Julia Extra Band 0302
Zungenspitze berührte er ihr Ohr. „Du willst es auch. Du weißt, dass es so ist.“
Plötzlich realisierte sie, dass sie gerade auf dem Rücksitz eines Autos verführt wurde. Als sie Salvatores Hand zwischen ihren Beinen spürte, wirkte das wie ein Kübel Eiswasser auf Jessica.
„Was tust du da?“, fuhr sie ihn schwer atmend an.
„Du weißt genau, was ich tue. Ich werde mit dir schlafen.“
„Nein, das wirst du nicht!“
„Aber du möchtest es doch auch.“
Die Selbstsicherheit stand ihm ins Gesicht geschrieben, und das Schlimmste war: Er hatte recht. Sie wollte ihn tatsächlich, mehr als irgendjemand anderen auf der Welt. Aber um welchen Preis? Dabei verlor sie vielleicht ihre Würde und obendrein noch ihren Job. Eilig zerrte sie ihr Kleid hinunter, das bis weit über die Knie hochgerutscht war. „Möglicherweise einen Moment lang. Aber das war heute Abend ganz bestimmt nicht mein Plan!“
„Nein?“, fragte er gereizt. Von einer Frau derart abgewiesen zu werden, missfiel ihm sehr. Und dann auch noch von einer wie ihr! „Mir war nicht klar, dass wir uns auf eine Art Schlachtplan geeinigt hätten.“
„Darum geht es nicht, und das weißt du.“
„Nein?“
„Nein.“ Jetzt ärgerte sich Jessica, nicht nur über sich, sondern auch über Salvatore. „Glaubst du, ich würde einfach so mit dir ins Bett hüpfen?“
Für den Bruchteil einer Sekunde war er sprachlos. „Wir waren dicht dran, Jessica“, erwiderte er schließlich trocken.
„Ein elegantes Essen und die Fahrt in einer Limousine sollen reichen, damit ich mich dir aus Dankbarkeit an den Hals werfe?“
Die Diskussion begann ihn zu langweilen. „Darauf hatte ich es nicht abgesehen.“
Dummerweise fachte dieser Kommentar ihren Ärger erneut an. Also hatte er sie von Anfang an als nicht attraktiv genug eingestuft. War sie zu unscheinbar, um männliches Interesse zu wecken?
Was wäre geschehen, wenn ich mit ihm geschlafen hätte, überlegte sie. Ob er mich mitten in der Nacht weggeschickt und von seinem Fahrer nach Hause bringen lassen hätte? Wie ein Spielzeug, dessen man müde geworden ist? Oder schlimmer noch: Ob er mir Geld für ein Taxi gegeben hätte, damit ich aus seinem Bett verschwinde?
„Wir sind ein Mann und eine Frau“, versuchte er zu erklären. „Und manchmal überfällt einen die Leidenschaft, wenn man sie am wenigsten erwartet. So ist das Leben.“
Während er sprach, fuhr er mit einer Hand durch ihr schimmerndes Haar. Diese harmlose, zärtliche Geste brachte für Jessica das Fass zum Überlaufen. So etwas tat ein echter Liebhaber, wenn er eine Frau verführen wollte, und diese Zärtlichkeit war pure Berechnung. Sie mochte zwar keine Expertin in Liebesdingen sein, aber sie wusste, was man sich als Frau mit ein wenig Selbstachtung gefallen lassen durfte – und was nicht.
Wenn sie Salvatore jetzt nachgab, konnte sie ihn auch gleich direkt darum bitten, sie wie einen Wegwerfartikel zu behandeln. Denn morgen war das Verlangen verraucht, und die kalte Realität würde ein hässliches Licht auf die Ereignisse der Nacht werfen. Bestimmt wäre er ihr spätestens wenn sie sich in seinem Büro begegneten dankbar für ihr umsichtiges Eingreifen.
Entschlossen zog sie ihren Kopf zurück. „Vielleicht funktioniert das in deinem Leben so“, erklärte sie mit Nachdruck. „Aber ganz sicher nicht in meinem.“
Vergeblich suchte Salvatore in ihrem Gesicht nach einem schwachen Lächeln oder irgendeinem anderen Hinweis darauf, dass sie scherzte. Ungläubig musste er feststellen, dass sie nicht kokettierte, sondern jedes ihrer Worte todernst meinte. Ihr vorgeschobenes Kinn räumte auch den letzten Zweifel aus, und Salvatore fühlte sich mit einem Mal recht sonderbar.
Das war noch schlimmer als in Sizilien. Dachte sie etwa allen Ernstes, er würde ihr formell den Hof machen? Dass sie jede Nacht in den Genuss seiner Gesellschaft käme? Am ersten Abend gab es einen Kuss, am zweiten durfte er ihre Brüste berühren, bis sie ihm schließlich irgendwann atemlos ihren Körper schenkte?
Er hatte weder die Zeit noch die Lust, einer Frau nachzujagen, für die sein Verlangen ohnehin nicht allzu stark war. Sie sollte ihrem Schicksal danken, dass er sich überhaupt mit ihr abgab! Sein Mund verzog sich zu einem abfälligen Lächeln. Diese kleine Träumerin hatte sich gerade um die beste Erfahrung ihres Lebens gebracht.
„Wenn du glaubst, diese lächerliche Demonstration würde dir in meinen Augen einen höheren Status verleihen, täuschst
Weitere Kostenlose Bücher