Julia Extra Band 348
deine Taktik war mir neu.“ Und so raffiniert, dass er prompt darauf hereingefallen war, wie er sich wütend eingestehen musste. „Also sag mir die Wahrheit. Oder ist das zu viel verlangt?“, fuhr er sie an.
Als Zara das gefährliche Glitzern in seinen Augen sah, wurde ihr klar, dass sie sich wahrscheinlich keinen Gefallen tat, wenn sie noch länger um den heißen Brei herumredete.
„Also gut. Es stimmt, ich hatte eigentlich kein Recht, auf dem Empfang zu sein … zumindest nicht als Gast“, begann sie mit ihrer Geschichte, und er hörte aufmerksam zu, aber die Skepsis wich nicht aus seinem Gesicht.
„Wirklich, so war es“, beteuerte sie abschließend. „Emma studiert Modedesign und näht schon länger Kleider nach eigenen Entwürfen, und jetzt wollte sie eben endlich auch mal was zeigen.“
„Na, gezeigt hast du jedenfalls genug“, erwiderte er zynisch. „Da blieb der Fantasie nicht mehr allzu viel Raum.“
Zara spürte, dass ihr wieder die Röte ins Gesicht schoss. „Mein Kleid war nicht freizügiger als die meisten anderen Outfits auch.“
Aber keine andere Frau im Saal hat so einen aufreizend üppigen Körper gehabt wie sie, erinnerte sich Nikolai, wobei erneut Begehren in ihm aufstieg. Er fühlte sich extrem angezogen von ihr, auf einer ganz fundamentalen Ebene. Und daran änderte auch diese alles andere als aufregende Kellnerinnenuniform nichts, was ein echtes Problem war. Dabei war Zara ganz zweifellos eine Schwindlerin. Eine Betrügerin. Aber was war neu daran? Alle Frauen waren Betrügerinnen.
„Und was genau solltest du tun?“, wollte er wissen.
„Emma wollte, dass ich dir ihre Visitenkarte gebe.“
„In der Hoffnung, dass ich den guten Onkel spiele und ihr zum verdienten Durchbruch verhelfe?“, fragte er höhnisch.
„So ungefähr.“
„Aber du hast mir die Visitenkarte nicht gegeben, oder?“, fragte er gefährlich leise. „Was ist passiert, Zara? Hast du dir ein höheres Ziel gesteckt, als dir klar wurde, dass es zwischen uns gefunkt hat?“ Er hob spöttisch eine Augenbraue. „Vielleicht hast du dir ja ausgerechnet, dass für dich weit mehr herausspringen könnte als nur eine mickrige Provision von deiner Freundin.“
„Das ist eine gemeine Unterstellung!“, empörte sie sich.
„Erfahrung, Zara“, entgegnete er kalt. „Das ist bittere Erfahrung.“
Zara schaute ihn verstört an. „Du scheinst zu vergessen, dass ich diejenige war, die den Abend beendet hat.“
„So ist es. Aber erst, nachdem du mir ordentlich den Mund wässrig gemacht hast“, erwiderte er. „Das ist der Trick. Einen Mann erst heiß machen und ihn dann auflaufen lassen. Nun, die frohe Botschaft für dich lautet: Es hat geklappt.“
Sie schüttelte den Kopf. „Und warum bin ich dann ausgestiegen und weggelaufen?“
Er zuckte die Schultern. „Vielleicht auch nur ein Trick? Um meinen Jagdinstinkt anzustacheln?“ Er lachte hart auf. „Glaub mir, ich kenne die Frauen zur Genüge.“
„Aber mich kennst du nicht“, betonte Zara entschieden, wobei sie sich fragte, woher diese Bitterkeit bei ihm rührte. „Du irrst dich ganz einfach. Ich bin weggelaufen, weil mir klar geworden war, dass ich die Kontrolle verloren hatte und weg musste. Von dir.“
Für einen Augenblick herrschte Schweigen, bis das süße Lied einer Nachtigall die abendliche Stille zerriss und Zara auffiel, dass es dunkel geworden war.
„Ich weiß nicht, was ich glauben soll“, brummte er schließlich gereizt.
Wieder blieb es einen Moment still. „Es ist dein gutes Recht, an meinen Worten zu zweifeln“, räumte sie ein. „Außerdem ist es jetzt sowieso egal. Dein Geld interessiert mich nicht, deshalb würde ich jetzt gern gehen, okay?“
Aber Nikolai, dessen Blick an ihrem leicht geöffneten Mund hing, erkannte plötzlich, dass ihm ihre Motive völlig einerlei waren. Schwindlerin hin oder her, war das denn wirklich so wichtig? Entscheidend war nur, dass er sie immer noch wollte, sonst gar nichts. Und unerklärlicherweise wollte er sie wirklich … um jeden Preis. Er sehnte sich danach, sich wieder in ihrem Kuss zu verlieren und zu spüren, wie sich dieser aufregende Körper an seinen schmiegte. Am liebsten hätte er sie gepackt und Liebe mit ihr gemacht, und zwar gleich hier, auf der Stelle, um das Feuer zu löschen, das immer noch in ihm brannte.
Doch da Nikolai ein erfahrener Mann war, wusste er, dass es auf das richtige Timing ankam. Und das bedeutete, dass er sich noch etwas gedulden musste. Plötzlich hatte er eine
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