin froh, dass du hier bist.“
„Ich hätte es um nichts in der Welt versäumen wollen.“
Daran hatte sie keinen Zweifel. Dieses Baby bedeutete ihm genauso viel wie ihr. Es war ein festes Bindeglied zwischen ihnen beiden.
„Und da geht es schon los“, verkündete der Arzt, und Maggie hielt den Atem an. Eine gefühlte Ewigkeit lang konnte sie nichts auf dem Bildschirm erkennen, bis die grauen und schwarzen Pünktchen endlich Gestalt und Form annahmen. Dort war es, ihr Baby! Gesund und munter.
Eine Welle des Glücks überspülte sie und trieb ihr heiße Tränen in die Augen. „Khalid! Hast du jemals etwas so Schönes gesehen?“
Es war
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