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Julia Extra Band 0302

Julia Extra Band 0302

Titel: Julia Extra Band 0302 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Julia James , Nicola Marsh , Amanda Browning
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zuzusehen.
    Seine große, kräftige Statur und das südländische Äußere – mit rabenschwarzem Haar und olivbrauner Haut – sprachen für sich. Aber es waren die Augen, die Jessica am meisten faszinierten. Himmelblau wie das Meer an einem herrlichen Sommertag. Sie kannte keinen Italiener, der mit einer so eindrucksvollen Augenfarbe gesegnet war. Die Intensität seines Blicks schien anderen Menschen buchstäblich das Leben auszusaugen, und jetzt waren diese Augen auf sie gerichtet.
    Zwischen den Brauen stand eine tiefe Falte, und scheinbar wartete er auf eine Antwort von Jessica.
    Leider war sie derart abgelenkt, dass sie sich nicht an die Frage erinnerte. Schnell konzentrierte sie sich. „Vielleicht glaubt man, Sie benötigen eine Frau an Ihrer Seite, weil … nun … Sie sind schlicht im richtigen Alter für eine Eheschließung.“
    „Finden Sie das etwa auch?“
    Jetzt saß sie in der Falle und fühlte sich rettungslos in eine Sackgasse gedrängt. Automatisch schüttelte sie den Kopf und dachte, wenn er nicht sie vom Fleck weg heiraten wollte, sollte er lieber sein Leben lang Junggeselle bleiben.
    „Eigentlich nicht. Ehrlich gesagt habe ich mir nie sonderlich viele Gedanken über Ihre familiäre Zukunft gemacht“, gab sie leicht ironisch zurück. „Aber Sie kennen die Leute doch. Sobald ein Mann über dreißig ist – und zu dieser Kategorie kann man Sie wohl zählen –, erwartet jeder von ihm, dass er sich fest bindet.“
    „Si“ , erwiderte Salvatore und rieb mit dem Daumen über seinen kantigen Kiefer, auf dem sich schon der Schatten eines Barts zeigte, obwohl er sich jeden Morgen rasierte. „Ganz genau. In meinem Land ist es das Gleiche!“
    Ungeduldig warf er den Kopf in den Nacken. Insgeheim war er davon ausgegangen, dass die Dinge in England anders lagen. Das war einer der Gründe dafür gewesen, nach London zu kommen. Er wollte ein unkompliziertes Leben voller Spaß führen, bevor man ihn in Sizilien dazu zwang, sich eine Ehefrau auszuwählen. Einmal in seinem Leben hatte er vor den Erwartungen fliehen wollen, die mit seinem mächtigen Familiennamen einhergingen – ganz besonders in seiner Heimat.
    Sizilien war eine kleine Insel, dort kannte beinahe jeder jeden. Zu viele Menschen spekulierten schon zu lange darüber, wann und wen der älteste Sohn der Cardinis heiraten würde. Wenn er auf Sizilien länger als ein paar Minuten mit einer Frau sprach, stellten deren übereifrige Eltern sofort im Geiste die Aussteuer zusammen und schielten auf seine Ländereien.
    Zum ersten Mal in seinem Leben wohnte er in einem fremden Land, und bereits nach wenigen Wochen stellte sich heraus, dass die Erwartungen an einen begehrenswerten alleinstehenden Mann trotz Salvatores relativer Anonymität auch hier sehr hoch waren. Für ihn hatte sich also wider Erwarten wenig geändert.
    Frauen schmiedeten Pläne. Und sie stürzten sich wie die Geier auf einen attraktiven Mann, der obendrein ein dickes Bankkonto besaß. Wann hatte er eigentlich zum letzten Mal eine Frau nach ihrer Telefonnummer gefragt? Daran konnte er sich nicht einmal erinnern. Heutzutage schien jede das Adressbuch in ihrem Handy anzuklicken, noch bevor sie überhaupt seinen Nachnamen kannte. Salvatore hatte eine feste, traditionelle Vorstellung von Geschlechterrollen, und aus dieser Tatsache machte er auch keinen Hehl. Die Jagd war ein Vorrecht des Mannes!
    „Jetzt fragt sich nur, wie ich darauf reagieren soll“, dachte er laut nach.
    Jessica war sich nicht sicher, ob sie sich wieder ihrer Arbeit widmen sollte. Vermutlich nicht. Salvatore sah sie an, als würde er einen Kommentar von ihr erwarten, aber es war außerordentlich schwierig für sie, die richtigen Worte zu finden. Wenn er ein guter Freund von ihr gewesen wäre, wüsste sie genau, was sie sagen sollte. Aber er war ihr Vorgesetzter – also wie offen durfte sie ihm gegenüber sein?
    „Tja, das hängt von der Wahl ab, die Sie haben, Sir“, begann sie vorsichtig.
    Mit den langen Fingern trommelte er ununterbrochen auf seiner Tischplatte herum. Das Geräusch ging allerdings im Klang des starken Regens unter, der gegen die Fenster des großen Penthouse-Büros prasselte. „Ich könnte die Einladung einfach ausschlagen“, entgegnete er.
    „Ja, aber dafür müssten Sie einen guten Grund angeben.“
    „Ich könnte eine Erkältung oder eine Grippe vorschieben.“
    Sie lächelte. Allein die Vorstellung von Salvatore Cardini, wie er krank und hilflos im Bett lag, war vollkommen abstrus.

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