Julia Extra Band 0342
Schlager klangen übers Wasser.
„Bitte sehr.“ Er reichte jedem von ihnen eine Decke. „Draußen in der Bucht könnte es kühl werden.“
Tristan bedankte sich. Sich an Jayne zu schmiegen erschien ihm die attraktivere Art, nicht zu frieren.
Die Gondel schwankte leicht hin und her, während Tristan den Champagner öffnete und Jayne sich eine Erdbeere in den Mund steckte.
Sie seufzte zufrieden. „Einfach köstlich.“
„Genieße jede Minute.“
„Das habe ich auch vor.“
Der Gondoliere stieß das Boot ab und nahm Kurs auf die Kanäle von Coronado.
„Das ist wunderschön“, sagte Jayne bewundernd. „Und es macht wirklich Spaß.“
„Ich dachte mir, dass es dir gefällt.“
„Mehr als das – es ist perfekt.“
Tristan lächelte zufrieden.
Jayne schaute ihn amüsiert an. „Du siehst aus, als wolltest du sagen: ‚Hab ich’s dir nicht gesagt?‘“
„Hab ich’s dir nicht gesagt?“
„Sei froh, dass du ein Einzelkind bist“, meinte sie.
„Was hat das denn damit zu tun?“, fragte er verwundert.
„Na ja, wenn du der Älteste von mehreren wärst und das immer so selbstgefällig gesagt hättest, hätten dich deine jüngeren Geschwister gehasst. Und wenn du der Jüngste gewesen wärst, hätten deine älteren Geschwister dich dafür verprügelt.“
Grinsend schüttelte Tristan den Kopf. „Dann bin ich richtig froh, ein Einzelkind zu sein. Aber du bist doch auch eines. Woher willst du dann wissen, wie es mit Geschwistern ist?“
„Weil die meisten meiner Freunde aus großen Familien kamen.“
Und eines Tages hätte ich auch gerne eine große Familie.
Eine Familie wie die Stricklands, überlegte Tristan. Wo Kinder, Enkel, Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel und Cousinen allesamt in einem Umkreis von dreißig Meilen lebten.
Er versuchte, das aufkommende Schuldgefühl zu ignorieren. Egal, ob Rich aus einer großen Familie kam oder nicht – er wäre so oder so nicht der Richtige für Jayne gewesen. „Du warst doch bestimmt immer froh, wenn du nach Hause in dein Zimmer gekommen bist, wo du deine Ruhe gehabt hast.“
„Ja, aber ich hätte mein Zimmer gern mit jemandem geteilt, und Lärm hat mir noch nie etwas ausgemacht.“
Tristan hätte auch gern das Zimmer mit ihr geteilt. Jedenfalls bis er die Stadt wieder verlassen musste und sie jemanden gefunden hatte, der ihr das gab, was sie wirklich wollte.
Was für ernste Gedanken! Viel zu ernst für diesen wunderschönen Abend. Er füllte die Gläser mit Champagner und reichte Jayne eines davon.
Die goldgelbe Flüssigkeit perlte im Glas. Jayne hob es empor. „Auf eine schöne Fahrt!“
Auch Tristan hob sein Glas. „Und darauf, dass wir unseren Horizont erweitern.“
Was ihn anbetraf – er war auf dem besten Weg dazu.
Von Anfang an hatte Jayne ihn mit ihrer natürlichen Schönheit und ihrem unwiderstehlichen Lächeln fasziniert. Doch als Richs Verlobte war sie für ihn tabu gewesen. Als er sie dann sieben Monate später wiedergesehen hatte, war er schockiert gewesen, weil sie so schlecht aussah. Auch an die kurzen Haare hatte er sich erst gewöhnen müssen. Doch jetzt saß neben ihm eine wunderschöne Frau, die nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich eine andere geworden war.
Der glockenhelle Klang der Gläser erfüllte die Nacht, als Tristan mit ihr anstieß. Sie tranken beide einen Schluck.
Das Boot begann zu schaukeln, und unwillkürlich rutschte Tristan näher zu Jayne. Er spürte den Druck ihrer Hüfte. Weich und warm. Eine perfekte Kombination. Was für ein Gefühl!
Er biss ein Stück von einer Schokoladenerdbeere ab. „Lecker.“
Jayne nahm auch noch eine. „Ja, sie schmecken wirklich grandios.“
Sie öffnete die Lippen und schloss sie um die Frucht.
Tristan wurde ganz warm in den Lenden. Sie machte ihn wirklich an, aber es war noch zu früh, den ersten Schritt zu tun. Er wollte den Abend nicht verderben, indem er die Dinge überstürzte.
Um sich abzulenken und ein wenig Distanz zwischen sie zu bringen, holte er die Kamera aus der Tasche und schraubte ein Objektiv auf.
Als unbeteiligter Beobachter war er vorläufig auf der sicheren Seite.
Jayne stieß einen komischen Seufzer aus. „Geht das schon wieder los?“
Er richtete die Kamera auf sie. „Lächeln!“
Sie schaute ihn über den Rand ihres Glases an und streckte die Zunge heraus.
„Bitte!“
„Ich hab doch gerade meinen Spaß.“ Doch dann tat sie ihm den Gefallen. „Cheese.“
Er drückte auf den Auslöser.
Auf einmal entdeckte Tristan
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