Julia Extra Band 0339
die du repräsentierst.“
Sie schluckte hart, dann nickte sie langsam. „Du hast recht“, stimmte sie ihm zu. „Du brauchst keine Träume, sondern ein Wunder. Und zwar ein sehr großes.“
Morgan machte einen letzten prüfenden Rundgang durch ihr kleines Haus. Der Christbaum war abgebaut. Bücher, Geschirr und ein Großteil ihrer Garderobe waren in Kartons verpackt. Die Kleiderhaken hingen noch an der Wand. Es hafteten einfach zu viele Erinnerungen an ihnen, um sie mitzunehmen.
Aber diese Neigung, in alles zu viel hineinzudenken und zu einer großen Sache aufzubauschen, war schon immer ihr Problem gewesen. In den letzten Wochen hatte sie sich dem Traum hingegeben, dass sie, Nate und Ace eine Familie sein würden. Jeder Moment, in dem er ihre Hand gehalten, sie angelächelt, geneckt oder geküsst hatte, hatte diesen Traum genährt – bis er sie gnadenlos auf den Boden der Realität zurückgeholt hatte.
Wir brauchen keine Träume. Vor allem nicht die Art von Träumen, die du repräsentierst …
Nates Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht gewesen, aber sie hatten Morgan nicht annähernd so verstört wie das, was er zu Ace gesagt hatte. Wie hatte er nur etwas so Grausames tun können? Noch immer sah sie seinen kalten, harten Gesichtsausdruck vor sich, der ihr mit aller Deutlichkeit klargemacht hatte, dass nichts und niemand zu ihm durchdringen konnte, wenn er es nicht wollte.
Sie hätte damals dem „Draußen-bleiben!“-Schild an seiner Tür mehr Beachtung schenken sollen, denn es sagte alles aus, was sie über Nate Hathoway wissen musste. Stattdessen hatte sie auf ihr Herz gehört, und ihr Herz täuschte sich immer.
Sobald sie ihre Kids durch die Vorstellung gebracht hatte, würde sie gehen.
Am ersten Weihnachtstag würden alle zu Hause sein und ihr trautes Familienglück genießen. Niemand würde es bemerken, wenn sie in ihr Auto stieg und Canterbury für immer den Rücken kehrte. Sie würde einen Scheck für die Januar-Miete dalassen und ein Umzugsunternehmen beauftragen, ihre Sachen abzuholen, sobald sie wusste, wo sie bleiben würde.
Aber was wird aus den Kindern? schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Wie sollte man mitten im Schuljahr einen Ersatz für sie finden?
Hör auf damit! befahl Morgan sich. Niemand ist unersetzbar, und du wirst ab sofort nur noch an Dinge denken, die dich stark machen und nicht schwächer!
Heiligabend .
Nate hatte gedacht, wenn er sie nie wieder anriefe und ihr den Ring nicht gab, könnte er dem nagenden Schmerz in seinem Bauch ein Schnippchen schlagen. Stattdessen stellte er fest, dass er noch längst nicht alle Schattierungen dieser Empfindung ausgelotet hatte.
Als Cindy und David ihn verlassen hatten, hatte es keine zweite Chance gegeben, keine Möglichkeit zurückzugehen. Sie waren für immer gegangen, und er war gezwungen gewesen, sich zu verabschieden. Aber Morgan lebte und atmete in derselben Stadt wie er, und das Wissen, dass sie sich nur wenige Minuten entfernt von ihm befand, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.
Unaufhörlich hinterfragte er sich selbst. Seine Entscheidungen. Sein Urteilsvermögen. Seine geistige Zurechnungsfähigkeit.
Ace, die ihm normalerweise alles verzieh, strafte ihn mit Nichtachtung, was er ihr in keiner Weise verdenken konnte. Er hasste sich ja selbst für das, was er ihr angetan hatte. Dennoch war er nach wie vor davon überzeugt, das einzig Richtige getan zu haben. Auf lange Sicht würde er seiner Tochter keinen Gefallen tun, wenn er sie in ihrem Hang zu unerfüllbaren Träumen ermutigte.
Es wäre unverantwortlich.
Aber es war auch nicht verantwortlich gewesen, sich in Morgan zu verlieben, und das bekümmerte Nate nicht nur, sondern machte ihn unglaublich wütend. Auf sie. Auf sich. Auf die ganze Welt.
Als Molly und Keith ihn gefragt hatten, ob er sich mit ihnen im Gemeindehaus die Live-Übertragung anschauen würde, hatte er etwas Unverbindliches gemurmelt und im Stillen beschlossen, zu Hause zu bleiben, wo er sich in aller Ruhe selbst zerfleischen konnte.
Und genau das tat er, als es an der Tür klingelte.
Nate ignorierte es, aber wer immer da draußen stand, war nicht bereit, so schnell aufzugeben. Als das Klingeln immer penetranter wurde, sprang er wie ein gereizter Stier vom Sofa auf, wild entschlossen, seine geballte Wut an dem nervtötenden Störenfried auszulassen.
Der Störenfried war Wesley Wellhaven.
Er trug einen Smoking und schien sehr in Eile zu sein. „Ich bin gekommen, um Sie abzuholen, Mr Hathoway“, sagte
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