Julia Gold Band 51
sie zu einem Mann gehören?“
„Ich gehöre nur mir selbst. Männer mit Besitzansprüchen haben bei mir keine Chance.“
„Dann wissen Sie nicht, was Liebe ist. Wer wirklich liebt, will alles geben, auch sich selbst.“
„Und wem gehören Sie?“, konterte Alexis schlagfertig.
Er lachte. „Das ist etwas anderes. Aber ich könnte Ihnen antworten, dass ich einer Million Menschen gehöre.“ So groß war die Bevölkerung Kamars. „Ich kann nicht völlig allein über mein Leben verfügen, ja nicht einmal über mein Herz. Erzählen Sie mir mehr über den kleinen Mann, der Sie begleitet hat. Ist er Ihr Liebhaber?“
„Würde das für Sie einen Unterschied machen?“
„Wohl kaum, da er nicht versucht hat, Sie vor mir zu beschützen. Ein Mann, der seine Frau nicht halten kann, zählt für mich nicht.“
„Finden Sie, ich müsste vor Ihnen beschützt werden?“ Alexis’ Augen funkelten mutwillig.
„Vielleicht stellt sich heraus, dass wir beide voreinander beschützt werden müssen“, meinte er nachdenklich und zog ihre Hand an die Lippen.
„Wer weiß?“ Sie bemühte sich, ihrer Rolle als Vamp gerecht zu werden. „Die Freude kommt beim Entdecken.“
„Und Sie sind wie geschaffen für die Freuden dieser Welt.“
Alexis musste sich eingestehen, dass seine Worte nicht ohne Wirkung auf sie blieben. Normalerweise bewunderten Männer sie wegen ihrer Intelligenz. Howard bewunderte natürlich auch ihr Aussehen, doch mindestens ebenso schätzte er ihren gesunden Menschenverstand. Auf Letzteren hatte sie sich bisher immer verlassen, doch nun weckte dieser Mann Empfindungen in ihr, die wenig mit Vernunft zu tun hatten.
Da sie nicht antwortete, fügte er nach kurzem Schweigen hinzu: „Versuchen Sie nicht so zu tun, als wüssten Sie nicht, wovon ich spreche.“
„Die Freuden dieser Welt sind zahlreich“, sagte sie ausweichend.
„Diejenigen, die ich meine, können nur Frau und Mann einander schenken – in der Glut der Leidenschaft.“
„Ist es nicht ein wenig zu früh, an so etwas zu denken?“
„Wir haben beide daran gedacht, als unsere Blicke sich heute Abend zum ersten Mal trafen. Wollen Sie das etwa abstreiten?“
Alexis konnte es nicht. Sosehr sie das, was er sagte, auch schockierte, es war leider wahr. Verzweifelt erwog sie, an der nächsten Ampel aus dem Wagen zu springen und davonzulaufen, doch Ali hielt noch immer ihre Hand fest, und sein scheinbar lockerer Griff verhieß geballte Kraft.
Zart berührte er mit der freien Hand ihre Wange, und ehe Alexis wusste, wie ihr geschah, küsste er sie auf den Mund. Es war ein unendlich sanfter Kuss, dem weitere auf Kinn, Augen und Wangen folgten. Seine Küsse waren so leicht und zart, dass Alexis sie kaum spürte, aber sie versetzten jeden ihrer Nerven in prickelnde Erregung.
Gegen Gewalt hätte sie sich wehren können, doch Scheich Ali war ein Meister der Verführung und lähmte mit seinen raffinierten Liebkosungen ihre Widerstandskraft.
Hilflos hielt Alexis still. Weder erwiderte sie seine Küsse, noch wehrte sie sich dagegen. Er hob den Kopf und sah ihr forschend ins Gesicht. Es war zu dunkel im Wagen, als dass Ali hätte erkennen können, was er zu sehen wünschte. Alexis wiederum entging der leichte Ausdruck von Unsicherheit in seinen Augen.
Der Fahrer hielt in einer ruhigen Seitenstraße. Zögernd gab Ali sie frei, und Alexis atmete erleichtert auf. Doch schon im nächsten Augenblick ärgerte sie sich über ihre Naivität. Wie hatte sie nur glauben können, der Scheich würde mit ihr in einem Restaurant essen?
Sie unterdrückte den Impuls, ihr Heil in der Flucht zu suchen. Schließlich war sie als Journalistin gefährliche Situationen gewohnt. Wieso gefährlich? Du meine Güte, was sollte ihr in der hell erleuchteten Villa, vor der sie jetzt standen, schon passieren?
Das Eingangsportal wurde von innen geöffnet, und ein großer Araber in traditioneller Kleidung erschien im Türrahmen. Schweigend verbeugte er sich und trat zur Seite.
„Willkommen in meinem bescheidenen Heim“, sagte Scheich Ali Ben Saleem zu seiner Begleiterin.
2. KAPITEL
Verwirrt blickte Alexis sich um. Sie stand in einer weitläufigen Eingangshalle mit einer breit geschwungenen Marmortreppe. Fußboden und Wände waren mit orientalischen Mosaiken verziert und boten einen prachtvollen, wenngleich etwas fremdartigen Anblick.
Zu beiden Seiten der Halle befanden sich mehrere kunstvoll geschnitzte Türen. Eine wurde nun von einem Mann in westlicher Kleidung geöffnet. Ohne
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