Julia Extra Band 376
vergessen, Vanessa: Schwiegersohn.
„Mia ist schnell eingeschlafen, aber ich war irgendwie aufgekratzt. Ich dachte, ein kleiner Spaziergang hilft mir vielleicht.“
„Möchten Sie etwas mit mir trinken? Das hilft Ihnen vielleicht, sich zu entspannen.“
Sie hatte nie viel getrunken und seit der Schwangerschaft mehr oder weniger ganz damit aufgehört. Aber die Nanny kümmerte sich um Mia, warum sollte sie also nicht einmal ihren Prinzipien untreu werden?
Wenn sie Glück hatte, zog Marcus sich vorher auch noch etwas über.
„Ja, gern.“ Sie hatte es kaum gesagt, da erschien auch schon der Butler, wie durch Zauberhand.
„Was möchten Sie? George kann Ihnen mixen, was sie wollen.“
Sie überlegte kurz, was ihr früher gut geschmeckt hatte. „Könnte ich einen Wodka Tonic bekommen? Mit einem Spritzer Limone?“
George nickte und wandte sich Marcus zu. Mit einer Stimme, die so mürbe und alt klang, wie der ganze Mann aussah, fragte er: „Und für Ihre Hoheit?“
„Ich nehme das Gleiche. Und könnten Sie Cleo bitte sagen, dass ich ein neues Handy und eine neue Nummer brauche?“
George nickte und entfernte sich. Jeder seiner Schritte schien mit großen Anstrengungen verbunden zu sein.
Vanessa setzte sich zu Marcus. Als George außer Hörweite war, fragte sie: „Wie alt ist er?“
„Ich weiß es nicht. Über achtzig, vielleicht sogar über neunzig? Ich weiß nur, dass er in der Familie ist, seit mein Vater ein Kind war.“
„Das Gehen scheint ihm nicht mehr leichtzufallen.“
„Er leidet unter rheumatoider Arthritis. Aber auch wenn seine beiden Assistenten mittlerweile die meiste Arbeit erledigen, hilft er doch weiterhin fleißig und hat nicht vor, sich zur Ruhe zu setzen. Wahrscheinlich weiß er gar nicht, wohin er sollte. Wir sind sozusagen seine Familie.“
„Ist das nicht ein bisschen traurig?“ Vanessa wollte niemals so allein sein. Aber vielleicht sah der Butler das Ganze ja anders, und die Nähe zur königlichen Familie und zum übrigen Personal war alles, was er brauchte.
„Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick.“ Marcus stand auf. „Ich sollte mir wohl etwas anziehen, ehe ich mich noch erkälte.“
Als er weg war, streifte Vanessa ihre Sandalen ab und ging zum Pool. Sie setzte sich an den Beckenrand und tauchte die Füße ins Wasser. Es war angenehm warm. Sie war nie gern geschwommen, und auch andere Sportarten hatten sie nicht gereizt, egal, wie sehr ihr Vater sie gedrängt hatte.
Am Horizont wurde der letzte Rest Sonnenlicht von der Nacht verschluckt. Im Garten und im Pool gingen die Lichter an. Vanessas Blick fiel auf Marcus’ Handy, und sie fragte sich, was – oder wer – ihn so aufgeregt hatte, dass er es ins Wasser geworfen hatte.
Gabriel. Was er wohl gerade machte? Wahrscheinlich war er im Krankenhaus, wie fast die ganze Zeit. Trinas Zustand hatte sich noch nicht deutlich verbessert, aber immerhin sprach sie auf die Behandlung an, und die Ärzte zeigten sich vorsichtig optimistisch, dass sie wieder ganz gesund würde. Auch wenn der Gedanke egoistisch sein mochte, wünschte sich Vanessa dennoch, Gabriel würde bald nach Hause kommen.
„Ihr Drink“, sagte Marcus.
Sie zuckte zusammen. Als sie sich zu ihm umdrehte, sah sie, dass er Kakishorts und ein helles kurzärmliges Seidenhemd angezogen hatte. Ob es grau oder hellblau war, konnte sie im schimmernden Licht der Poolbeleuchtung nicht erkennen.
„Entschuldigung, ich wollte Sie nicht erschrecken.“ Er reichte ihr ein Glas, dann setzte er sich zu ihr an den Beckenrand und ließ ebenfalls seine Füße ins Wasser gleiten. Er war ihr so nahe, dass sie ihn fast zu spüren glaubte.
Und tatsächlich, wenn sie mit ihrem rechten Bein nur ein Stück zur Seite rutschte, würde sie sein Bein berühren. Bei dem Gedanken schlug ihr Herz schneller. Auch wenn sie es niemals darauf ankommen ließe.
4. KAPITEL
„Ich war gerade in Gedanken“, sagte Vanessa. „Gabriel hat vorhin am Telefon erzählt, wie seine Schwägerin auf die Medikamente anspricht.“
Marcus nickte. „Ja, die Ärzte sind anscheinend optimistisch.“
„Hoffentlich kommt er bald zurück.“ Sie trank einen Schluck. Die Schärfe des Alkohols trieb ihr fast die Tränen in die Augen. „Hui, ganz schön stark!“
„Möchten Sie etwas anderes?“
„Danke, aber ich mag es.“ Sie nahm noch einen Schluck, einen kleineren dieses Mal. „Der Drink ist schon kräftig, aber der Wodka schmeckt sehr … Ich weiß nicht, sanft irgendwie.“
„George kauft
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