Julia Extra Band 159
ihr stehen. „Ich möchte nur wissen, warum, zum Teufel, du mir nichts davon gesagt hast, daß du dich am Samstag davon schleichen willst! "
„Hat Edith dir das erzählt?"
„Ja!" Gifford starrte sie an.
Sie reckte das Kinn. „Ich hätte es dir schon noch mitgeteilt", erwiderte sie trotzig.
„Wann denn? Wolltest du klammheimlich Koffer packen und kurz auf dem Weg zum Flughafen bei mir vorbeischauen?"
Ihre Wangen brannten vor Verlegenheit. Genau dieser Gedanke war ihr gekommen, doch sie hatte ihn wieder verworfen. „Natürlich nicht."
„Du und ich, wir haben noch einige Dinge zwischen uns klarzustellen", meinte Gifford, nahm sie beim Arm und führte sie den Weg zurück ins Eden .
Sie nickte. „Ja, erstens müssen wir über die monatliche Summe für Jack sprechen und ..."
„Später", unterbrach er sie. Er zog sie durchs Restaurant und blieb schließlich vor Marquise stehen, die unter einem Tisch mit Jack Verstecken spielte. „Könntest du eine halbe Stunde auf Jack aufpassen?" fragte er das Mädchen und zog einige Geldscheine aus der Tasche. „Ich bezahle auch dafür."
Marquise sah erfreut auf die Banknoten. „Dafür werde ich auch den ganzen Tag Babysitten", erwiderte sie lächelnd.
„Das wird nicht nötig sein", erklärte er rasch, bevor Cass etwas sagen konnte. „Falls Jack anfängt zu weinen - wir sind in der Villa, wenn du uns brauchen solltest." Er nahm Cass wieder beim Arm und zog sie den Palmenpfad entlang Richtung Maison d'Horizon .
„Du brauchst mich nicht so festzuhalten", rief sie empört. „Ich habe nicht die Absicht abzuhauen!"
„Nicht vor Samstag, meinst du wohl!"
„Ich will nicht davonlaufen", verteidigte sie sich, „es wird nur einfach Zeit für mich abzureisen!"
Er warf ihr einen aufmerksamen Blick zu. „Tatsächlich?" fragte er, ließ sie aber los.
Im Maison d'Horizon angekommen, führte Gifford Cass ins Wohnzimmer.
Sie setzte sich in eine Ecke des grün bezogenen Sofas und räusperte sich. „Das zweite, was wir besprechen müssen, sind die Besuchszeiten", erklärte sie. „Wie oft ..."
„Ich will keine Besuchszeiten", unterbrach er sie stirnrunzelnd. „Ich will mit dir leben! "
„Mit mir leben?" wiederholte sie. „Du meinst ... auf die Dauer?"
„Natürlich auf die Dauer", rief er. „Du hast zwar erklärt, du wolltest mich nicht heiraten, aber wie wär's, wenn wir zusammenleben würden? Wir kommen gut miteinander aus, und die sexuelle Seite klappt phantastisch. Aber davon abgesehen ...", er fuhr sich mit der Hand frustriert durch sein dunkles Haar, ,,... liebe ich dich, verdammt noch mal!"
Obwohl seine Worte sie in ein wahres Chaos von Empfindungen stürzten, weigerte sich Cass, einen Luftsprung vor Glück zu machen oder gar dankbar zu sein. Erst mußte sie sich Klarheit darüber verschaffen. „Seit wann das denn?" fragte sie. „Seit du dich Hals über Kopf in Jack verguckt hast?"
„Schon lange vorher. Als wir uns zum erstenmal in London begegnet sind."
Sie schüttelte den Kopf. „Das kommt mir aber sehr verdächtig vor", sagte sie spitz. „Oder hast du vergessen, daß du mit mir Schluß gemacht hast?"
„Warst du traurig darüber?"
„Gewiß. Ich war absolut verzweifelt", entgegnete sie offen, denn jetzt, fand sie, war der Zeitpunkt gekommen, die Wahrheit zu sagen. „Dir mag es nicht so vorgekommen sein, aber ich habe damals geschauspielert."
Gifford setzte sich auf das andere Ende des Sofas. „Das hatte ich vermutet, doch ich war mir nicht sicher. Ich habe mit dir damals Schluß gemacht, weil ich merkte, daß ich nicht nur in dich verliebt war, sondern dich wirklich mit jeder Faser meines Herzens liebte, obwohl wir uns erst wenige Wochen kannten. Da ... da habe ich es mit der Angst bekommen ..."
,,... Und hast alles hingeschmissen und bist davongelaufen?" Cass runzelte die Stirn.
„Ja, weil mir klar war, daß ich alles vermasselt hatte. Bei meinem Vater habe ich mitgekriegt, wie viel Schaden, welch heilloses Durcheinander er in seinen Beziehungen anrichtete, wie viel Schmerzen er seinen Ehefrauen und Kindern bereitete."
„Du hast Geschwister?" fragte sie erstaunt.
„Ja, einen jüngeren Halbbruder und zwei Halbschwestern. Wenn wir zusammenkamen, haben wir immer darüber gesprochen, wie gemein mein Vater uns alle behandelt. Er hat das gewisse Etwas, sieht gut aus und besitzt Humor. Er tut immer so, als würde er sich für uns interessieren und uns lieben, doch der einzige, den er jemals geliebt hat, ist er selbst! "
Er schwieg eine
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