Julia Extra Band 0339
verantwortlich zu sein.“
„Es hilft doch sicher, dass wir jetzt ein Parlament haben?“
„Ich denke schon. Trotzdem ist noch sehr viel zu tun.“
Wieder einmal wurde Isabella bewusst, wie wenig sie über Adan wusste. „Wie viele Geschwister hast du?“, fragte sie.
„Drei Brüder und eine Schwester, die sehr viel später geboren wurde. Sie ist jetzt zehn.“
„Ich habe mir immer Geschwister gewünscht.“ Isabella war mit ihren Büchern und Privatlehrern, aber ohne Spielkameraden immer sehr einsam gewesen.
Adan schien sie genau zu verstehen. „Ich möchte auch Geschwister für Rafik. Es wäre schön für ihn, mit anderen Kindern spielen zu können.“
„Haben deine Brüder Kinder?“
„Noch nicht. Bisher ist nur einer von ihnen verheiratet. Die anderen finden es spannender, in Europa ein sorgloses Junggesellenleben zu führen.“ Er kniff die Augen zusammen und fragte: „Hat dir das Single-Dasein auch Spaß gemacht?“
Isabella zitterte, was nicht nur an der kühlen Abendluft lag. „Es gab keine Männergeschichten, falls du das meinst.“
„Warum nicht? Du bist doch eine schöne Frau. Und sicher warst du manchmal einsam.“
Ihr Herz schlug heftig. „Und du?“
„Ah, ein typisches Ausweichmanöver: eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten.“ Adans Augen funkelten. „Ja, ich war gelegentlich einsam.“
„Ich auch. Aber, wie gesagt, Männergeschichten gab es nicht.“ Seufzend beschloss sie, ihm die ganze Wahrheit zu sagen. „Irgendwie kam es mir falsch vor. Einmal habe ich allerdings zugelassen, dass ein Mann mich küsste.“
Als Adan sie äußerst finster ansah, wurde Isabella wütend.
„Ich wusste ja nichts von dir“, verteidigte sie sich. „Und außerdem war es nur ein einziger Kuss. Das kannst du von dir bestimmt nicht behaupten“, fügte sie ein wenig trotzig hinzu.
„O doch“, erwiderte Adan gelassen. „Seit unserer Hochzeit habe ich niemanden außer dir geküsst.“
Isabella blinzelte überrascht. „Aber … aber du wolltest doch ein zweites Mal heiraten!“
„Jasmin und ich sind alte Freunde.“
„Ich … ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.“ Ein Mann wie Adan lebte enthaltsam ?
„Es gibt auch nichts zu sagen.“ Unvermittelt stand er auf. „Vielleicht sollten wir jetzt einfach Gute Nacht sagen, immerhin haben wir eine lange Reise hinter uns.“
„Du hast keinen Grund, wütend auf mich zu sein.“ Auch Isabella stand auf und ballte unbewusst die Hände zu Fäusten. „Was erwartest du eigentlich von mir, Adan? Ich gebe mir wirklich Mühe!“
„Ich etwa nicht?“, fragte er kalt.
„Das meinte ich doch nicht. Ich meinte, dass es für uns beide schwer ist und wir nicht viel an der Vergangenheit ändern können.“
„Langsam habe ich das Gefühl, das Ganze war keine gute Idee.“ Adans Blick wanderte zu ihrem Mund, bevor er ihr wieder durchdringend in die Augen sah.
„Aber wir sind doch gerade erst angekommen“, protestierte Isabella. „Und du hast mir zwei Wochen versprochen!“
„Wie du ja weißt, werden Versprechen sehr leicht gebrochen.“ Mit diesen Worten wandte Adan sich um und ließ sie allein zurück.
8. KAPITEL
Adan konnte es nicht fassen: Er hatte gegenüber Isabella zugegeben, dass er seit ihrem Verschwinden keine Geliebte gehabt hatte. Das war keine bewusste Entscheidung gewesen, denn er hatte zwar um sie getrauert, aber vor allem in ihrer Funktion als Rafiks Mutter. Sein Herz war nicht gebrochen gewesen.
Er hatte vorgehabt, sich eine Geliebte zu nehmen oder ein zweites Mal zu heiraten, doch es war einfach nicht passiert. Adan war sehr beschäftigt mit Rafik und der Suche nach einer geeigneten Kinderfrau. Außerdem kümmerte er sich um sein Unternehmen, und nach dem Tod seines Cousins bereitete er sich darauf vor, die Thronfolge anzutreten. Für Liebesaffären war da wirklich keine Zeit gewesen. Adan hatten die Frauen und der Sex gefehlt, doch er hatte wenig Gelegenheit gehabt, dies zu vermissen.
Doch jetzt, in Isabellas Gegenwart, musste er ständig an Sex denken. Und als sie gesungen hatte und Rafik auf ihrem Schoß eingeschlafen war, hatte Adan beschlossen, sie später mit sich ins Bett zu nehmen.
Aber dann hatte sie ihm erzählt, dass sie einen anderen Mann geküsst hatte, und Adan war fast verrückt geworden. Das war natürlich absurd, ein Kuss hatte ja nichts zu bedeuten. Und doch empfand er bei der Vorstellung tiefe Ungerechtigkeit: Er hatte enthaltsam gelebt, während Isabella einen anderen Mann geküsst
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