Julia Extra Band 0301
erklärte er schroff.
Er war sich nicht ganz sicher, ob er auf sie wütend war, weil sie ihn veranlasst hatte, auf das Meeting zu verzichten, oder auf sich, weil er sich Sorgen um sie gemacht hatte.
Na ja, eigentlich bin ich schon den ganzen Tag gereizt, gestand er sich ein. Nachdem Beas Weinen ihn geweckt hatte und er aufgestanden war, hatte er nicht mehr einschlafen können. Dauernd hatte er an Mary gedacht, wie warm und kuschelig sie ausgesehen hatte – und das in diesem schrecklichen Pyjama, nicht etwa in einem verführerischen Nichts aus Seide. Wie gern hätte er die falsch geschlossenen Knöpfe geöffnet und Marys glatte Haut gestreichelt, die Hände zu ihren vollen Brüsten gleiten lassen und …
Tyler rief sich zur Ordnung. Bea war krank, Mary machte sich Sorgen, also war es direkt pervers von ihm, zu bemerken, wie verführerisch sie mit dem zerzausten braunen Haar und den vor Müdigkeit ganz dunklen Augen aussah.
Doch für Mary war kein Platz in seinem Leben vorgesehen, das durfte er nie vergessen. Sich vorzustellen, wie es wäre, mit ihr ins Bett zu gehen, war nicht profitabel. Und Profit war letztlich das, worauf es ihm als Geschäftsmann ankam.
In den letzten drei Wochen hatte er ohnehin schon einiges von seiner berühmten und gefürchteten Konzentration und Zielstrebigkeit eingebüßt, weil Mary ihn zu sehr ablenkte.
Kurz blickte Tyler zu ihr. Da saß sie mit nassem, strähnigem Haar und roter Nase, sah elend und völlig unansehnlich aus – und am liebsten hätte er den Wagen gestoppt, sie in die Arme genommen und an sich gepresst, bis ihr wieder warm war.
Zu Hause schickte er sie sofort ins Bad, während er sich um Bea kümmerte.
Mary sank, zufrieden seufzend, ins heiße Wasser. Zumindest war das Ende dieses miserablen Tags nicht schlecht. Endlich war ihr wieder warm, auch wenn die Wärme, wie sie befürchtete, nicht nur vom heißen Wasser kam. Beim Gedanken, dass Tyler auf sein Meeting verzichtet hatte und ihr unverzüglich wie ein fahrender Ritter zu Hilfe geeilt war, wurde ihr erneut warm ums Herz.
Trotzdem bist du nicht seine Traumfrau, erinnerte eine innere Stimme sie.
Mary gab ihr recht und fragte sich, wie oft sie sich noch ins Gedächtnis rufen musste, dass Tyler und sie keinen gemeinsamen Weg vor sich hatten? Er hatte ihr anfangs unverblümt klargemacht, dass sie nicht sein Typ sei und er jede andere heiraten würde, nur sie nicht.
Also keine Fantasien mehr, ihn zu umarmen, zu küssen, die Lippen über seinen festen, muskulösen Körper gleiten zu lassen, bis …
Unvermittelt stand sie auf und griff nach dem Handtuch. So sah es also aus, wenn sie ihre Gefühle zu beherrschen versuchte! Wenn sie so weitermachte, würde sie sich in Tyler verlieben.
Dabei war ihr Herz noch gebrochen nach der Trennung von Alan! Wenn sie nicht acht gab, würde es wieder mit Füßen getreten werden, und dafür konnte sie dann nur sich selber die Schuld geben. Tyler machte keinen Hehl daraus, was er wollte – und das war nicht sie, Mary Thomas!
Sie zog sich an und ging in Beas Zimmer. Tyler saß neben der Kleinen auf dem Teppich. Bea warf ihr Spielzeug weg, er reichte es ihr geduldig zurück, und dieses Spiel schien beiden zu gefallen. Jedenfalls war Bea nicht mehr schlecht gelaunt, sondern gluckste fröhlich und hob den Zeigefinger, als sie ihre Mutter entdeckte.
Rasch wandte Tyler sich um. Mary trug den weiten Rock und das Wickeltop wie am ersten Abend, ihr Haar ringelte sich feucht um das rosig angehauchte Gesicht. Sie lächelte, schien aber irgendwie auf der Hut zu sein.
„Fühlst du dich jetzt besser?“, erkundigte er sich und stand auf.
„Wie neu geboren. Vielen Dank, dass du dich um Bea gekümmert hast.“ Sie nahm ihre Tochter auf den Arm. „So, mein Schatz, jetzt wirst du versorgt. Bestimmt brauchst du eine saubere Windel.“
Allerdings wirkte Bea völlig zufrieden, und es umgab sie auch nicht der verräterische Geruch. Fragend blickte Mary zu Tyler.
Er zuckte die Schultern. „Ja, ich hab’s mal versucht.“
„Du hast ihre Windeln gewechselt?“, hakte sie ungläubig nach. „Du?“
„Du warst ja im Bad!“ Das klang beinah wie eine Rechtfertigung.
Mary wurde die Kehle eng vor Rührung. Er hatte sich so standhaft geweigert, mit diesem Teil der Babypflege zu tun zu haben, dass sie bereits eine Art Gag daraus gemacht hatten. Aber heute hatte Tyler sich überwunden. Ihr zuliebe!
„Danke“, sagte sie nur, und bevor sie es sich anders überlegen konnte, stellte sie sich, Bea
Weitere Kostenlose Bücher