Julia Extra Band 0300
getan hast, war falsch?“
Er nahm ihre Hand und küsste ihre Fingerspitzen. „Moralisch vielleicht“, entgegnete er ausweichend.
Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Dann tut es mir leid, dass du dich gezwungen sahst, etwas Unrechtes zu tun – um meinetwillen. Danke dafür“, setzte sie aufrichtig hinzu. Und dann sagte sie etwas, das ihr die ganze Woche über auf dem Herzen gelegen hatte. Sie musste es endlich loswerden. „Ich liebe dich, Luc“, wisperte sie.
Zum ersten Mal hatte sie sich getraut, es laut auszusprechen, und ihr Herz klopfte wie wild. Mehr konnte sie sich ihm gar nicht öffnen, und nun wartete sie atemlos auf eine Reaktion von ihm.
Aber die blieb aus. Eine halbe Ewigkeit sagte er nichts, sondern küsste nur schweigend ihre Finger und sah ihr dabei in die Augen. Dann lächelte er.
„Liebevolle Dankbarkeit von meiner schärfsten Kritikerin“, neckte er sie. „Das war es beinahe wert.“
Für Lizzy glich sein Scherz einem Schlag ins Gesicht. Sie wollte aufstehen, aber Luc hielt sie zurück.
„Nein“, sagte er schnell, „vergiss, dass ich das gesagt habe! Ich stehe nach dieser anstrengenden Woche bloß noch ein bisschen neben mir.“
Wenn er sie damit beschwichtigen wollte, scheiterte er kläglich. Lizzy fühlte sich, als würde ihr Herz endgültig entzweibrechen.
Doch dann fuhr er sanft fort: „Und ich liebe dich auch, bel la mia … Natürlich tu ich das. Warum sonst würde ich meinen Ruf aufs Spiel setzen, wenn nicht für die Frau, die ich liebe?“
Ja, welchen Grund sollte es sonst geben?, überlegte sie verwirrt. Verlangen? Wut? Verletzter Stolz? Die Entschlossenheit, sich von Bianca keine Hörner aufsetzen zu lassen?
Lizzy hätte die Liste endlos fortsetzen können, wenn Luc es zugelassen hätte. „Und ich will dich jetzt, so sehr, dass es wehtut“, versicherte er ihr mit rauer Stimme und küsste sie leidenschaftlich, bis Lizzys Zweifel sich vollständig in Luft auflösten.
Verliebt erwachte sie am nächsten Morgen, nur um festzustellen, dass sie allein war. Für sie war in dieser Nacht etwas geschehen, das sich nicht mehr rückgängig machen ließ. Sie hatte Angst vor dieser neuen Wucht der Emotionen, war ihnen aber trotzdem hilflos ausgeliefert.
Am liebsten wäre Lizzy im Bett liegen geblieben, hätte den Kopf in den Kissen vergraben und die Decke darübergezogen. Sie wollte nicht dem begegnen, was der neue Tag ihr bescherte. Aber Abriana hatte sich angekündigt, und bis zu ihrer Ankunft musste Lizzy ihre Fassung wiedergewinnen.
In der Küche fand sie eine Nachricht, die an den Wasserko cher gelehnt war. Mit zitternden Fingern nahm sie den Zettel in die Hand und entzifferte Lucs große Handschrift. „Abendessen um acht“, hatte er darauf geschrieben. „Ich werden uns einen besonderen Tisch reservieren lassen. Zieh dich schick an! Es wird unser erstes Date.“ Unterschrieben war die Notiz mit: „ Ti amo, Luc.“
Ti amo, Luc …
Dicke Tränen des Glücks liefen ihr über die Wangen.
Ti amo, Luc …
Ihr wäre es lieber gewesen, er hätte es nicht geschrieben. Jetzt würde sie ihn niemals wieder vergessen und schon gar nicht verlassen können. Ihre Gefühle spielten völlig verrückt. Konnte sie seine Liebeserklärung überhaupt ernst nehmen? Oder hatte er den Eindruck, wegen der vergangenen Nacht etwas gutmachen zu müssen?
Wahrscheinlich wollte er diese Ehe unbedingt fortsetzen, und dazu gehörte eben auch ein gewisser liebevoller Umgang miteinander. Nur, wie viel Herz steckte dahinter?
Sie zerknüllte die Nachricht in einer Hand und schlang die Arme schützend um ihren Oberkörper. In ihrer seelischen Erschöpfung ließ sie das Telefon mindestens sechsmal klingeln, bevor sie es abnahm.
„Ja, hallo?“, meldete sie sich.
„Elizabeth?“ Lucs Stimme klang ungewöhnlich scharf. „Warum gehst du selbst ans Telefon? Wo ist Abriana?“
Wieso nennt mich eigentlich nur er Elizabeth?, fragte sie sich. Immer muss er sich von allen anderen absetzen …
„Sie ist noch nicht hier“, stammelte Lizzy.
Es folgte Stille, und in der Leitung knisterte es ganz leicht. Lizzy fiel nichts ein, womit sie das Schweigen brechen konnte.
„Geht es dir gut, cara?“, erkundigte er sich besorgt.
Also war ihm aufgefallen, wie fahrig sie klang. Lizzy biss sich auf die Unterlippe. Es war doch verrückt, wie schnell sie ein einfacher Kosename mittlerweile aus der Fassung brachte.
„Luc, ich denke, ich buche mir einen Flug nach England. Nur um zu sehen, wie es meinem Vater
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