Julia Gold Band 47
wahrnahmen, wie er mit den Augen den Stoff des Negligés beiseiteschob. Sie fühlte sich nackt, und ihre Haut glühte vor Verlangen nach der Berührung seiner Hände.
Endlich wandte er sich ab und erhob sich. „Es ist spät“, sagte er fast schroff. „Geh zu Bett.“
Er musste sie nicht lange bitten. Sie zog die Bettdecke bis ans Kinn und beobachtete, wie er mit seinem Rasierzeug ins Bad ging. Bald darauf hörte sie das Rauschen der Dusche. Nun spielte ihre Fantasie verrückt. Sie stellte sich vor, wie Seifenschaum über seinen Rücken lief, seine Brust hinunter zum Bauchnabel und weiter … Sie stöhnte auf und presste das Gesicht in die Kissen.
So konnte es nicht weitergehen! Noch eine Nacht wie diese würde sie nicht überstehen. Wenn sie geahnt hätte, wie schwer es war, mit Ben verheiratet zu sein, hätte sie sich auf dieses Spiel niemals eingelassen. Gut, dass sie auf den San Juan Inseln zwei Zimmer bestellt hatte und in dem Hotel niemand ahnen konnte, dass sie verheiratet waren.
Er kam aus dem Bad. Sie hörte die Schritte seiner bloßen Füße, roch die Seife und das Shampoo, die er benutzt hatte. Vielleicht trug er sogar nichts außer einem Handtuch um die Hüften. Von Neugier überwältigt drehte sie sich um und schlug die Augen auf.
6. KAPITEL
Ben trug tatsächlich ein Handtuch und nichts als ein Handtuch. Er hatte es locker um die Hüften geschlungen und sah so umwerfend aus, dass Emily froh war, schon im Bett zu liegen. Sonst wäre sie bestimmt umgefallen. Offenbar hatte er keine Ahnung, was er mit diesem Aufzug bei ihr auslöste. Herzklopfen und einen jagenden Puls. „Ich dachte, du schläfst schon“, sagte er, als sei die ganze Situation das Selbstverständlichste der Welt.
Emily bemühte sich, seinem Blick standzuhalten und ihre Augen nicht abwärts schweifen zu lassen. „Ich kann nicht einschlafen bei dem Gedanken, dass du die ganze Nacht auf diesen Sesseln verbringst.“
„Wenn das so ist“, sagte er leichthin, „dann schlaf du doch darin.“
Sie schaute sich die Sessel genau an. In ihrem altmodischen Nachthemd hätte sie sich jetzt die Bettdecke umgewickelt und ihm das Bett überlassen. Aber in dem dünnen Seidenensemble wollte sie nicht vor seinen Augen herumspazieren. Peggy hatte ihr ein Nachthemd für eine richtige Hochzeitsnacht eingepackt. Aber für sie und Ben gab es keine normale Hochzeitsnacht. Ihr Nachthemd war fehl am Platz.
Ben stand in der Mitte des Zimmers und wartete darauf, dass sie aufstand. Er wollte noch einmal einen Blick auf ihr Nachtgewand werfen oder besser auf das, was darin steckte. Vielmehr als eine Ahnung von reizvoll heller Haut und einer perfekt gerundeten Brust hatte Emily ihm bisher nicht gegönnt. Ja, und eine nackte Schulter hatte sie ihm gezeigt. Das war wenig, aber genug, um einen Mann verrückt zu machen. Er wollte mehr sehen von seiner Braut. Schließlich war dies ihre Hochzeitsnacht.
Und er hätte sie gerne noch einmal geküsst, so wie vorhin in der Kirche. Klar, dass er nicht mit ihr schlafen konnte. Das hatten sie so abgemacht. Aber über Küsse gab es keine Absprache. Den vor dem Altar konnte er nicht vergessen. Er wollte sie noch einmal küssen. Natürlich nur, um zu testen, ob die Wirkung die gleiche wäre. Vielleicht war der erste Kuss nur ein Glücksfall gewesen. „Nun?“, frage er.
„Ach, ich glaube, ich bleibe lieber hier im Bett“, sagte sie.
Ben schlief miserabel in den zusammengerückten Sesseln. Er probierte alle möglichen Positionen aus, aber in keiner fand er erträglichen Platz für seine langen Beine. Seine Unruhe verwunderte ihn. Denn wie viele Nächte hatte er auf der Erde in einem Wüstenzelt verbracht und trotzdem so fest geschlafen wie ein Baby? Nur an der Unbequemlichkeit konnte es also nicht liegen, wenn er immer wieder wach lag und grübelte.
Er kam einfach nicht darüber hinweg, dass er sich von seiner Frau fernhalten musste. Er wusste, dass er sie nicht anrühren durfte. Weder in der Hochzeitsnacht noch später. Er wusste es seit Wochen, aber sein erhitzter Körper wollte es nicht wahrhaben.
Ben stand auf, lief im Raum hin und her und öffnete dann das Fenster. Aber auch die kühle Nachtluft konnte sein Verlangen nicht abkühlen. Er betrachtete Emily, ihr zerzaustes Haar und die blassen Wangen. Er lauschte ihren regelmäßigen Atemzügen. Sie schlief tief und friedlich. Warum auch nicht? Schließlich hatte sie das riesige Bett für sich allein und benötigte höchstens ein Drittel davon.
Nachdem er sie
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