Julia Extra Band 376
Leben hätte sich verändert.
Glücklicherweise hatte ein DNA-Test bewiesen, dass seine Angst unbegründet gewesen war und seine Mutter sich geirrt hatte. Sowohl George als auch sein jüngerer Bruder Ed waren zweifelsfrei die Söhne von David Somers.
Die Zeit bis zum Testergebnis war ein wahrer Albtraum gewesen. George hatte nächtelang wach gelegen und darüber nachgedacht, ob er überhaupt noch zur Familie gehören würde, wenn sich herausstellte, dass er das Ergebnis einer der zahlreichen Seitensprünge seiner Mutter war. Natürlich wusste er, dass sein Vater, seine Stiefmutter, sein Bruder und seine Schwestern ihn genauso sehr liebten, wie er sie. Aber das lag daran, dass sie seine Familie waren. Sie waren mehr oder weniger verpflichtet, ihn gernzuhaben. Und das taten sie auch.
Bis auf einen Menschen.
Zara Somers hatte ihre Söhne verlassen, als George sechs Jahre alt war. Von diesem Tag an bis zu ihrem Tod hatte sie so getan, als existierten sie nicht mehr.
George war klar, dass er das Verhalten seiner Mutter nicht auf alle Frauen übertragen durfte. Und doch hatte er insgeheim immer damit gerechnet, dass seine Freundinnen ihn früher oder später im Stich lassen würden. Den Verdacht, dass sie nur an seinem sozialen Status interessiert waren und nicht an ihm als Menschen, hatte er nie ganz ablegen können.
Ein einziges Mal hatte er es riskiert und sich auf eine Frau eingelassen. Rebecca war eine Kommilitonin an der Uni gewesen, und er hatte wirklich geglaubt, sie würde ihn um seiner selbst willen lieben.
Doch er hatte sich geirrt.
Allerdings hatte seine Herkunft sie nicht für ihn eingenommen – im Gegenteil. Rebecca war nicht damit zurechtgekommen und hatte gesagt, sie könne nicht in einem goldenen Käfig leben und die Rolle der Gattin des angehenden Barons spielen. Obwohl er ihr mehrfach erklärt hatte, dass dieser Adelskram für ihn nur eine vollkommen unwichtige Formalität darstellte, hatte sie darauf bestanden, dass es zu seiner Persönlichkeit gehörte und untrennbar mit ihm verbunden wäre. Er hatte ihr sogar angeboten, seinem Bruder das Erbe und den Titel zu überlassen, doch das hatte sie abgelehnt. „Ich liebe dich zu sehr, als dass ich dich unglücklich machen könnte“, hatte sie gesagt, als sie ihm den Verlobungsring zurückgab.
Und dann war sie einfach gegangen.
Von dem Augenblick an hatte George dafür gesorgt, dass er derjenige war, der zuerst ging. Seine Beziehungen waren seitdem allesamt oberflächlich und kurz gewesen.
„Ja“, erwiderte er. „Mir ging an dem Tag einiges im Kopf herum.“
Serena errötete. „Tut mir leid. Ich habe natürlich in den Zeitungen darüber gelesen.“
Genau wie der Rest der Welt … Für die Klatschreporter war es ein Festtag gewesen, als das Gerücht aufkam, dass die Erben von David Somers eventuell gar nicht seine Söhne waren.
„Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten und ganz bestimmt keine Klatschgeschichte hören.“
Er glaubte ihr. Es war schließlich nicht ihre Schuld, dass seine Mutter so verantwortungslos gewesen war. Oder dass Rebecca es nicht geschafft hatte, ihre eigene Unsicherheit abzulegen und ihrer Liebe eine Chance zu geben.
„Schon gut. Es stört mich nicht, darauf angesprochen zu werden.“ Inzwischen stimmte das sogar. Seit dem Ergebnis des DNA-Tests hatte das Interesse der Paparazzi nachgelassen. Dann hatte Ed offiziell seine Verlobung mit Jane verkündet, und die Presse hatte sich auf die romantische Aschenputtel-Geschichte gestürzt. „Das ist alles Schnee von gestern. In Zukunft werde ich mich nicht mehr so leicht aus der Fassung bringen lassen.“
„Was meinen Sie damit?“, fragte Serena entsetzt. „Sie wollen doch nicht noch einmal mit so einem mörderischen Fallschirm fliegen?“
„Gleitschirm“, korrigierte George sie. „Nein, leider nicht. Meine Familie hat mir das Versprechen abgenommen, es aufzugeben und die Ausrüstung zu verkaufen. Außerdem hat mein Hausarzt mir verboten, Ski zu fahren, solange die Metallplatte noch in meinem Bein ist.“ Er verzog das Gesicht. „Vor mir liegt also ein sehr langweiliges Jahr, in dem ich nur herumhumpeln und alle Leute mit meiner schlechten Laune nerven werde.“
Ein Jahr, in dem er viel zu viel Zeit haben würde, über sich und sein Leben nachzudenken.
Sie lächelte. „Bestimmt finden Sie irgendetwas, womit Sie sich ablenken können.“
Irgend jemand , der ihn ablenkte, wäre ihm lieber. Rein zufällig wäre Serena genau die richtige Person für den Job.
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