Julia Extra Band 0301
tun. Da sind anderen Kunden, Gianluca, so wie Sie, die meine Aufmerksamkeit fordern.“
„Bestimmt ist darunter niemand, der mit mir zu vergleichen wäre, cara “, erklärte er neckend, und zu ihrem äußersten Missfallen gelang es ihm damit, ihre Fassade zu durchdringen, sodass sie ein wenig errötete.
Als er es bemerkte, wirkte er einen Moment nachdenklich, sagte aber nichts.
Die Rebellin in ihr wollte aufstehen und rufen: Sehen Sie, jetzt ist es passiert, ich erröte wie ein Schulmädchen! Sind Sie nun zufrieden? Nur wusste sie genau, dass sie mit seiner Ant wort darauf nicht hätte umgehen können.
Dabei dachte Gianluca, sie ist also doch in der Lage, auf meine Flirtversuche zu reagieren. Vielleicht war die aufrechte Eileen Armstrong gar nicht das roboterhafte Arbeitstier, als das sie sich immer gab. „Nun?“
„Ja, da haben Sie recht, keiner ist wie Sie.“
„Soll ich das jetzt als Kompliment verstehen?“
Sie zuckte die Schultern. „Ich weiß doch, wie gern sie Probleme lösen, Gianluca, deshalb müssen Sie das schon selbst herausfinden.“
Er lächelte, aber dabei glitzerte es wieder gefährlich in seinen Augen. Ah, sì , sie war clever, deshalb beschäftigte er sie ja auch, und deshalb florierte ihr Unternehmen. Aber war ihr denn nicht klar, dass ihre frostige, zugeknöpfte Art eine ungeheure Herausforderung darstellte und dass ein erfolgsverwöhnter Mann eine derartige Herausforderung unwiderstehlich fand? Als er ihr eine Schale mit Amarettokeksen hinschob, die sie dankend ablehnte, fühlte er, wie sich sein Kampfgeist und seine Libido regte. „Was haben Sie später vor?“
Eileen erstarrte mit der Kaffeetasse in der Hand. „Später?“
„Ja, heute Abend, wenn Sie sich mit Ihrer vielen Arbeit fertig sind“, fügte er ein wenig spöttisch hinzu.
„Ich bin mit Jason zum Essen verabredet.“
Jason? Unwillkürlich runzelte Gianluca die Stirn. Aber dann fiel ihm ein, dass Jason der junge Assistent war, den sie mitgebracht hatte, und tat ihre Antwort mit einer Handbewegung ab. „Warum vergnügen Sie nicht stattdessen mit mir?“
Jetzt runzelte Eileen die Stirn. „Aber wir sind doch erst gestern Abend auf einer Party gewesen!“, rief sie.
Es war ihm gelungen, sie aus der Ruhe zu bringen, das sollte ihn freuen. Aber das entsetzte Gesicht, das sie dabei machte, war geradezu beleidigend. „Das war doch Arbeit“, murmelte er. „Heute Abend können wir ganz zwanglos feiern.“ Unwillkürlich ließ er dabei den Blick über ihre streng zurückgekämmte Frisur gleiten. Vielleicht würde er ihr Haar dann ja mal offen sehen.
Für Eileen kam die Einladung völlig unerwartet. Einen Moment lang malte sie sich aus, wohin er sie wohl entführen würde und was aus einem solchen Abend alles werden konnte. Doch dann traf die Realität sie wie eine kalte Dusche, und mit lautem Klappern stellte sie die kostspielige Kaffeetasse ab. „Ich kann nicht“, erklärte sie wenig überzeugend. „Das ist Jasons erster Job im Ausland, da darf ich ihn nicht allein lassen.“
„Aber Jason ist doch schon ein großer Junge, cara “, spottete Gianluca und kniff die Augen zusammen wie eine Raubkatze vor dem Sprung. „Sie können ihn doch nicht ewig an der Hand halten.“
„Ich lasse meine Angestellten nicht hängen, schon gar nicht, wenn sie das erste Mal in einer fremden Stadt sind.“
„Dann bringen sie ihn eben mit. Kommen Sie zu meinem Weingut.“ Sein Lächeln erreichte seine Augen nicht. Damit bedeutete er ihr, dass er es nicht gewohnt war, Leute überreden zu müssen. „Wir wollen die beste Lese seit zehn Jahren feiern.“
Einen Augenblick wusste Eileen nicht, was er damit sagen wollte. Natürlich war ihr bekannt, dass er ein Weingut besaß – sogar zwei. Aber Weingüter lagen üblicherweise auf dem Land, und sie befanden sich hier mitten in der Stadt. „Ich glaube nicht …“
„Es wird Ihnen guttun, einmal aus der Stadt herauszukommen“, unterbrach er sie ungeduldig, „und mein Anwesen liegt nur anderthalb Autostunden von Rom entfernt.“ Genug war genug! Er zahlte ihr ein königliches Honorar, dafür konnte sie ihm diesen Wunsch erfüllen, verdammt noch mal! Er löste seine Krawatte und ließ sie auf den Schreibtisch fallen. Dann sah er Eileen mit kaltem, durchdringendem Blick an. „Ich schicke einen meiner Fahrer zum Hotel. Ich würde Sie gern selbst mitnehmen, aber ich habe vorher noch etwas in Perugia zu tun.“
„Ich habe nichts anzuziehen“, sagte sie nun wie zu sich selbst.
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