Julia Extra Band 0300
leid!“, jammerte sie und klammerte sich an seiner Brust fest.
Luc selbst blieb nur regungslos stehen und starrte Lizzy mit steinerner Miene an. Mit Sicherheit hatte er Biancas Vorwürfe gehört, denn immerhin war sie laut genug gewesen, um das halbe Gebäude zu beschallen. Aber er wehrte sich gegen keine einzige Anschuldigung, er stieß auch Bianca nicht fort. Nein, er sah einfach nur schweigend seine Frau an, als wartete er darauf, dass sie sprach. Aber was gab es da noch zu sagen?
Für Lizzy war es, als hätte jemand nach Wochen der Dunkelheit endlich das Licht für sie angeschaltet. Ihr Selbstbetrug in Bezug auf ihre Ehe war geplatzt und in alle Winde zerstreut. Natürlich war es völlig naiv und unrealistisch, aber sie hatte sich bisher nie klargemacht, dass Bianca und Luc ein echtes Liebespaar gewesen waren – sowohl im Alltag, als auch im Bett. Das hatte sie wie manches andere auch schlichtweg ausgeblendet und verdrängt.
Sich jetzt plötzlich damit auseinanderzusetzen, war zuviel für Lizzy. Der Abdruck von Biancas Hand prangte noch immer sichtbar auf ihrer Wange, und Lucs Regungslosigkeit trieb sie langsam aber sicher in den Wahnsinn. Sie musste raus aus dem Apartment, und zwar so schnell wie möglich. Sonst würde sie sich augenblicklich übergeben.
Mit zitternden Knien bewegte sie sich vorwärts, während sich Bianca weiter an Lucs Brust ausweinte. Nur am Rande bekam sie mit, wie er Abriana etwas zuflüsterte, kurz bevor Lizzy die kleine Gruppe erreicht hatte. Gerade wollte sie im Flur verschwinden, als Lucs Hand vorschnellte und sie am Arm packte. Sie zitterte stark, und Luc fluchte leise.
„Nicht“, sagte er mit rauer Stimme und drückte fester zu.
Lizzy blieb kurz stehen, um Luc anzusehen. Dann glitt ihr Blick zu Bianca, die sich an ihn schmiegte, und dann wieder zu Luc. Ihr Mund verzog sich zu einem kleinen, sarkastischen Lächeln. Was für ein lächerliches Bild sie abgaben: der Mann, die verschmähte Verlobte, die Ehefrau.
Vielleicht las Luc ihre Gedanken und legte ihr deshalb seine Hand schwer auf die Schulter – um sie zu beruhigen und sie zu bitten, des Chaos’ mit ihm zusammen Herr zu werden.
„Nicht!“, wiederholte er sanft. „Ich werde mich darum kümmern.“
Darum kümmern? Aufsteigende Tränen schnürten ihr regelrecht die Kehle zu. Wie sollte er sich denn darum kümmern? Und um wen? Um eine hysterische Exverlobte, um eine völlig schockierte, verletzte und hochgradig naive Ehefrau? Oder um ein Baby, das in dieser vertrackten Situation bedingungslos an erster Stelle stand?
Stumm schüttelte sie seine Hand ab und ging davon. Im Schlafzimmer betrachtete sie sich in dem riesigen Spiegel, der gleichzeitig als Schranktür diente. Es war, als würde sie eine Fremde anstarren. Eine unbekannte Frau mit grauen Augen und kastanienbraunen Locken, die ihr lässig in die Stirn fielen.
Es war vorbei, es musste sein. Von nun an war es nicht mehr wichtig, was Bianca ihr alles wutentbrannt an den Kopf geworfen hatte. Es hatte keine Bedeutung mehr, ob das meiste davon nur Teile seiner geschickt lancierten Pressemitteilungen waren, die für die Rettung seiner Ehre sorgen sollten. Das Wichtigste war jetzt das Baby, das Bianca unter dem Herzen trug.
Der erste Erbe der de Santis.
Ich bin hier der Eindringling, erinnerte Lizzy sich energisch. Und das bedeutet, ich muss gehen.
Möglicherweise hatte Bianca recht, und Lizzy verdiente, was auf sie zukam. Seufzend wandte sie sich von ihrem Spiegelbild ab und ließ ihren Blick auf dem breiten Bett ruhen. Dann setzte das unbezwingbare Gefühl ein, diesen Ort sofort zu verlassen – ein starker Fluchtinstinkt, der ihr seelisches Überleben sichern sollte.
Ohne Sinn und Verstand warf sie wahllos ein paar Kleidungsstücke in den ersten Koffer, den sie im Schrank fand. Dann schlüpfte sie in einen schwarzen Hosenanzug, den sie nie zuvor getragen hatte, suchte ihre Handtasche und überprüfte eilig, ob sich ihr Pass und ihre Kreditkarten darin befanden. Alles war an seinem Platz, und vor Aufregung vergaß sie sogar den halbgepackten Koffer, als sie das Schlafzimmer verließ.
Im Flur war es totenstill, selbst von Abriana war weit und breit nichts zu sehen. Und die Tür zu Lucs Arbeitszimmer war fest verschlossen, also ging Lizzy davon aus, dass er sich mit Bianca dorthin zurückgezogen hatte.
Draußen regnete es seit Stunden in Strömen. Zum Glück hielt gleich das zweite Taxi, dem Lizzy zuwinkte, an, und sie stieg erleichtert ein. Am Flughafen
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