Julia Extra Band 0302
Energisch schüttelte sie den Kopf. „Dann werden Sie zu einem anderen Zeitpunkt eingeladen.“
„Stimmt. Aber ich könnte das Essen umarrangieren, damit es auf meinem Territorium stattfindet und ich die zusätzlichen Gäste bestimmen kann.“
„Wäre das nicht ein wenig unhöflich? Damit demonstrieren Sie nur den Wunsch, jede Situation kontrollieren zu müssen.“
Nachdenklich sah er sie an. Manchmal vergaß Jessica, dass sie ihm gegenüber eigentlich nur das sagen wollte, was er von ihr erwartete. Stattdessen sagte sie ihm ihre persönliche Meinung. Vielleicht, weil er sich ihr anvertraut hatte? Hob das die übliche Bürohierarchie zumindest teilweise auf?
Sekretärinnen oder Assistentinnen missverstanden diese Basis oft und gingen dann davon aus, dass dieses Vertrauen stetig weiterwachsen müsse. Aber die Kluft zwischen ihm als Firmenvorstand und ihr als Putzkraft war viel zu groß, als dass die Gefahr bestand, etwas so Dummes anzunehmen. Trotzdem traf Jessica mit ihrer überlegten Art, oftmals ohne es zu wissen, den Nagel auf den Kopf. Genau wie jetzt. Salvatore lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und dachte über ihre Worte nach.
Er hatte nicht vor, Garth Somerville vor den Kopf zu stoßen, indem er die Gesellschaft seiner Frau und ihrer Freundinnen mied. Was konnte es schon schaden, sich mit ein paar Ladys zum Abendessen zu treffen? Es wäre nicht die erste und auch nicht die letzte Verabredung dieser Art.
Trotzdem war er nicht in der Stimmung, sich gegen die Avancen dieser Damen zur Wehr zu setzen. Er war dessen schlicht und einfach überdrüssig, ähnlich wie ein Kind, das immer alle Süßigkeiten bekommt, die es sich wünscht. Dabei spielte das Aussehen der Frauen keine Rolle. Derartig kompromisslos und offen angebotenem Sex fehlte jede geheimnisvolle Verlockung, die Salvatore normalerweise begeisterte.
„Si“ , sagte er gedehnt. „Das wäre mehr als unhöflich.“
Unauffällig zog Jessica ein Tuch und eine kleine Plastikflasche aus ihrem Overall und begann, den Schreibtisch zu polieren. „Dann sieht es wohl so aus, als kämen Sie nicht so leicht davon“, bemerkte sie und verrieb geschäftig ihre Limonentinktur.
Salvatore zog die Stirn in Falten. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie alt Jessica eigentlich war. Zweiundzwanzig? Dreiundzwanzig? Warum, um alles in der Welt, reinigte sie Büros, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Machte es sie etwa glücklich, Nacht für Nacht hierherzukommen, um mit Mob und Eimer um ihn herumzuwirbeln, während er seine tägliche Büroarbeit zum Abschluss brachte?
Gedankenverloren sah er ihr bei der Arbeit zu – nicht dass es allzu viel zu sehen gäbe. Sie war ein recht unscheinbares Wesen und hatte ihr Haar unter einem Kopftuch versteckt, das zu dem unförmigen pinkfarbenen Overall passte, den sie trug. Noch nie hatte Salvatore sie so angesehen, wie ein Mann eine Frau für gewöhnlich betrachtet. Es war ihm einfach nicht in den Sinn gekommen, dass sich ein weiblicher Körper unter diesem Kleidungsstück verbarg. Doch jetzt beobachtete er, wie sich der Stoff des Overalls über Jessicas festen Brüsten spannte, während sie energisch die Oberfläche des Schreibtischs bearbeitete.
Und was für ein bewundernswerter Körper in der Putzuniform steckte! Er bemerkte plötzlich geschwungene, aufreizende Formen und schluckte erschrocken. Diese Entdeckung traf ihn völlig unvorbereitet und machte ihn zum Opfer einer plötzlichen und unbändigen Lust.
„Könnten Sie mir einen Kaffee machen?“, bat er mit erstickter Stimme.
Jessica legte ihr Tuch beiseite und fragte sich im Stillen, ob der berühmte, arrogante Kopf von Cardini Industries davon ausging, dass seine Büroräume sich über Nacht wie von selbst reinigten. Überall auf dem Tisch prangten runde Abdrücke von seinen Espressotassen. Außerdem verteilte er während der Arbeit eine Unmenge Stifte überall im Raum, die Jessica jeden Abend wieder einsammelte und zurück in einen silbernen Korb steckte.
Ruhig begegnete sie seinem saphirblauen Blick, ohne auf sein Anliegen zu reagieren. Männer wie er gingen davon aus, dass ihr Leben um sie herum anstandslos für sie organisiert wurde. Eine ganze Armee von Angestellten arbeitete im Hintergrund als Teil einer großen Maschinerie, die er allein anführte.
Wie er wohl reagieren würde, wenn ich ihm sage, dass ich nicht dafür bezahlt werde, ihm Kaffee zu kochen, fragte sie sich. Immerhin steht das nicht in meinem Arbeitsvertrag. Ich sollte ihm
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