Julia Extra Band 0315
aufeinandergetroffen wären.
Sie straffte sich und schob das Glas von sich, damit sie es nicht versehentlich umstieß. „Warum machen wir es uns nicht einfach? Wir müssen uns nur für den Rest meines Aufenthalts in San Francisco aus dem Weg gehen.“ Zum Glück reisten sie in drei Tagen bereits wieder ab, weil ihr Vater seine Praxis schnell wieder öffnen wollte.
Gabriel beobachtete, wie sie das lange Haar über die Schultern schob. Wollte sie so seine Aufmerksamkeit auf ihr verführerisches Dekolleté lenken? Nein, diese Geste passte nicht zu dem Streitgespräch, das sie führten.
„Schenk mir einen Tanz, Bella. Dann überlege ich mir vielleicht deinen Vorschlag“, sagte er rau.
Erstaunt sah sie ihn an. „Du willst mit mir tanzen?“
„Ja, die Gäste sind alle eingetroffen, und die Tanzfläche füllt sich langsam.“
Jetzt bemerkte auch Bella, dass die Musik lauter geworden war. „Aber wieso willst du mit mir tanzen?“
„Warum denn nicht?“
Sie wurde sehr blass. „Weil … na ja, also … weil … Kannst du denn tanzen? Ich meine …“
„Du meinst, weil ich gehandicapt bin?“, fragte er harsch, als ihm bewusst wurde, dass sie offensichtlich sein leichtes Humpeln bemerkt hatte.
Dabei war es schon viel besser geworden. Nach dem Unfall war Gabriel monatelang auf einen Rollstuhl angewiesen gewesen. Anschließend hatte es weitere Monate gedauert, bis er wieder gehen konnte. Es grenzte an ein Wunder, dass er bis auf die Narbe im Gesicht und das leichte Humpeln völlig wiederhergestellt war.
Unwillig schüttelte Bella den Kopf. „Du bist ungefähr so gehandicapt wie ein Tiger auf Beutezug.“
„Es freut mich, dass du das gleich erkannt hast“, sagte er lässig und bemerkte zufrieden, wie sie verlegen errötete. „Ich bin absolut imstande zu tanzen, Bella. Solange es sich um langsame Nummern handelt“, fügte er aufreizend hinzu.
Langsame Nummern! Das hatte ihr gerade noch gefehlt! Gabriel war offensichtlich darauf aus, sie in seinen Armen zu halten. „Eigentlich wollte ich mich jetzt entschuldigen und ins Bett gehen“, sagte sie energisch.
„Darf ich das als Einladung verstehen, dich zu begleiten?“, fragte er sofort.
„Das könnte dir so passen!“ Verflixt, jetzt klang sie fast hysterisch. Vermutlich als Überreaktion auf die verführerische Aussicht …
„Auch gut. Dann werde ich mich wieder unter die Gäste mischen, wenn du gegangen bist, und Brian bitten, mich deinen Eltern vorzustellen.“
Bella war außer sich. „Wie kannst du es wagen, du miese kleine Ra …“
„Ich lasse mich von dir nicht beleidigen, Bella!“ In scharfem Tonfall fiel er ihr ins Wort. Dann lehnte er sich gemütlich im Sessel zurück und betrachtete sie spöttisch. „Entweder du tanzt mit mir, oder ich unterhalte mich mit deinen Eltern. Du hast die Wahl.“
„Was soll denn das?“, fragte sie unwirsch. „Wieso willst du unbedingt mit mir tanzen?“
„Vielleicht, weil ich neugierig bin.“
„Das verstehe ich nicht.“ Verwirrt sah sie ihn an.
Betont langsam ließ er den Blick über sie gleiten – vom schwarzen Haar über das Gesicht und weiter zum Dekolleté.
Bella verschlug es fast den Atem. Gabriel zog sie mit seinem Blick aus! Wütend stand sie auf. „Also gut, Gabriel. Ein Tanz. Und danach wirst du nie wieder ein Wort mit mir wechseln.“
Lächelnd erhob er sich. „Das überlege ich mir, nachdem wir miteinander getanzt haben.“
Bella schüttelte die Hand ab, die er ihr auf den Arm gelegt hatte und entfernte sich schnell einige Schritte von Gabriel, der ihr zum Ballsaal folgte.
Sie war sich seiner Nähe allerdings nur zu bewusst. Seine spöttisch glitzernden Augen, das zufriedene Lächeln, das sexy Grübchen im Kinn, seine geschmeidigen Bewegungen, das alles kannte sie noch sehr gut.
Die Zeitungen hatten berichtet, dass er mehrere Knochenbrüche, Verbrennungen und Schnittwunden davongetragen hatte. Doch in Bellas Augen machten die Narben Gabriel noch draufgängerischer, als er sowieso schon war.
„Perfekt“, sagte er leise, als eine langsame Ballade gespielt wurde. Die Beleuchtung im Ballsaal war nun gedämpft, und einige Paare befanden sich bereits auf der Tanzfläche. Darunter auch Claudia und Benito. „Wie schade, dass es kein Lied über eine Frau in Lila gibt“, sagte Gabriel anzüglich, als er nach Bellas Hand griff.
„Ich würde lieber auf konventionelle Art tanzen“, sagte Bella, als Gabriel sie an sich zog.
„Da muss ich dich leider enttäuschen“, flüsterte er
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