Julia Extra Band 0316
zusammen Schlittschuh laufen. Es gibt eine Bahn auf dem zentralen Platz in Njardvik. Da steht außerdem der größte Weihnachtsbaum, den du je gesehen hast.“
„Größer als der am Rockefeller Center?“
„Mal sehen.“
Diese Aussicht stimmte Christian zufrieden, und Leo wandte sich zum Gehen. Doch Phoebe berührte sacht seinen Arm. „Leo …“ Er drehte sich noch einmal um, und sein Blick ruhte warm auf ihr.
„Wir haben später noch Zeit, um uns zu unterhalten, Phoebe“, sagte er so leise, dass nur sie es hören konnte. „Wenn wir allein sind.“
Allein mit Leo! Und was würde dann passieren? Unwillkürlich begann es, in ihrem Bauch zu kribbeln. „Wann wird das sein?“, fragte sie, obwohl ihr bewusst war, dass Leo das Verlangen in ihrer Stimme hören konnte.
„Bald, das verspreche ich.“ Er klang so sanft, als würde er sie streicheln.
„In Ordnung“, nickte sie. Denn sie wusste, dass sie es dabei bewenden lassen musste, auch wenn ihr tausend Fragen durch den Kopf gingen und sie sich vor Verlangen verzehrte.
Trotz anfänglicher Proteste schlief Christian im Handumdrehen ein. Phoebe blieb wach, ruhelos und ängstlich. Trotzdem schöpfte sie langsam wieder Hoffnung. Sie blickte auf den Palastgarten mit den kahlen Bäumen, deren Äste sich deutlich gegen die Dunkelheit abhoben, und fragte sich, worauf sie ihre Hoffnung stützte.
Und doch war sie da, tief in ihr, wie eine fest verschlossene Knospe, kurz davor, sich zu öffnen, sich im Lächeln eines Mannes zu sonnen, in der Erinnerung an einen Kuss und in dem Glauben – so naiv und unangebracht er auch sein mochte –, dass sie ihm vertrauen konnte, dass er ihr ein Freund sein könnte oder vielleicht sogar mehr.
„Der Fürst erwartet mich“, erklärte Leo der Wache vor Nicholas’ Schlafgemach.
Nicholas saß in seinem kunstvoll geschnitzten Himmelbett. Zahlreiche Kissen stützten ihn, und eine Bettdecke lag wärmend auf seinen Beinen.
„Und“, fragte er mit rauer Stimme, „hat es funktioniert?“
„Was denn?“, erwiderte Leo lässig.
Nicholas seufzte ungeduldig. „Dieser Plan von dir, um die Frau aus dem Weg zu schaffen.“
„O ja.“ Leo lehnte sich gegen einen der Bettpfosten und betrachtete Nicholas’ zerbrechliche Gestalt. „Es funktioniert.“
„Ich verstehe immer noch nicht, warum wir sie nicht einfach ausbezahlen konnten“, grummelte Nicholas. „Oder eine Rufmordkampagne gegen sie anzetteln …“
„Weil es deinem Erben nicht guttun würde, seine Mutter in der Klatschpresse verunglimpft zu sehen. Außerdem habe ich dir doch schon gesagt, dass sie nicht käuflich ist.“
„Und ich habe dir gesagt, dass jeder seinen Preis hat. Bei deiner Mutter waren es fünfzigtausend.“ Er hielt inne, um die Spitze wirken zu lassen, bevor er hinzufügte: „Amerikanische Dollar.“
Leo erstarrte. Er wollte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Am liebsten hätte er gerufen: Lügner! Lügner! Bestimmt hatte seine Mutter ihn nicht für Geld der Fürstenfamilie und ihren Machenschaften überlassen. Doch als er Nicholas’ zufriedenes, hinterhältiges Lächeln sah, wusste Leo, dass es die Wahrheit war und der Fürst nur auf einen Moment wie diesen gewartet hatte, um sie ihm auf dem Silbertablett zu präsentieren.
Auf einmal wurde Leo eiskalt, und ein tiefer Schmerz hinderte ihn am Atmen. Doch er fing sich schnell und lächelte. „Wenigstens hat sie etwas dafür bekommen.“
Da lachte Nicholas heiser und nickte zustimmend. „Also, was hast du mit der Amerikanerin vor?“, fragte er dann.
Dass der König ihm tatsächlich vertraute und glaubte, Leo würde ihm auch weiterhin treu zu Diensten sein, obwohl er ihm den Thron verweigerte, bewies, wie unglaublich arrogant dieser alte Mann war. „Du musst dich mit den Details nicht belasten. Ich setze sie um und regle diese … Unannehmlichkeit.“
„Ja“, krächzte Nicholas belustigt, „das ist sie: eine Unannehmlichkeit.“ Dann ordnete er die Kissen in seinem Rücken. „Hauptsache, du kümmerst dich darum, und zwar bald.“
„Bis morgen Abend ist die Sache erledigt“, vergewisserte Leo ihm mit schrecklich unbewegter Stimme.
„Gut.“ Nicholas zog die Decke hoch, und ein trockenes Husten erschütterte seinen knochigen Oberkörper. Einen Moment empfand Leo fast so etwas wie Mitleid mit dem alten Mistkerl. Selbst Nicholas konnte nichts gegen den Lauf der Zeit tun.
„Jetzt bin ich müde“, keuchte er, „wir reden morgen früh weiter.“
„Natürlich.“ Bevor er das
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