Julia Extra Band 0313
blockiert hatte? Außer, indem sie die Wahrheit sagte?
Aber war das überhaupt nötig?
Maria küsste sie auf beide Wangen. „Geht es Ihnen jetzt besser, Kindchen?“
„Ja, danke.“
„Das geht vorüber“, kamen die tröstlichen Worte der dreifachen Mutter.
Lyssa errötete heiß. Offensichtlich ließ sich ihr Zustand nicht vor einer Frau verbergen, die dasselbe durchgemacht hatte. Und das mehrmals.
„Ricardo ist mit seinem Onkel zusammen. Wenn Sie nichts anderes vorhaben, möchten Sie mir vielleicht beim Kochen helfen?“, schlug Maria vor. „Ich könnte Ihnen das eine oder andere beibringen.“
„Das ist eine großartige Idee!“ Lyssa strahlte. „Ich binde mir nur schnell die Haare zusammen, dann komme ich in die Küche.“
Am späten Vormittag kam Ricardo mit seinem Onkel von einem längeren Spaziergang zurück. Sie hatten sich hauptsächlich über Belange von Amalfitori unterhalten, und es hatte Ricardo gewundert, wie viel Wert Onkel Alberto auf seine Meinung zu legen schien, obwohl er doch drei Söhne hatte, die ihn alle bestens beraten konnten.
Als sie durch die Hintertür in die Küche kamen, klang ihnen fröhliches Gelächter entgegen. Am großen Tisch standen seine Tante und Lyssa, offensichtlich sehr beschäftigt – mit Kochen! Lyssa hatte einen Fleck roter Soße auf der Wange und schien sich, ihrem Lächeln nach zu urteilen, bestens zu amüsieren.
Als sie aufblickte und ihn entdeckte, wurde ihr Lächeln noch strahlender. Das ließ ihn hoffen, dass sie sich freute, ihn zu sehen.
Er freute sich umgekehrt ja auch, sie endlich zu Gesicht bekommen. Seit einigen Tagen zählte er morgens fast die Minuten, bis sie endlich auf der Bildfläche erschien. Leider war sie offensichtlich eine ausgesprochene Langschläferin.
Nach dem leidenschaftlichen Kuss am gestrigen Abend war Ricardo das Warten auf Lyssa heute besonders schwergefallen.
„Maria bringt mir richtiges Kochen bei“, erklärte sie fröhlich.
Ihm wurde ganz warm ums Herz, was er sich nicht erklären konnte. Noch nie hatte er eine Freundin mit zu seinenVerwandten genommen. Zum einen passten sie nicht in diese Umgebung, und zum anderen waren sie ja keine Freundinnen, nur flüchtige Bekannte.
Lyssa hingegen schien in dieser Küche zu Hause zu sein. Seine Tante ließ sonst niemand an ihren Herd, aber nun bildeten die beiden Frauen anscheinend ein echtes Team. Und beide wirkten ausgesprochen glücklich.
Na ja, Lyssa war auch nicht seine Freundin!
Sie hatte nur ganz offensichtlich sofort Freundschaft mit seiner Tante geschlossen.
Die wandte sich ihm zu, während sie etwas umrührte, und verkündete: „Lyssa ist ein echtes Naturtalent. Ihr zukünftiger Ehemann ist ein wahrer Glückspilz.“
Ricardo spürte etwas wie einen Boxhieb in den Magen. Die Vorstellung, dass Lyssa nicht nur nach Australien zurückkehrte, sondern dort einen Mann heiratete und glücklich machte, behagte ihm gar nicht.
„Zurzeit ist Gino mein Testesser“, erklärte Lyssa und wies mit der mehlbestäubten Hand ans Ende des großen Tischs. „Er macht seine Sache sehr gut.“
Jetzt erst entdeckte Ricardo den Fahrer und Reiseleiter von Amalfitori, der sich von seinem Unfall offensichtlich erholt hatte.
„Hallo, Gino. Wie geht’s? Alles wieder in Ordnung?“, erkundigte er sich.
„Hallo, Rico. Danke, mir geht’s ausgezeichnet. Vor allem, seit ich Lyssa kennengelernt habe. Sie ist eine echte Schönheit, stimmt’s?“
Was ist hier vor sich gegangen, während ich mit Onkel Alberto draußen war?, fragte Ricardo sich empört. Immerhin hatte er Lyssa zuerst kennengelernt – und entdeckt, wie bezaubernd hübsch sie war. Darauf musste ihn einer wie Gino nicht erst aufmerksam machen!
„Wir haben uns gut unterhalten“, berichtete Gino weiter. „Vor allem über die bisherige Tour. Ich hätte einiges ja anders gemacht, aber ich bin dir trotzdem dankbar, dass du für mich eingesprungen bist!“
Was fiel dem Kerl eigentlich ein? Hielt er sich wirklich für besser? Wollte er ihn, Ricardo Rossetti, bei Lyssa ausstechen? Zumindest als Reisebegleiter? Das kam nicht infrage, und das würde er Gino klarmachen, notfalls handgreiflich, wenn der …
„Möchtest du ein Stück Birnenkuchen?“
Die Frage lenkte ihn von seinem Zorn ab. Oder war es Eifersucht?
„Selbst gemacht!“, fügte Lyssa freudestrahlend hinzu. „Als meine Mutter mir das Backen beibringen wollte, hatte ich immer Besseres zu tun. Dachte ich. Aber jetzt macht es riesigen Spaß. Setz dich doch, Ricardo,
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