Julia Extra Band 0339
haben Handgelenke vom Durchmesser Ihrer Oberschenkel.“
Böser Fehler! Jetzt wird sie annehmen, dass du heimlich ihre Oberschenkel angestarrt hast.
Aber vielleicht denkt sie ja auch an etwas ganz anderes, überlegte Nate, als er den Blick bemerkte, mit dem Morgan seine Handgelenke musterte. Als sie sich zu allem Überfluss auch noch die Lippen leckte, beschloss er, von jetzt an in ihrer Gegenwart keine Körperteile mehr zu erwähnen.
Oder anzusehen.
Zumindest nicht ihre Lippen.
Eine Grundschullehrerin sollte keine solchen Lippen haben dürfen, fand Nate. Und wenn sie sich noch einmal mit ihrer kleinen rosa Zungenspitze darüberfuhr, würde er jede Verantwortung für die Folgen ablehnen.
„Sie sollten sich in Zukunft Werkzeuge kaufen, mit denen Sie auch umgehen können.“ Sein brüsker Tonfall hatte wenig mit ihrer Hammerwahl zu tun, aber das brauchte sie nicht zu wissen.
Morgan blitzte ihn verärgert an, was weitaus besser als das Lippenlecken war. „Ich mag den Hammer“, erklärte sie rebellisch.
„Wirklich?“, forderte Nate sie heraus. „Und was genau mögen Sie daran?“
Sie betrachtete ihren Blue Maxx . Dann ihre Fußspitzen. Dann den umgefallenen Christbaum. Es stand ihr im Gesicht geschrieben, dass sie lügen wollte. Und es nicht konnte.
„Die Farbe“, gab sie schließlich zu und sah ihn dabei mit einem drohenden Wag-es-jetzt-bloß-nicht-zu-lachen- Blick an, der bei ihren sechsjährigen Schülern garantiert funktionierte.
Vielleicht hätte er es auch bei Nate getan, wenn sie nicht zuerst losgeprustet hätte. Mit Morgan zusammen zu lachen – nun schon zum zweiten Mal – war sogar noch verführerischer, als verstohlen die Konturen ihrer Beine unter der formlosen Jogginghose zu mustern.
Es war wie eine Einladung, ans Licht zurückzukehren.
„Ich werde jetzt die Leiste anbringen“, verkündete er übergangslos, als ihm klar wurde, dass er viel zu sorglos mit dem Feuer spielte. Er würde tun, weswegen er gekommen war, und sich dann schleunigst verziehen.
Morgan stellte den Kakao ab, den sie zusammen mit dem Hammer ins Wohnzimmer gebracht hatte. „Zeigen Sie mir, wie es geht. Wenn ich das nächste Mal etwas aufhängen muss, sind Sie vielleicht nicht hier.“
Nicht nur vielleicht, korrigierte Nate sie im Stillen. Noch vor einer Woche hätte er es laut getan. Warum nicht jetzt?
Weil sie ihn – wie ihm trotz seines Vorsatzes, sich von ihr fernzuhalten, sehr wohl bewusst war – wie ein Magnet anzog. Weil sie so süß und bezaubernd war, dass nicht einmal ein hartgesottener Kerl wie er es fertigbrachte, sie zu verletzen.
„Na schön“, sagte er brummig. „Dann kommen Sie mit.“
Es gehörte zu den simpelsten Sachen auf der Welt, zwei Kleiderhaken auf eine Leiste zu schrauben und die Leiste anschließend in die Wand zu dübeln. Trotzdem dauerte es eine halbe Stunde, bis es getan war. In dieser Zeit hatte Nates Hand mindestens ein Dutzend Mal Morgans Arm gestreift. Ihre Schultern hatten sich berührt. Ihre Hüften. Und jede einzelne Sekunde war er sich der gefährlichen Nähe ihrer verlockenden Lippen bewusst gewesen. Unter diesen Umständen war es ein echtes Wunder, dass er es überhaupt geschafft hatte, die Leiste waagerecht anzubringen.
Sie strahlte wie die aufgehende Sonne, als sie sein Werk betrachtete. „Es sieht einfach göttlich aus!“, seufzte sie verzückt.
Abgesehen von dem Loch, das du zu den bereits vorhandenen in die Wand geschlagen hast, als du mit deinem Riesenhammer den Nagel verfehlt hast.
„Versprechen Sie mir, dass Sie den Hammer zurückbringen“, flehte Nate sie an, als er die Spachtelmasse anrührte, die er vorsorglich mitgebracht hatte. Dann bot er ihr an, sie zu Finnegan’s zu begleiten und bei der Auswahl zu beraten. Ein Anruf bei seinem Kumpel Harvey, der dort die Eisenwarenabteilung leitete, hätte es zwar auch getan, aber sein Instinkt sagte ihm, dass sie Harvey weniger vertrauen würde als ihm.
Hör auf damit! Du solltest diese Sache zu einem kurzen, schmerzlosen Ende bringen, bevor es richtig kompliziert wird.
Denn das wäre doch das Beste für sie beide, oder?
Blind für den erbitterten Kampf, den Nate mit sich ausfocht, trank Morgan einen Schluck von ihrem Kakao. Als sie den Becher wieder absetzte, blieb ein wenig Milchschaum an ihrer vollen Unterlippe zurück. „Er ist kalt geworden“, stellte sie fest und krauste dabei entzückend die Nase. „Machen Sie doch eine Pause, während ich schnell einen neuen koche.“
Offenbar ging sie davon
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