Julia Festival Band 05
Lucy den Kopf zur Tür herein. „Banner? Darf ich reinkommen?“, fragte sie.
Er arbeitete an einer Werkbank, die er unter das hintere Fenster geschoben hatte, um Licht zu haben. „Sicher“, sagte er und legte den Schmirgelblock zur Seite.
Sie hatte sich den dicken, schwarzen Parka sowie schwarze Handschuhe angezogen, und die grüne Strickmütze auf ihren leuchtend roten Locken ließ sie mehr denn je wie eine Weihnachtselfe aussehen. Ihre funkelnden grünen Augen und die rosigen Wangen verstärkten dieses Bild noch. Sein Blick blieb an ihren verführerisch vollen Lippen hängen, und unwillkürlich fragte er sich, wie sie wohl schmecken mochten.
„Ich hoffe, ich störe Sie nicht. Ich war neugierig darauf, wo Sie diese wundervollen Möbel herstellen.“
Er machte eine ausholende Handbewegung. „Das ist es.“
Sie drehte sich langsam im Kreis und musterte die Maschinen, die langen Werkbänke, die Wandregale mit Werkzeug und Materialien sowie die aufgestapelten Hölzer. In einer Ecke stand ein Holzofen, der für eine angenehme Temperatur sorgte. Banner bevorzugte die elektrische Zentralheizung, aber da in dieser ländlichen Gegend häufig der Strom ausfiel, hatte er den alten Ofen seines Großonkels vorsichtshalber behalten.
Lucy bewunderte einige Schaukelstühle und Terrassenmöbel, die sich in verschiedenen Stadien der Vollendung befanden. Dann trat sie zu Banner an die Werkbank und betrachtete die Gegenstände, an denen er gerade gearbeitet hatte. Ihre Augen leuchteten auf. „Sind die für Tyler und Tricia?“
Ein wenig verlegen zuckte er die Achseln. „Glauben Sie, dass sie ihnen gefallen würden?“
„Aber natürlich. Das sind wundervolle Geschenke.“
Sie strich mit einer Hand über die glatte Kufe einer Puppenwiege, die er aus Pinienholz gefertigt hatte, um sie eigentlich an einen Kunstgewerbeladen in Branson zu verkaufen. Nur der letzte Schliff mit sehr feinem Sandpapier hatte gefehlt, und der war soeben fertig geworden. Nun musste er das Holz bloß noch mit Wachs versiegeln.
Neben der Wiege stand eine dreißig Zentimeter hohe Zugmaschine mit einem fünfzig Zentimeter langen Sattelschlepper, der einen Schaufelbagger zog. Banner hatte die Vorlage dazu in einer Tischlerzeitschrift entdeckt und das Projekt, das eine Menge Arbeit gekostet hatte, nur so zum Zeitvertreib angefangen.
Noch bevor er erfahren hatte, dass Joan und Lucy eine Bescherung planten, hatte er beschlossen, diese Spielzeuge Tricia und Tyler zu schenken. Er wollte wie alle anderen dazu beitragen, den Kindern ein schönes Weihnachtsfest zu bereiten, und die Tischlerei war nun mal sein einziges Talent.
„Die Details dieser Aufbauten sind ja toll“, staunte Lucy und bediente den Vorderlader und den Schaufelbagger mit den seitlichen Hebeln. „Da muss wahnsinnig viel Arbeit drinstecken.“
„Ich sehe nicht viel fern und bin selten in Gesellschaft“, entgegnete er erfreut über ihre Komplimente. „Mit Holz zu arbeiten hilft mir, die Zeit zu vertreiben. Diesen Lastzug habe ich nur so aus Spaß gemacht. Ich würde ihn Tyler gern schenken, wenn Sie glauben, dass er ihm gefällt.“
„Welchem Jungen gefällt so was nicht? Und welches Mädchen ist nicht begeistert von so einer Wiege?“
„Was haben Sie denn als kleines Mädchen bevorzugt?“
„Ich habe mit Autos gespielt. Aber ich habe meine Babypuppe echt geliebt.“
„Daran, wie Sie mit Tyler und Tricia umgehen, merkt man, dass Sie Kinder mögen.“
„Ich liebe Kinder und möchte mindestens zwei haben.“ Lachend fügte sie hinzu: „Sobald ich diesen Weihnachtsmannersatz als Vater für die zukünftigen Kinder finde.“
Banners Ansicht nach hätte sich mühelos jemand finden müssen, der bereitwillig diese Rolle übernahm. Sie hatte einem Mann, der an Ehe und Kindern interessiert war, mit Sicherheit sehr viel zu bieten. In diese Kategorie fiel Banner allerdings nicht. Er hatte es mit der Ehe versucht und war kläglich gescheitert. So einen Fehlschlag wollte er gewiss nicht wieder riskieren. Nicht, dass Lucy andernfalls interessiert wäre. Schließlich suchte sie nach einem lustigen Weihnachtsmann, das hatte sie betont.
Mit geneigtem Kopf musterte sie ihn. „Wieso diese finstere Miene? Sie sehen aus, als wäre Ihnen jemand auf Ihren großen Zeh getreten. Was ist los?“
„Nichts. Ich habe mich nur gefragt, ob ich Joan um Erlaubnis bitten sollte, den Kindern die Sachen zu schenken.“
„Sie wird sich bestimmt sehr freuen.“ Lucy ging zu den Schaukelstühlen hinüber.
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