JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
dumm genug, mich von einem Jungen benutzen zu lassen. Das sollte mir eigentlich nie wieder passieren.“
„Ich benutze dich nicht“, versicherte Nick.
„Aber du bietest mir auch nicht Ehe und Kinder.“
War es das, was sie wollte?
„Schon gut“, versicherte sie mit einem Lachen. „Ich verstehe schon. Du willst einfach nicht glauben, dass nicht jede Frau wie deine Schwägerin oder Joshs Ex ist. Du wirst einer Frau niemals genug vertrauen, um sie zu lieben. Das weiß ich.“
Das Problem war eher, dass er sich selbst nicht zutraute, die Richtige zu finden. Sein Herz raste. „Colleen, ich …
Sie legte ihm einen Finger an die Lippen. „Keine Sorge. Ich könnte dich vielleicht lieben, aber ich tue es nicht. Ich weiß, dass du es nicht willst.“ Sie seufzte. „Ich kann es dir nicht verdenken. Ich will auch niemanden lieben.“
„Wegen des Idioten von damals?“
„Nein. Er hat nichts damit zu tun.“
„Dann hängt es mit deinem Dad zusammen“, vermutete er.
Sie nickte. „Meine Mom war nach seinem Tod total am Boden zerstört. Für lange Zeit hatten wir sie praktisch auch verloren. Sie hat sich zwar wieder zurück ins Leben gekämpft und ist jetzt sogar wieder liiert. Aber sie ist stärker als ich. Ich hätte so einen Verlust nicht überstanden.“
„Du bist stärker, als du dir zutraust.“
Nicks Worte gingen Colleen nicht mehr aus dem Sinn. Sie hoffte, dass er recht hatte und sie wirklich stärker war, als sie glaubte. Um über ihn hinwegzukommen. Denn entgegen ihrer Behauptung hätte sie sich nicht vielleicht in ihn verlieben können. Es war längst geschehen. Die harmlose Schwärmerei von einst hatte sich in tiefe Gefühle verwandelt. Völlig unbemerkt. Wie war es dazu gekommen? Wann war es passiert? Noch vor der Hochzeit?
Nun, da sie ihm körperlich wie seelisch so nahegekommen war, liebte sie ihn umso mehr. Wann würde sie endlich aufhören, impulsiv und leichtsinnig zu handeln? Wie konnte sie nur einem Mann verfallen, der nichts mit der Liebe im Sinn hatte?
Unverhofft flog die Küchentür auf. Colleen zuckte auf dem Hocker an der Kochinsel zusammen. Sie legte eine ausdruckslose Miene auf, bevor sie sich umdrehte. „Was ist denn mit dir passiert? Es ist nicht eine einzige Wolke am Himmel zu sehen.“
Abby stand tropfnass da, wie ein begossener Pudel, und murrte: „Oh doch. Seit dem Moment, als ich nach Cloverville zurückgekommen bin, hängt eine dunkle Gewitterwolke über meinem Kopf.“
Colleen lachte herzhaft. „Du hast wohl mit Lara zu viel ferngesehen. Du klingst ja ganz wie I-Ah , der depressive Esel aus Winnie Puuh.“
Abby holte sich ein Wassereis aus dem Kühlschrank. „Du kennst diese schwarze Wolke. Du nennst sie Clayton.“
„Die Beschreibung passt ziemlich gut auf ihn“, entschied Colleen belustigt. Dann verging ihr das Lachen. Denn ihr wurde bewusst, auf wen die Beschreibung ebenfalls passte. Nick. Seit seiner Ankunft in der Stadt bestürmte er ihre Gefühle, ihr Herz.
„Wo hast du eigentlich gesteckt? Ich habe dich in den letzten paar Tagen kaum zu Gesicht gekriegt.“
Nur ein paar Tage … Mehr hatte es nicht gebraucht, um ihr ganzes Leben zu ändern. Ihr wurde ganz heiß, als sie daran dachte, was alles geschehen war.
„Also, was hast du so getrieben?“
Die Frage ist eher, mit wem . „N… nichts.“
„Du hast mit Molly gesprochen“, vermutete Abby vorwurfsvoll. „Es geht ihr gut und es gibt keinen Grund mehr für mich zu bleiben. Ihr habt euch alle gegen mich verschworen, um mich hier zu halten.“
Das war der eigentliche Plan. Aber Colleen hatte sich davon ablenken lassen. Von Nick. „Ich schwöre, dass ich nicht mit Molly gesprochen habe.“ Sie seufzte. „Aber ich würde es gern tun.“ Sie brauchte ihre große Schwester. Sie brauchte eine Schulter zum Ausweinen, doch sie wollte Abby nicht damit belasten, um sie nicht von Clayton abzulenken. Seinem Verhalten nach zu urteilen, konnte er seine Gefühle nicht mehr lange unterdrücken.
Abby war allerdings nicht so sehr mit ihm beschäftigt, um Colleens Traurigkeit nicht zu bemerken. „Geht es dir nicht gut?“
„Doch, natürlich. Ich kann bloß nachvollziehen, dass Molly verwirrt ist und Zeit zum Nachdenken braucht.“
Zum ersten Mal seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr war Colleen ernsthaft versucht, wieder einmal wegzulaufen.
Gedankenverloren rollte Nick die Farbe auf die Wand. Das Grün, das Brenna für die Küche ausgesucht hatte, verschwamm vor seinen Augen. Er sah nur Colleen, nackt in
Weitere Kostenlose Bücher