Julia Extra Band 362
sind Sie dann hier?“, fragte sie, erstaunlicherweise völlig ungerührt.
„Mehr fällt Ihnen dazu nicht ein? Ich erzähle Ihnen, dass Ihr Liebhaber tot ist, und Sie fragen mich nur, warum ich hier bin?“
„Mein Liebhaber?“
„Ihr Gönner“, sagte er kalt. „Trifft es das besser?“
„Aber Rami …“
Ihre Stimme versiegte. Er konnte ihr ansehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. „Reden Sie ruhig weiter“, sagte Karim kalt.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich meine, es ist nur … ich …“
„Er hat Sie verlassen.“
In Rachels Kopf wirbelte alles wild durcheinander. Rami war tot. Machte das die ganze Sache schlimmer? Oder besser? Nein. Im Grunde änderte sich dadurch überhaupt nichts. Sie schnappte nach Luft, als sich Karims Hände um ihre Oberarme schlossen.
„Warum lügen Sie mich an, Ms Donnelly? Wir wissen beide, dass mein Bruder Sie bereits vor Wochen verlassen hat.“
Rachel schaute auf. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so viel Verachtung in den Augen eines Menschen gesehen. „Warum fragen Sie, wenn Sie die Antwort bereits kennen?“
„Ich weiß nur, dass es Sie überhaupt nicht kümmert, dass er tot ist“, sagte Karim.
„Au! Sie tun mir weh!“
„Wie schnell haben Sie Ersatz gefunden?“
Sie starrte ihn an. „Ersatz?“
„Einen anderen Trottel, der Ihre Rechnungen bezahlt.“
Sie erdolchte ihn mit Blicken. „Verlassen Sie auf der Stelle meine Wohnung!“
„ Ihre Wohnung?“ Karim zog sie auf die Zehenspitzen. „Rami hat hier alles bezahlt. Und Sie hatten das Glück, ihm das Bett anwärmen zu dürfen.“
„Wenn das ein Glück gewesen sein sollte, dann gnade uns Gott!“
Himmel, er wollte sie so lange schütteln, bis sie ihren eigenen Namen nicht mehr kannte! Früher einmal hatte er seinen Bruder sehr geliebt, aber das war nur noch eine ferne Erinnerung. Trotzdem wurde er jetzt von Wut überschwemmt, weil sie so ein abgebrühtes Miststück war.
„Verdammt“, knurrte er. „Haben Sie denn gar keine Gefühle?“
Ihre blauen Augen blitzten. „Und das fragt ausgerechnet ein Mann wie Sie?“
Plötzlich tanzte ein roter Nebel vor seinen Augen. Karim fluchte, packte sie noch fester.
„Lassen Sie mich los!“, keuchte sie. Sie riss sich los und boxte ihm gegen die Schulter. Er fing ihre Handgelenke ein und presste sie an seine Brust.
„Haben Sie das mit Rami auch so gemacht?“, fragte er wütend. „Haben Sie ihn zur Weißglut gebracht?“ Unnachgiebig zog er sie näher zu sich heran. Umfasste mit einer großen Hand ihr Kinn. Senkte den Kopf und …
Und hielt mitten in der Bewegung inne. Um Himmels willen, was machte er da? Das war nicht er. Er tat doch keiner Frau Gewalt an! Sex und Wut hatten nichts gemein. Auch wenn sie diese Wut angefacht hatte und eine herzlose Intrigantin war, hatte er noch lange kein Recht, sie so zu behandeln.
Er ließ sie los, trat einen Schritt zurück. Räusperte sich.
„Miss Donnelly“, sagte er bedächtig. „Rachel …“
„Gehen Sie!“ Ihre Stimme bebte, ihre Pupillen waren jetzt riesengroß. „Haben Sie mich verstanden? Verschwinden Sie auf der Stelle, sonst …“
„Rachel?“
Karim fuhr zur Tür herum. Dort stand eine mollige, freundlich wirkende Frau mittleren Alters und schaute von Rachel zu ihm und wieder zurück.
„Ist alles in Ordnung, Liebes?“
Als Rachel nicht antwortete, wandte sich Karim zu ihr um. Sie war ganz blass geworden, und er sah, dass sich ihre Brust schnell hob und senkte.
„Mrs Grey.“ Ihre Stimme war ein heiseres Flüstern. „Mrs Grey, wenn Sie vielleicht … wenn Sie vielleicht etwas später noch einmal kommen könnten …“
„Gott, ich dachte fast schon, er ist zurück“, sagte Mrs Grey, wobei sie die Stirn runzelte.
„Nein, ist er nicht.“ Rachel schüttelte den Kopf. „Hören Sie, es tut mir schrecklich leid, aber wenn Sie vielleicht so nett sein könnten und …“
„Aber die Ähnlichkeit ist da, stimmt’s? Obwohl ich wirklich nicht genau sagen könnte, worin genau sie besteht.“
„Mrs Grey“, begann Rachel wieder in fast flehendem Ton. „Ich muss mit diesem … Herrn nur noch kurz etwas klären und dann …“
„Tut mir schrecklich leid, Liebes, aber ich bin sowieso schon spät dran. Ich muss heute nämlich meine Tochter zur Frühschicht mitnehmen.“ Ihr Blick wanderte wieder neugierig zu Karim. „Ist das ein Neuer?“
„Nein“, mischte sich Karim kalt ein. „Ich bin nicht Miss Donnellys neuer Freund.“
„Zu schade, wirklich.“ Die Frau
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