Julia Extra Band 0318
wieder an.
„Ich glaube, es hat Kyle sehr getroffen, dass er nicht mit zum Schwimmen darf“, erzählte sie Ben. „Alle haben den ganzen Tag davon gesprochen, besonders Casper. Alle außer Kyle. Übrigens hat er wieder seine Hausaufgaben nicht gemacht. Aber ich will ihn nicht gleich wieder bestrafen. Wenn er immer nur bestraft wird, frustriert ihn das. Belohnen Sie ihn eigentlich, wenn er etwas gut macht?“
„Das Einzige, was er hier tut, ist seinen Frosch füttern. Dafür soll ich ihn belohnen?“
„Ja, belohnen Sie ihn dafür, dass er so verantwortungsvoll mit dem Tier umgeht.“
Ben dachte darüber nach. „Okay, ich werde mit ihm bei Friendly’s ein Eis essen gehen.“ Er zögerte. „Wollen Sie mitkommen? Es gibt dort das beste Eis in ganz Cranberry Corners.“
Nun war es Beth, die zögerte. „Ich sollte besser nicht.“
„Warum nicht? Wir spielen doch sozusagen im selben Team, oder? Ich wette, Sie essen gern Vanille.“
„Wie langweilig.“
„Dann überraschen Sie mich.“
Und das tat sie. Indem sie tatsächlich kam. Mit dem Fahrrad und mit offenem Haar, das überraschend lang war. Ihre hübschen Wangen waren von der Anstrengung leicht gerötet.
„Ich wusste nicht, dass Lehrer Shorts tragen“, sagte Kyle, der sie zuerst sah. „So etwas sollte verboten sein.“
O Mann, ganz deiner Meinung. Obwohl die Shorts Beth fast bis zum Knie reichten, war der Anblick ihrer Beine ganz klar eine Gefährdung im Straßenverkehr. Sie waren einfach perfekt.
„Was will die hier?“, fragte Kyle, als Beth auf sie zukam.
„Sie will mit uns Eis essen.“
„O“, stöhnte Kyle, „ihr seid verabredet!“ Er klang ganz und gar nicht begeistert.
Beth wollte sich von Ben nicht einladen lassen und ging selbst, um sich ein Eis zu holen. Als sie sich zu ihnen setzte, hielt sie eine Waffel mit einer wilden orange-schwarzen Eiskreation in der Hand.
„Tigereis“, informierte sie Ben.
Dann kam die nächste Überraschung für ihn. Nie hätte er gedacht, dass er den Anblick der jungen Lehrerin, die an einer Eiswaffel leckte, so erotisch finden könnte. Das Eis schmolz schnell, und etwas davon tropfte auf einen ihrer nackten Schenkel. Das war zu viel für ihn. Alles Eis der Welt hätte nicht ausgereicht, um die Hitze abzukühlen, die in ihm brannte.
Er stand ruckartig auf und blickte mit gespieltem Erstaunen auf die Uhr. „Kyle und ich müssen gehen“, sagte er. „Sie wissen ja, die Hausaufgaben.“
Garantiert beleidigte er sie mit seinem Verhalten zutiefst. Wenn sie sauer war, hatte sie allen Grund dazu. Erst lud er sie zum Eis essen ein, und dann ließ er sie sitzen!
Leider würde sie den wahren Grund dafür nie erfahren. Sie würde nie wissen, wie heldenhaft sein plötzlicher Aufbruch gewesen war.
Ben Anderson wünschte sich sein altes, unkompliziertes Leben zurück: Tiefkühlpizzas, Kneipenbesuche mit den Jungs, Training im Fitnessraum. Andererseits fehlte ihm etwas, als Beth am nächsten Abend nicht anrief. Und am übernächsten auch nicht.
Sprach sie nicht mehr ihm? Sollte er sie anrufen? Und ihr sagen, dass er Kyle jeden Abend mit Eis dafür belohnte, dass er sich so gut um seinen Frosch kümmerte? Aber vielleicht sollte er in ihrer Gegenwart vorläufig besser nicht von Eis sprechen.
Nachdem er eine Woche lang erfolglos nach einem guten Vorwand gesucht hatte, um Beth anzurufen, nahm sie ihm die Entscheidung ab. Ihre Nummer erschien auf seinem Handy.
Gleich darauf musste er das Telefon weit vom Ohr entfernt halten – sehr weit. Was die schrille Stimme von Miss Maple betraf, hatte Kyle doch nicht gelogen. Wenn Miss Maple außer Fassung war, klang ihre Stimme tatsächlich schrill. Und jetzt war sie ziemlich außer Fassung.
Schließlich hörte sie auf, ihn anzuschreien. Ihr Atem klang abgehackt – weinte sie etwa? Er wollte sich nicht vorstellen, wie Beth Maple weinte.
„Jetzt noch mal in Ruhe“, sagte Ben. „Während Sie mit der Klasse schwimmen waren, hat jemand mit einem Nagel den Namen meiner Firma in Ihr Auto geritzt? Ist das Ihr Ernst?“
Natürlich war es ihr Ernst. Das war unschwer an ihrer Stimme zu erkennen. Ben stöhnte auf, als sie ihm sagte, was noch in den Lack geritzt worden war: ein Frosch.
„Ich komme, so schnell ich kann“, versprach er und legte auf. Auch wenn es unpassend war, pfiff er vor sich hin. Völlig fehl am Platz war auch das Glücksgefühl, das er empfand, weil er sie gleich wiedersehen würde. Auch wenn sie so erotisch Eis essen konnte, dass es aussah wie eine
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