Julia Extra Band 0326
dringend gebraucht hatte.
„Schön für ihn“, bemerkte Zarek mit einem unergründlichen Unterton, bevor er das Glas an die Lippen hob und einen Schluck Wein trank.
Penny beschloss, klare Verhältnisse zu schaffen. Da er ohnehin nur das Schlechteste von ihr dachte, wollte sie die Situation nicht noch komplizierter machen.
„Wir sind kein Paar“, erklärte sie geradeheraus und beobachtete, wie er daraufhin unmerklich den Kopf hob.
„Habe ich denn irgendetwas gesagt?“
„Nein, aber gedacht.“
„Ach, denke ich das?“
Erneut führte er das Glas an die Lippen, schluckte den Wein allerdings nicht sofort hinunter. Sein glühender Blick ließ erahnen, dass Zarek mit dunklen Erinnerungen kämpfte. Penny war sensibel genug, ihn nicht darauf anzusprechen. Zumindest noch nicht.
Ganz behutsam wollte sie sich an den Mann herantasten, der ihr Ehemann und gleichzeitig ein Fremder war. Sie kannte sein Gesicht, sein attraktives Äußeres, seine Stimme. Aber war dies immer noch der Zarek, den sie geliebt und geheiratet hatte? Sie wusste es nicht. Aber bevor sie sich daranmachte, das herauszufinden, wollte sie noch eine wichtige Sache klären.
„Ich weiß, wie es am Strand für dich ausgesehen haben muss. Aber wenn du gestern Abend noch länger geblieben wärst, hättest du auch gesehen, wie ich ihn weggestoßen habe.“
„Verzeih mir“, erwiderte er zynisch und verzog dabei verächtlich den Mund. „Aber ich musste erst einmal die Tatsache verdauen, dass meine Frau mich für tot erklären lassen wollte.“
„Von wollen konnte nicht die Rede sein. Es lag einfach nahe.“
„Und natürlich hattest du alles sorgfältig durchdacht. Mit Jasons Hilfe.“
„Ich brauchte nun mal Hilfe.“
Penny trank auch einen Schluck von dem Wein. Trotz der geringen Menge machte der Alkohol sich sofort bemerkbar und verstärkte das Gefühlschaos, das in ihr tobte. Da sie die Dunkelheit nun nicht mehr ertrug, setzte sie sich über Zareks Anweisung hinweg und schaltete die nächste Lampe ein. Dann wirbelte sie zu ihm herum und funkelte ihn herausfordernd an.
„Und wie du selbst festgestellt hast, warst du kaum in der Lage, irgendetwas zu tun.“
Sie war sich nicht sicher, ob das Licht half oder nicht. Ja, sie konnte seine Miene erkennen, aber wollte sie wirklich wissen, wie Zarek sie abfällig betrachtete? Wollte sie ihm in die Augen sehen und den Argwohn und die kalte Verachtung darin lesen? Außerdem konnte sie den Blick nicht von der langen Narbe abwenden, die seine schöne gebräunte Haut entstellte.
Impulsiv hob sie wieder die Hand. Sie wollte sich vergewissern, dass er tatsächlich bei ihr war, und verspürte gleichzeitig den verrückten Drang, über die Narbe zu streichen, als könnte sie dadurch den Schmerz auslöschen, den die Wunde verursacht haben musste.
Der Ausdruck, der plötzlich in seinen Augen aufflackerte, veranlasste sie jedoch, die Hand sofort wieder sinken zu lassen und zur Faust zu ballen. Schnell trank sie noch einen Schluck Wein, um sich Mut zu machen.
„Was ist mit dir passiert?“, fragte sie dann unvermittelt. „Man hat uns gesagt, du wärst … tot.“
„Hast du von den Piraten gehört?“ Zarek ging zu den offen stehenden Terrassentüren und lehnte sich daneben an die Wand. Von dort aus beobachtete er Argus, der gerade Witterung aufgenommen hatte und im Gebüsch schnüffelte.
Penny nickte. „Ich wollte es zuerst nicht wahrhaben, weil es mir so abwegig erschien. Aber danach hat es noch mehr solcher Vorfälle gegeben. Wir haben die Berichte im Fernsehen verfolgt – wie die Piraten die Jacht mit dem Beiboot verlassen haben. Zu dem Zeitpunkt wussten wir allerdings nicht, dass sie dich dabei als Geisel genommen hatten.“
„Niemand wusste es.“
Wieder trank er einen Schluck Wein und blickte hinaus in den nächtlichen Garten, der im Mondschein dalag. Als er geistesabwesend seine Narbe berührte, wusste Penny, dass er mit seinen Gedanken offenbar woanders war. Sie schauderte bei der Vorstellung, woher diese rühren mochte. Dass man ihm solche Schmerzen zugefügt hatte und ihn fast entstellt hätte, machte sie wütend und traurig zugleich, auch wenn die Narbe seiner herben Schönheit keinen Abbruch tat.
„Das kleine Boot, in dem sie zu fliehen versuchten, war mit einer Plane zugedeckt, sodass die Soldaten, die an Bord der Jacht gehen wollten, nicht hineinsehen konnten. Es war stockdunkel da drinnen – furchtbar!“
Nachdem er einen weiteren Schluck getrunken hatte, blickte er stirnrunzelnd
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