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Julia Festival Band 86

Julia Festival Band 86

Titel: Julia Festival Band 86 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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Seattle sein. Ach, was sage ich hier überhaupt?“ Stirnrunzelnd schob er den Ärmel seines Pullovers hoch und warf einen Blick auf die Uhr. „ Heute Nachmitt ag.“
    „Verschwinde ruhig“, meinte Annie kalt und verschränkte die Arme, „bevor wir zu Ende geredet und eine Lösung für das Problem gefunden haben, an dem du schuld bist.“
    „Fein. Du willst reden? Dann fahr mich ins Hotel, damit ich meine Sachen holen kann. Und danach kannst du mich noch zum Flughafen bringen.“
    Macht zusammen ungefähr eine Stunde, überlegte Annie. So viel Zeit in seiner Gesellschaft würde sie wohl überleben, wenn das bedeutete, dass sie währenddessen gemeinsam einen vernünftigen Plan aushecken konnten. „Na gut“, erklärte sie sich einverstanden und griff sogleich nach dem Autoschlüssel, der am Haken im Flur hing. „Worauf wartest du dann noch, Chase? Lass uns fahren.“
    Annie wartete im Wagen, während Chase seinen Koffer aus dem Hotelzimmer holte. Ihn zum Flughafen zu fahren war wohl doch keine allzu gute Idee gewesen.
    Bisher waren sie einer Lösung ihres Problems nicht einen Schritt näher gekommen. Und Annie fühlte sich unbehaglich, so nah neben Chase in den Schalensitzen ihres kleinen japanischen Wagens zu sitzen. Er war zu groß für das Fahrzeug, sein Schenkel nur zwei Zentimeter von ihrem Bein entfernt. In einer engen Kurve berührte Chases Schulter die ihre, und sein Aftershave hing in der Luft.
    Je eher sie ihn loswurde, desto besser.
    „Okay“, sagte sie, sobald er wieder eingestiegen war. „Welche Fluglinie?“ Sie fädelte sich in den Morgenverkehr ein.
    „West Coast oder so ähnlich.“ Chase wühlte in seiner Tasche. „Hier ist das Ticket. West Coast Air, das ist es.“
    „Wie originell“, meinte Annie ironisch. „Muss neu sein. Welcher Terminal? A oder B?“
    „Wie, welcher Terminal?“
    „Bradley Airport hat zwei Terminals“, erklärte sie geduldig. „Der eine heißt A, der andere B. Ich muss wissen, zu welchem wir wollen.“
    „Wir fahren nicht nach Bradley.“
    Erstaunt warf Annie ihm einen Seitenblick zu. „Nicht?“
    „Mein Flug geht ab Logan, Boston. Ich dachte, das hättest du mitgekriegt.“
    Boston – eine zweistündige Fahrt anstatt einer von vierzig Minuten. Annies Hände schwitzten am Lenkrad.
    „Boston“, wiederholte sie schwach. „Ich glaube nicht …“
    „Mein Flug geht um zehn. Schaffen wir das? Vielleicht sollte ich lieber anrufen. Falls es einen anderen Flug ein oder zwei Stunden später gibt, könnten wir unterwegs noch was essen.“
    „Unsinn.“ Sie blickte auf die Uhr am Armaturenbrett. „Wir werden rechtzeitig da sein“, sagte sie und drückte das Gaspedal durch.
    Chase hatte noch zwanzig Minuten Zeit, als sie den Flughafen erreichten.
    Annie hielt direkt vor dem Eingang, wo parken nicht erlaubt war. Chase stieg aus.
    „Danke fürs Herfahren“, meinte er.
    „Keine Ursache.“
    „Tut mir leid, dass wir zu keiner Lösung gekommen sind.“
    „Ja, mir auch.“
    „Sobald die Kinder nach Hause kommen …“
    „Rufe ich dich an.“
    „Dann wird uns schon was einfallen.“
    „Sicher.“
    „Dawn ist ein gescheites Mädchen. Sie wird’s verstehen, wenn wir alles offen gestehen.“
    „Chase, dein Flug.“
    „Oh, ja, richtig. Stimmt.“ Chase schlug die Beifahrertür zu. „Also dann …“
    „Wiedersehen“, sagte Annie, trat aufs Gas und fuhr davon.
    Einen Block weiter lenkte sie an den Straßenrand und hielt an. Ihr Herz pochte, und ihre Augen schmerzten.
    Warum haben wir uns nur über so viele lächerliche Kleinigkeiten gestritten? Warum haben wir uns wieder derartig angepflaumt?
    „Weil wir eben einfach nicht zusammenpassen“, flüsterte sie vor sich hin. „Wir haben noch nie zusammengepasst. Es war bloß der Sex, der uns davon abgehalten hat, der Wahrheit ins Auge zu schauen …“
    Annie runzelte die Stirn. Was war das, da unten auf dem Boden vor dem Beifahrersitz? Sie bückte sich danach und hob einen langen weißen Umschlag auf.
    Es war das Flugticket von Chase.
    „Verflixt“, schimpfte sie und riss den Wagen zu einer so heftigen Kehrtwendung herum, dass die Reifen quietschten.
    Chase war jedoch im Terminal nirgends zu sehen. Überall herrschte Gedränge, und Menschen liefen hin und her.
    Annie rannte zur Anzeigetafel. Seattle, West Coast Air. Da, Gate Sechs.
    Sie stürzte durch die Abfertigungsschalterhalle und den Wartesaal zum Gate. Als der Beamte am Sicherheitscheck ihr Ticket sehen wollte, blieb sie unwillkürlich beinahe stehen,

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