Julia Extra Band 362
Rachel ihrer Schwester bei der Geburt die Hand gehalten. Und es war Rachel, die seine Nabelschnur durchtrennte.
Nachdem Suki mit ihrem Sohn aus dem Krankenhaus gekommen war, hatte Ethan ständig geschrien. Er war hungrig, doch Suki weigerte sich, ihn zu stillen. „Was denn?“, hatte sie schockiert gefragt. „Soll ich mir vielleicht meine Titten ruinieren?“ Auf seine Fertignahrung hatte das Baby mit Erbrechen und Durchfall reagiert, und angewidert hatte Suki es Rachel überlassen, sich um ihren Sohn zu kümmern.
Es war eine Rolle, die Rachel mit Freuden übernahm. Sie besorgte andere Fertignahrung, wechselte die Windeln, und das Baby wuchs und gedieh. Rachel betete den Kleinen an. Sie war es, die Kleidung und Bettchen besorgte, und sie war es, die dem Baby seinen Namen gab. Es war ihr Kind, nicht das ihrer Schwester. Als Suki schließlich ging, war Rachel richtig glücklich, obwohl sie sich schämte, das zuzugeben.
Und jetzt brach eine Welt für sie zusammen.
„Ms Donnelly. Ich habe Ihnen eine einfache Frage gestellt.“
Das Baby begann zu wimmern.
„Na toll“, sagte Rachel. „Brüllen Sie möglichst laut, damit der Kleine richtig Angst bekommt. Machen Sie das immer so? Einfach irgendwo reinzuplatzen, wo Sie nichts zu suchen haben? Und kleine Kinder erschrecken?“
„Ich habe Ihnen eine ganz simple Frage gestellt, und ich erwarte, dass Sie mir antworten! Wessen Kind ist das?“
„Sie sind ein schrecklicher Mensch!“, sagte Rachel, verzweifelt bemüht, Zeit zu schinden.
Er bleckte die Zähne zu einem wölfischen Grinsen. „Das zu hören bricht mir das Herz.“
„Was muss ich tun, um Sie loszuwerden?“, fragte sie.
„Die Wahrheit sagen“, erwiderte er schneidend. „Wessen Kind ist das?“
Rachel schaute ihm in die eisgrauen Augen.
„Ethan ist mein Kind“, sagte sie fest, auch wenn sich ihr dabei der Hals zuschnürte. Aber er war ja tatsächlich ihr Sohn. Nur zur Welt gebracht hatte sie ihn nicht.
„Lassen Sie die Spielchen, Madam, Sie haben mich genau verstanden. Also, wer ist der Vater?“
Da. Das war die Falle. Und nun? Sie hätte sich gleich denken können, dass er sich mit ihrer Antwort nicht zufriedengeben würde. Der Scheich, Prinz, oder was auch immer, war schließlich kein Idiot. Die Ähnlichkeiten mit Rami – besonders beim Teint und den Augen – waren unverkennbar.
„Antworten Sie!“
„Reden Sie leiser. Sie brüllen immer noch …“
„Sie finden, ich brülle?“, brüllte der Scheich.
Wenig erstaunlich, dass Ethan jetzt anfing zu weinen. Der Scheich wirkte konsterniert. Offenbar durfte es nicht einmal ein Säugling wagen, seine hochherrschaftliche Tirade zu unterbrechen.
„Da sehen Sie, was Sie angerichtet haben“, fuhr Rachel ihn an und nutzte die Gelegenheit, um ihm den Kleinen aus dem Arm zu nehmen. Ethans Schreie wurden wütender, sein kleiner Körper zitterte vor Empörung. Der Gesichtsausdruck des Scheichs war unbeschreiblich. Unter anderen Umständen hätte sie sich vielleicht darüber amüsiert, aber im Moment hatte sie alle Hände voll damit zu tun, Ethan zu beruhigen.
Endlich ebbte das Gebrüll ab, bis man nur noch leise Schluchzer hörte.
„Brav, mein Schatz“, flüsterte sie. Sie spürte Karims Blicke im Rücken. Dabei war ihr schmerzhaft deutlich bewusst, dass er sich nicht würde abhalten lassen, sie weiterhin mit seinen Fragen zu drangsalieren. Wenn er es darauf anlegte, würden am Ende Ethan und sie die Verlierer sein.
Rachel hatte plötzlich einen dicken Kloß im Hals. Sie war wild entschlossen, Ethan zu beschützen. Deshalb durfte sie nicht lange fackeln, sondern musste versuchen, diesen Mann schleunigst loszuwerden, damit sie mit Ethan von hier verschwinden konnte.
Rachel atmete tief durch und drehte sich zu dem Scheich um. „Er braucht eine neue Windel.“
„Und ich brauche Antworten.“
„Gut. Die bekommen Sie, sobald ich Zeit habe. Ich schlage vor, wir treffen uns später irgendwo. Sagen wir um vier am Wasserfall … Was ist daran so lustig?“
„Für wie töricht halten Sie mich?“ Sein Lächeln verblasste. „Wickeln Sie das Kind. Ich warte.“
„Erteilen Sie mir in meiner eigenen Wohnung Befehle?“
„Das ist nicht Ihre Wohnung. Es war die Wohnung meines Bruders, von dem Sie sich haben aushalten lassen.“
„Irrtum. Es ist meine Wohnung.“
„Aha. Und mein Bruder hatte rein zufällig einen Schlüssel.“
Sein Ton war schneidend und unerträglich arrogant, und wenn Ethan nicht gewesen wäre, hätte sie sich
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