Julia Extra Band 0303
Hosenanzug zu tragen, den sie sich für die Hochzeit ihres Bruders gekauft hatte. Immerhin war er ein kleines Vermögen wert, und sie hatte ihn nur einmal angehabt.
Doch diesen Vorschlag lehnte Cesare rundheraus ab, ebenso wie er ihre angebliche Phobie vor Designer-Boutiquen und lästigen Anproben ignorierte und sie ins teuerste Brautmodengeschäft Londons schleppte. Selbstverständlich wurde der Laden fürs normale Publikum geschlossen, bis die Braut des Multimillionärs das Passende gefunden hatte!
Was Sam schließlich dazu bewog, bei diesem Brautkleid zu nicken, war seine täuschende Schlichtheit. Das trägerlose Satinkleid mit dem Korsagenoberteil umschloss ihre immer noch grazile Figur bis über die Hüfte wie ein Handschuh und endete in einem Glockenrock in Knöchelhöhe. Zunächst war Sam noch etwas irritiert wegen der bloßen Schultern und des großzügigen Dekolletés, doch beide Verkäuferinnen versicherten ihr lächelnd, es sähe einfach perfekt aus.
Okay, das konnte natürlich auch mit dem astronomischen Preis der Designer-Robe zusammenhängen, doch spätestens Tims glühender Blick zeigte Sam, dass die beiden sie wohl nicht belogen hatten.
In der Sekunde, als sie ihr Brautkleid mit einem leichten Nicken akzeptierte, setzte Sam in der Nobelboutique eine gut geölte Maschinerie in Gang, die sie atemlos machte und zwei Stunden später immer noch völlig erschlagen in die weichen Ledersitze einer Luxuslimousine sinken ließ, deren Kofferraum vor Tragetaschen und Paketen überquoll.
„Dies ist eine Hochzeit.“ Tims Stimme brachte sie in die Gegenwart zurück. „Da kann nichts zu viel sein.“
„Es ist nicht diese Art von Hochzeit“, fühlte Sam sich bemüßigt, richtigzustellen. Doch gleich darauf biss sie sich reuig auf die Unterlippe.
Timothy wich ihrem direkten Blick diskret aus und zauberte mit einem zaghaften Lächeln und großer Geste ein wunderschönes Blumenbukett hinter seinem Rücken hervor. „Ich hoffe, ich bin nicht zu aufdringlich? Es ist eine Hochzeit, und zu der gehören zwingend Blumen.“
„Danke …“, murmelte Sam und nahm das Bukett entgegen.
„Und zwar je mehr, desto besser“, behauptete er fröhlich, um Sam die sichtliche Verlegenheit zu nehmen. „Das weiß ich deshalb, weil ich mich leichtsinnigerweise anbot, diesen Posten anlässlich der Hochzeit meiner Schwester zu übernehmen. Was glauben Sie, wie viel Blumen man erst für eine richtige Hochzeit braucht …“
Entsetzt starrte der arme Tim Sam an, die zum ersten Mal an diesem Tag ein echtes Lächeln zeigte. „Schon gut, ich weiß, was Sie eigentlich sagen wollten.“
Tim war klug genug, auf weitere zweifelhafte Erklärungen zu verzichten, und musterte Sams blasses Gesicht. „Sind Sie sich auch wirklich sicher in dieser Sache?“, fragte er plötzlich ganz ernst.
Sam war sich in gar nichts mehr sicher, außer dass Cesare der Vater ihres ungeborenen Kindes war und sie ihn von ganzem Herzen liebte.
„Schlagen Sie mir etwa vor zu fliehen, Tim?“
„Wenn Cesare sich seiner sicher ist, könnten Sie unsichtbar sein und bis ans Ende der Welt laufen … er würde Sie finden“, eröffnete er ihr schlicht und schlug sich im nächsten Moment die Hand vor den Mund. „Himmel, das hört sich ja richtig bedrohlich an, dabei wollte ich nur …“
„Ich weiß genau, was Sie sagen wollten.“ Sam seufzte. „Ja, er ist … hartnäckig und unerbittlich. Aber keine Angst, ich weiß, was ich tue. Und sollte es nicht funktionieren, gibt es ja eine ganz einfache Lösung …“, murmelte sie und dachte an Cesares lässige Bemerkung, dass Ehen ja nicht unbedingt bis in Ewigkeit halten müssten.
„Scheidung?“
Sam konnte Tims schockierten Gesichtsausdruck vollkommen verstehen. Immerhin war es nicht gerade ein gutes Thema, über das man noch vor der Hochzeit mit einer Braut diskutierte.
„Nun … so etwas passiert immer wieder. Aber keine Angst, ich werde versuchen, es nicht so weit kommen zu lassen“, versprach Sam.
Erst, als er in dem schmucklosen, anonymen Raum stand, dämmerte es Cesare, dass dies vielleicht nicht ganz die Hochzeit war, von der die meisten Mädchen träumten.
Von was für einer Hochzeit hatte wohl Samantha geträumt?
Hatte sie überhaupt geträumt …?
Er hatte keine Ahnung. Und zwar deshalb nicht, weil er es versäumt hatte, sie danach zu fragen. Ihm war sehr wohl bewusst gewesen, dass sie sich immer noch in einer Art Schockzustand wegen der ungeplanten Schwangerschaft und der überraschenden
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