Julia Extra Band 0299
er zu sagen hatte, nicht gut verkraften würde? Glaubte er, er müsse sie mit erhöhter Rücksicht behandeln, jetzt, da er von ihrer Krankheit wusste?
Sie blickte aus dem Fenster und sah bereits die ersten Lichter von Paris. Innerlich zuckte sie die Schultern. Vielleicht hatte er recht. Es spielte keine Rolle, wo sie waren.
Der Wagen hielt vor einem der exklusivsten Häuser in Paris. In ihrem geblümten Baumwollkleid kam Rosanne sich ziemlich unpassend gekleidet vor.
Vom Wohnbereich der opulent eingerichteten Suite gelangte man auf einen großzügigen Balkon. Gegen die Brüstung gelehnt, genoss Rosanne den Blick auf den Eiffelturm.
Als sie sich umwandte, entdeckte sie Isandro, der sie von der Balkontür aus beobachtete.
„Isandro … es ist wunderschön hier … aber absolut unnötig. Bestimmt hast du uns doch nicht hergebracht, um einen … einen …“
Er presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. „Einen romantischen Abend zu verbringen?“
Rosanne errötete, ihre Kehle war wie zugeschnürt. Er schlenderte auf sie zu, und sie konnte nirgendwohin flüchten.
„Ja, genau. Warum hast du nicht ein bescheideneres Zimmer für uns gebucht … zwei Zimmer …“
Wenn sie über seine Schulter blickte, konnte sie im Schlafzimmer ein großes Doppelbett ausmachen. Im Salon war ein Tisch für zwei gedeckt.
„Was, wenn ich genau das will?“ Er nahm ihre Hand und führte Rosanne zurück ins Zimmer. „Schau dich doch einmal um. Weißt du nicht, wo wir sind?“
Und plötzlich wurde ihr alles klar. Die Suite war so geschmackvoll eingerichtet, so romantisch. Eine Champagnerflasche ragte aus einem Eiskübel auf einem kleinen Beistelltisch, daneben standen zwei Kristallgläser.
„Die Flitterwochensuite“, flüsterte sie und riss sich los. Was, zum Teufel, ging hier vor? Panisch versuchte sie, ihre wahren Gefühle zu verbergen, und ging zum Angriff über. „Gut, wir müssen reden. Aber muss das unbedingt hier sein? Ich meine, soll das vielleicht ein schlechter Scherz sein?“
„Du hältst es für einen schlechten Scherz, wenn ich einen Neuanfang wagen will?“
Völlig verwirrt starrte Rosanne ihn an. „Was für einen Neuanfang? Wir lassen uns gerade scheiden. Ich ziehe aus!“
„Ich habe den Scheidungsantrag zurückgezogen.“
Rosannes Herz setzte einen Schlag aus. „Du hast was ?Warum?“
„Weil ich es für das Beste halte, wenn wir verheiratet bleiben. Für Zac. Und für deine Sicherheit.“
Rosanne fühlte sich in die Ecke gedrängt. „Dann hat sich also nichts geändert? Wir führen weiterhin eine Zweckehe? Ich verstehe. Da du jetzt weißt, was mit mir passiert ist, kannst du mir meine Sünden verzeihen. Ich darf gnädigerweise wieder Zacs Mutter sein, und du kannst uns alle beschützen. Richtig?“
„Ist diese Aussicht denn so schlecht?“, fragte er ruhig. Ein seltsamer Unterton lag in seiner Stimme.
„Nein … Ja!“ Rosanne hob die Hände in die Höhe. Er hatte ja keine Ahnung, was er da von ihr verlangte. „Isandro, das kann ich nicht. Es ist nicht fair, nicht mir, nicht dir und auch nicht Zac gegenüber. Er verdient es, Eltern zu haben, die sich lieben. Und ich werde nicht schweigend danebenstehen und mit ansehen, wie du dein Glück aus einem Gefühl der Pflicht und des Mitleids heraus wegwirfst. Wir können auch geschieden ein glückliches Leben führen. Ich könnte in der Nähe wohnen und …“
„Nein! Das lasse ich nicht zu“, fiel er ihr heftig ins Wort. Er trat zu ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Professor Villiers hat mich heute in der Klinik herumgeführt. Er hat mir den Quarantäneraum gezeigt und mir deine Behandlung erklärt. Daher kommen deine Albträume, nicht wahr?“
Rosanne schloss die Augen. Sofort kamen die schrecklichen Bilder wieder hoch. „Nicht, bitte …“
Als sie die Augen wieder aufschlug, raubte der Schmerz, den er darin sah, Isandro beinahe die Kraft, weiterzusprechen. Doch er zwang sich dazu. „Zu sehen, was du erleiden musstest, war einfach zu viel für mich. Niemand sollte so etwas alleine durchstehen müssen. Es tut mir so unendlich leid, dass du geglaubt hast, dir bliebe keine andere Wahl.“
Rosanne schüttelte den Kopf. „Du brauchst das wirklich nicht zu sagen, nur weil du …“
„So ist es nicht. Du hast deine eigenen Entscheidungen getroffen. Ich wünschte, du hättest mich daran beteiligt. Ich verstehe aber, warum du es nicht getan hast. In der ersten Zeit unserer Ehe habe ich dich oft alleine gelassen. Jetzt
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