Julia Extra Band 367
Entsetzen über mein Verhalten.
„Ich… musste dich sehen“, brachte sie hervor. „Daddy ist in Peking, und sonst habe ich ja niemanden.“
„Was ist los?“ Zum ersten Mal machte ich mir wirklich Sorgen um sie. „Ist es wegen Jax?“
„Nein.“ Wieder barg sie das Gesicht an meiner Schulter. „Es ist wegen Buffy, meiner ersten Brautjungfer. Sie hat alles ruiniert!“ Erneut brach sie in Tränen aus.
„Was hat sie denn getan?“
„Sie heiratet!“
Während Roly hilflos wirkte, begann George zu grinsen. Wütend funkelte ich ihn an und zählte dabei im Stillen bis zehn.
„Das Problem lässt sich bestimmt lösen, Saffron“, erwiderte ich ruhig. „Aber nicht hier. Wir fahren zu meinem Cottage und reden in Ruhe darüber.“
„Welches Cottage?“, brachte Saffron hervor.
„Das, in dem ich wohne “, sagte ich nachdrücklich, was sie offenbar vorübergehend von ihrer Krise ablenkte.
„Ich dachte, du wohnst in Whellerby Hall.“
„Ich sagte, ich arbeite auf dem Anwesen.“ Ich atmete tief durch. „Das hier ist Lord Whellerbys Haus, und wir stören.“
„Nein … überhaupt nicht …“
„Wer ist Lord Whellerby?“, übertönte Saffron seine stockenden Worte.
Daraufhin drehte ich sie zu Roly um, der verlegen von einem Fuß auf den anderen trat und rot wurde.
„Das hätten Sie mir sagen sollen!“ Unter Tränen blickte Saffron ihn an. „Sie sind so nett zu mir.“
„Keine Ursache. Bitte nennen Sie mich Roly … Ich meine …“
Ich unterdrückte einen Seufzer. So hatte ich mir meinen Kunden nicht vorgestellt! Aber ich musste das Beste aus der Situation machen.
Also ging ich auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. „Das war ein Missverständnis, und es tut mir sehr leid, Lord Whellerby“, entschuldigte ich mich. „Ich bin Frith Taylor, die Bauleiterin – und Saffrons Schwester, wie Sie sicher erraten haben.“
„Freut mich.“ Er schüttelte mir die Hand.
„Vielen Dank, dass Sie sich um sie gekümmert haben. Wir gehen jetzt.“
„Bitte bleiben Sie doch, und … und trinken Sie noch einen Kaffee“, erwiderte er bestürzt.
„Das ist sehr nett von Ihnen“, erklärte ich energisch, „aber wir haben Ihre Zeit schon genug in Anspruch genommen. Komm, Saffron“, fügte ich an meine Schwester gewandt hinzu, die immer noch schluchzte.
„Es fängt an zu regnen.“ Roly zückte ein Taschentuch, das er Saffron reichte, während ich bestürzt zum Fenster blickte.
Tatsächlich hatte der Himmel sich zugezogen, und Tropfen fielen an die Scheiben.
„Sie sind ja völlig außer sich“, sagte Roly an Saffron gewandt. „Setzen Sie sich wieder, und trinken Sie etwas Warmes, bevor Sie in die Kälte gehen“, fügte er hinzu, obwohl Saffron und er offenbar schon Kaffee getrunken hatten.
Mit bebenden Lippen nahm sie das Taschentuch entgegen und tupfte sich damit die Tränen ab. „Sie sind so nett zu mir“, flüsterte sie, was ihm ungemein zu schmeicheln schien.
O bitte, dachte ich und begegnete Georges Blick. Er verzog keine Miene, doch seine Augen funkelten amüsiert.
„Nun, da Ihre Schwester hier ist, geht es Ihnen bestimmt besser“, ließ Roly sich vernehmen. „Sicher macht es ihr nichts aus, noch eine Weile zu bleiben, und vielleicht können wir Ihnen alle dabei helfen, das Problem zu lösen.“
Ich wollte gerade widersprechen, als George mir zuvorkam. „Geben Sie lieber nach“, sagte er mir leise ins Ohr, während sein Freund Saffron galant zum Sofa zurückführte. „Wenn er erst einmal in zusammenhängenden Sätzen spricht, ist er unbeirrbar.“
„Aber das Fundament …“
„Frank ist doch vor Ort. Ich hole neuen Kaffee, und Sie versuchen inzwischen herauszufinden, warum die geplante Hochzeit der teuflischen Buffy Ihre Schwester dermaßen aus der Fassung gebracht hat.“
Also fand ich mich gegenüber den beiden auf dem Sofa wieder, während Saffron, deren Tränen erstaunlich schnell getrocknet waren, sich in Rolys unverhohlener Bewunderung sonnte.
„Ja, es geht mir schon viel besser! Gestern Nacht habe ich kein Auge zugetan, weil ich so aufgewühlt war. Und da ich Frith telefonisch nicht erreichen konnte, musste ich hierherkommen. Es war ein richtiges Abenteuer.“
„Und wie bist du hierhergekommen?“, hakte ich nach.
„Burke hat mich gefahren.“
Das hätte ich mir denken können. Im Fond einer vom Chauffeur unseres Vaters gesteuerten Luxuslimousine zu sitzen, konnte nur Saffron als Abenteuer bezeichnen.
Wieder blickte ich zum Fenster. Es regnete
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