Julia Extra Band 0297
wie ein Wunder.
Überwältigt streckte sie ihre Hand nach Khalid aus, doch er bemerkte sie nicht, sondern starrte nur sprachlos auf den Monitor. Ein fassungsloser Ausdruck war auf sein Gesicht getreten, und er ergriff Maggies Hand so fest, als wollte er sie nie wieder loslassen.
„Ist mit dem Kleinen alles in Ordnung?“, fragte er plötzlich. „Alles normal?“
„Ja, Eure Majestät. So weit ist alles in bester Ordnung.“
Khalid befand sich in einer Art Schockzustand. Niemand hatte ihn darauf vorbereitet, wie es sich anfühlen würde, sein Kind auf einem Bildschirm zu sehen. Die Umrisse des Kopfes, die angezogenen Knie, das Pochen des winzigen Herzens.
Das leise Gespräch zwischen Maggie und dem Arzt wurde durch den eindringlichen Klang dieses Herzschlags übertönt. Es hatte eine Zeit für Khalid gegeben, in der er geglaubt hatte, niemals eigene Kinder zu haben. Damals war ihm dies fast wie ein Segen erschienen, da er so keinerlei negative Gene weitertragen würde. Es gab so gut wie nichts aus der Linie seines Vaters, das Khalid an weitere Generationen vererben wollte.
Shahina hatte sich nichts sehnlicher als ein Baby gewünscht. Aber diesen einen einzigen Wunsch hatte er ihr nicht erfüllen können.
Und heute stand er hier und durfte beobachten, wie sich sein Kind in dem Bauch einer Frau bewegte. Ein Kind, das unabsichtlich in diese Welt gebracht worden war. Und er wollte dieses Baby um jeden Preis.
Widersprüchliche Emotionen – Schuld und unbändige Freude – spiegelten sich in seinem Gesicht wider, und er versuchte automatisch, sie schnell wieder zu verdrängen. Zu lange hatte er sich eingeredet, dass in seinem Herzen kein Platz für ernsthafte Gefühle war. Nach der quälenden Trauer vor acht Jahren hatte Khalid festgestellt, dass er nur überleben konnte, wenn er absolut nichts mehr spürte.
In seinem Herzen tobte ein Krieg. Er wollte sich darauf einlassen, gemeinsam mit Maggie das Wunder dieses neuen Lebens in sich aufzunehmen. Er wollte für sie und das Kind sorgen – bis zu seinem Tod. Sie gehörten beide zu ihm.
Khalids Miene glich einer starren Maske, als er Maggie später zurück in ihr gemeinsames Apartment begleitete. Er wirkte wie ein Mann, der sich einer unliebsamen Realität stellen musste.
Maggie fühlte sich plötzlich innerlich hohl und ausgebrannt. Die Zuversicht des Morgens war verschwunden, und sie erkannte den Mann an ihrer Seite kaum wieder. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm.
Bereut er diese Schwangerschaft?, dachte sie betrübt. Hat er etwas gegen mich persönlich?
Nachdem sie beobachtet hatte, wie Khalid mit Kindern umging, war sie sicher, dass er ihr Baby nach der Geburt über alles lieben würde. Er hatte eine warmherzige, fürsorgliche Seite, auf die man sich bedingungslos verlassen konnte.
Aber Maggie war nicht so naiv, sich einzubilden, dass diese Liebe zum eigenen Fleisch und Blut sie einschließen würde. Es musste reichen, dass er ihr gegenüber freundlich und großzügig war. Und ein ausgezeichneter Liebhaber. Er würde ein wunderbarer Vater sein.
„Nach dir.“ Galant hielt er ihr die Tür zum Wohnzimmer auf.
„Danke.“
Schweigend durchquerte sie das Zimmer und blieb vor der mit seidenen Kissen bedeckten Sitzecke stehen.
„Willst du dich hinlegen? Du wirkst erschöpft.“
Maggie war froh, dass er nicht mehr hinter ihrer Schweigsamkeit vermutete. „Nicht mehr als gewöhnlich“, gab sie tonlos zurück.
„Dann lass ich dich mal in Ruhe.“ Khalid klang fast erleichtert.
Maggie lief ein kalter Schauer über den Rücken. Die Nähe von heute morgen zwischen ihr und Khalid war unwiederbringlich verschwunden. Ganz offensichtlich wollte er dieses Kind, aber die Ehe wollte er nicht.
Plötzlich wurde ihr bewusst, wie sehr sie sich in diesem Augenblick nach seiner starken Umarmung sehnte. Sie fühlte sich emotional verwirrt, musste sich erst noch an ihre Schwangerschaft gewöhnen und verließ sich daher mehr und mehr auf Khalids Unterstützung.
Fröstelnd rieb sie sich die Arme.
„Geht es dir wirklich gut?“, fragte er sofort scharf, doch Maggie wich seinem Blick aus.
Sie hatte keine Ahnung, was heute in der Klinik geschehen war. Irgendetwas hatte Khalid verändert, und wieder einmal kam sich Maggie schrecklich einsam und verlassen vor.
„Ja, natürlich“, versicherte sie hastig. „Ich möchte nur schnell einen sicheren Platz für dieses Ultraschallbild finden.“
In ihren zittrigen Fingern hielt sie das Bild ihres Babys – Schmerz und
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