Julia Extra Band 0327
die Arme um sich und fing an zu weinen. Denn sie sehnte sich immer noch schrecklich nach ihm. Aber sie hatte zu viel Angst davor, ihn zu lieben. Daran würde sich auch nichts ändern.
5. KAPITEL
Isabelle fürchtete sich davor, Luca am nächsten Tag wiederzusehen. Diese Sorge war jedoch unnötig, da er bereits mit einem Kaiserschnitt im OP war, als sie zur Arbeit kam. Nach der Übergabe ging sie also zu ihrer ersten Patientin.
Sie kannte Jodie Kembroke noch aus dem anderen Krankenhaus, wo sie vor zwei Jahren ihr erstes Kind bekommen hatte. Sie war hier, weil dieses Mal das Baby in der Steißlage war.
„Es hat sich letzte Woche gedreht, und alle sagen, dass ich einen Kaiserschnitt brauche. Das ärgert mich“, klagte sie. „Ich wollte das Kind wirklich auf natürliche Weise zur Welt bringen, aber sie lassen mich nicht.“
Isabelle war klar, dass sie Luca zu Hilfe holen musste, sosehr sie ihm auch aus dem Weg gehen wollte.
„Es ist auf jeden Fall sicherer, das Kind per Kaiserschnitt zu entbinden“, antwortete sie ehrlich. „Aber Sie haben bisher nur ein paar kleinere Wehen gehabt, und der Muttermund öffnet sich erst langsam. Wir werden Sie also zunächst beobachten und dann Dr. Valtieri bitten, sich die Sache anzuschauen, sobald er aus dem OP kommt. Es dauert bestimmt nicht mehr lange. Sie können es mit ihm besprechen. Es ist seine Entscheidung.“
Mit etwas Glück würde er bei Jodie eine natürliche Geburt zulassen. Isabelle hatte noch nie eine Steißgeburt miterlebt. Heutzutage waren alle Mediziner so risikoscheu, dass den Müttern nicht einmal der Versuch gestattet wurde. Aber Luca wirkte nicht wie jemand, der sich vor schwierigen Situationen scheute. Außerdem meinte Isabelle sich zu erinnern, dass es sich bei dem Thema einer seiner Arbeiten, die sie im Internet gefunden hatte, um Steißgeburten handelte. Obwohl sie den Inhalt nicht mehr genau im Kopf hatte, glaubte sie, dass er eher ein Befürworter als ein Gegner war.
Isabelle hinterließ ihm eine Nachricht am Stationstresen. Als sie zu Jodie zurückkam, waren die Dinge schon sehr weit vorangekommen.
Ein rascher Blick von Isabelle bestätigte, dass es mit ziemlicher Sicherheit zu spät war für einen Kaiserschnitt. Isabelle drückte den Notrufknopf, schaute zur Tür hinaus und wollte gerade Hilfe holen, da kam Luca um die Ecke.
„Was ist los?“, fragte er.
Rasch folgte er ihr. Während Isabelle ihm Bericht erstattete, stellte er den Notruf ab, desinfizierte seine Hände und streifte sich Handschuhe über. „Hallo, Jodie, ich bin Luca. Dann werde ich Sie jetzt mal anschauen.“
Ruhig und gelassen übernahm er die Führung. „Ich möchte Sie nicht in den OP bringen, Jodie“, erklärte er. „Ich denke, das ist nicht nötig. Sie machen Ihre Sache gut, und wir werden einfach hier weitermachen. Wir lassen einfach der Natur ihren Lauf, okay?“
„Okay“, antwortete Jodie keuchend. „Oh, es kommt!“, schrie sie.
„Lassen Sie einfach los“, forderte Luca sie auf, „und gehen Sie über die Atmung mit. Lassen Sie das Baby die Arbeit tun. Sie machen das prima. Sehr gut.““
Und so kam das kleine Kembroke-Baby zur Welt. Es schrie sich die Lunge aus dem Leib, genau in dem Moment, als sein Vater hereingeführt wurde.
„Oh, Jodie.“ Ihm liefen die Tränen über die Wangen. „Du hast es geschafft! Das ist ja toll!“
Isabelle fing einen so wehmütigen Blick von Luca auf, dass sie überrascht war.
„Es geht mir jedes Mal nahe.“ Sein Lächeln wirkte ein wenig schief.
Sie lachte ein wenig. „Mir auch. Darum liebe ich diesen Beruf.“
„Ich auch.“ Er lächelte den jungen Eltern zu und zog die Handschuhe aus. „Den Rest schaffst du auch alleine, oder?“, fragte er Isabelle.
Sie nickte, und Luca verließ das Zimmer.
„Ich habe noch nie eine Steißgeburt miterlebt. Das war fantastisch“, sagte Isabelle mit leuchtenden Augen, als sie Luca auf einen Kaffee traf.
Luca war fassungslos. „Das finde ich schockierend. Du solltest zumindest wissen, wie es geht. Man muss nicht immer gleich einen Kaiserschnitt vornehmen. Damit ist man nur übervorsichtig. Und wenn mal aufgrund eines Notfalls eine Steißgeburt nötig ist, weiß keiner, was zu tun ist.“
„Ich kenne die Theorie, aber …“
„Das ist nicht das Gleiche wie praktische Erfahrung“, ergänzte er zustimmend. Steißgeburten waren ein besonderes Steckenpferd von ihm. „Wir mischen uns oft viel zu schnell ein und haben einfach zu wenig Vertrauen in die Natur.“
Isabelle
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