Julia Extra Band 362
Mutter und die Droge ihrer Schwester. Sie wollte nichts damit zu tun haben.
Sex war eine Falle.
Sex raubte einem den gesunden Menschenverstand – und wofür? Ein paar Minuten Spaß … angeblich .
Rachel wusste nicht, ob das wirklich stimmte oder nicht. Sie hatte es ein paarmal mit einem Mann versucht, aber am Ende war sie einsamer gewesen als je zuvor. Sie kam gut allein und ohne Sex klar, sie brauchte nichts und niemanden. Jedenfalls niemanden außer Ethan.
Und deshalb musste sie den Scheich in diesem Spiel besiegen. Weil sie nicht bereit war, sich ihr Leben von ihm kaputtmachen zu lassen. Sie würde ihr Baby nicht hergeben.
Rachel stand auf und ging zu der Nische, wo Ethan in seiner Trage schlief. Die Flugbegleiterin neben ihm war ebenfalls eingenickt, aber sie spürte Rachels Anwesenheit und fuhr hoch.
„Was kann ich für Sie tun, Miss?“, fragte sie eilig. „Möchten Sie vielleicht etwas zu essen? Es sind Sandwiches da, Obst, Kaffee …“
„Nein danke, ich brauche nichts. Ich wollte nur nach dem Kleinen sehen.“
„Oh, machen Sie sich keine Gedanken, es geht ihm gut. Ich habe ihn vorhin gewickelt und gefüttert und …“
„Ja, wunderbar. Aber jetzt nehme ich ihn wieder mit auf meinen Platz.“ Rachel nahm Ethan in seiner Tragetasche und ging den Gang hinunter. Karim zu übersehen war unmöglich. Er telefonierte mit seinem Smartphone, wobei er den Kopf halb abgewandt hatte und sie offenbar nicht bemerkte. Rachel setzte sich wieder auf ihren Platz und stellte die Tragetasche mit Ethan neben sich ab, dann nahm sie eine bereitliegende weiche Decke und legte sie sich über die Beine. Sie fröstelte. Und sie war hungrig. Aber das Essen des Scheichs verschmähte sie.
Sie wollte nur wissen, was er als Nächstes plante, damit sie sich darauf einstellen konnte. Da war dieser Vaterschaftstest, von dem er gesprochen hatte.
Schlimm genug, dass dieser Test seinen Bruder als Vater bestätigen würde, aber was war, wenn herauskam, dass sie nicht Ethans leibliche Mutter war? Dieses Risiko durfte sie auf gar keinen Fall eingehen. Und das bedeutete, dass sie bei der nächstbesten Gelegenheit fliehen musste.
Karim beobachtete Rachel schon eine ganze Weile unauffällig von seinem Platz aus. Anfangs hatte sie lange steif dagesessen und fast vibriert vor Wut. Sie hasste ihn für diesen Kuss. Oder jedenfalls redete sie sich das ein. Obwohl er ihr innerhalb kürzester Zeit beweisen könnte, dass er ihr diesen Kuss nicht aufgezwungen hatte, dass das Dunkle und Gefährliche, was sich zwischen ihnen eingenistet hatte, nicht allein von ihm ausging.
Gott sei Dank hatte die Vernunft gesiegt.
Er hatte sich wieder beruhigt. Und sie auch. Ihre Schultern wirkten mittlerweile deutlich entspannter, und vorhin war sie aufgestanden, um das Kind zu holen. Er hatte beobachtet, wie sie mit hoch erhobenem Kopf an ihm vorbeigegangen war und ihm einen bitterbösen Blick zugeworfen hatte. Fass mich ja nicht mehr an! hatten ihre Augen gewarnt, aber das wollte er ohnehin nicht.
Der Anblick des Kindes hatte ihn daran erinnert, worum es eigentlich ging. Allein um den Jungen. Wenn er tatsächlich Ramis Sohn war, würde er, Karim, sich seiner annehmen müssen. Das war er ihm und Rami schuldig.
Dass er damit dieser Donnelly den Sohn wegnahm, war nebensächlich, weil der Junge in seinem neuen Leben fraglos besser dran sein würde. Und das würde sie auch einsehen, wenn sie den Jungen wirklich liebte.
Er wollte eben zu ihr gehen und sie beruhigen, als er sah, dass sie das gar nicht mehr nötig hatte – im Gegenteil. Sie sah aus, als ob sie etwas ausheckte. Von wegen beruhigen.
Einmal hatte sie bereits versucht abzuhauen. Und offenbar war sie entschlossen, es wieder zu versuchen, das konnte er ihr ansehen. Nicht dass sie diesmal erfolgreicher sein würde.
Was versprach sie sich davon? Hatte sie immer noch nicht kapiert, dass der Junge für sie eine Goldgrube war? Oder versuchte sie nur, den Preis hochzutreiben? Karim wollte den Jungen, egal zu welchem Preis. Und zwar möglichst ohne Skandal. Er hatte ihr mit einer gerichtlichen Auseinandersetzung gedroht, aber das wäre zweifellos die schlechteste Lösung.
Weiter wollte er nicht denken. Noch nicht. Nicht bevor ihm das Testergebnis vorlag, also morgen. Jetzt musste er nur aufpassen, dass Frau und Kind ihm nicht durch die Lappen gingen.
Sie war stur. Sie war aufsässig. Und geradeheraus. Die übelsten Eigenschaften moderner westlicher Frauen, alle vereint in einer Person. Eine Frau
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