JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
Wakefields sind eben bekannt für unsere Cleverness, wenn es darum geht, das zu bekommen, was wir wollen.“
„Du könntest gehen und Yoda befreien“, schlug Faith vor, obwohl sie wusste, was Sharon antworten würde. Sie war zwar weiterhin entschlossen, bei Steve nicht nachzugeben, aber wenn es um Vale ging, war Sharon der Meinung, dass er eine zweite Chance verdient hatte.
Aber sollte Faith wirklich riskieren, ihm diese Chance zu geben, wenn es ihr doch nur Kummer bereiten würde? Was würde aus ihr werden, sobald er sie verließ?
„Oh nein.“ Sharon schüttelte energisch den Kopf. „Yoda ist dein Hund. Nachdem er meine Schuhe angeknabbert hat, bin ich nicht gut auf ihn zu sprechen. Falls du den Zwerg unbedingt zurückhaben willst, dann musst du ihn dir selbst holen. Ich werde ihm nicht hinterherlaufen.“
Das belustigte Funkeln in Sharons Augen verriet Faith, dass sie nur Spaß machte. Den Verlust ihrer italienischen Schuhe hatte sie inzwischen verschmerzt.
Vale wollte mit ihr sprechen, also würde sie mit ihm sprechen. Aber sie hatte ihm nichts anderes zu sagen als vor zwei Wochen. Nicht wirklich.
Natürlich, da gab es einiges, was sie ihm verschwiegen hatte. Zum Beispiel, wie sehr sie ihn vermisste. Wie sehr ihr die Gespräche über gemeinsame Patienten, ihre Scherze fehlten. Wie sehr sie sich danach sehnte, in seinen Armen zu liegen, ihn zu riechen und zu schmecken.
All das hatte sie ihm wohlweislich nicht auf die Nase gebunden. Leider war es in den vergangenen zwei Wochen nicht besser geworden.
Sie vermisste Vale schrecklich.
Genau das war das Problem.
Vale hatte ihr sehr viel mehr gestohlen als nur ihren Hund. Er hatte ihr Herz geraubt.
Faith hatte sich einzureden versucht, dass es ihr helfen würde, sich von Vale fernzuhalten, dass sie die Distanz vor Kummer bewahren würde. Inzwischen ahnte sie jedoch, dass es noch sehr viel mehr schmerzte, von ihm getrennt zu sein.
Nein, sie war wirklich nicht besser als ihre Mutter. Den Rest ihres Lebens würde sie damit verbringen, einer Illusion nachzutrauern, einem flüchtigen Gefühl, das sie einmal erlebt hatte und verzweifelt wiederfinden wollte.
„Okay“, erklärte sie den beiden Frauen, die sie erwartungsvoll ansahen. „Ich werde gehen und meinen Hund zurückholen.“
10. KAPITEL
Seit dem Tag, an dem sie ihren Traumjob gekündigt hatte, war Faith nicht mehr bei Wakefield and Fishe gewesen. Vales Partner Marcus Fishe hatte sie persönlich aufgesucht, um herauszufinden, was hinter ihrer Kündigung steckte. Wahrscheinlich hatte er sich seinen Teil gedacht.
Schließlich hatte er ihr mitgeteilt, wie sehr er ihr Ausscheiden bedauerte und dass die Klinik dafür sorgen würde, dass all ihre Patienten ohne große Verzögerungen weiter betreut wurden. Natürlich hatte sie gemerkt, dass er nicht wirklich verstand, warum sie ging. Niemand in der Branche tat das.
Man kündigte nicht seinen Job bei Wakefield and Fishe.
Als Faith am Wakefield Tower eintraf, begrüßte sie den freundlich lächelnden Nachtportier, der sie offensichtlich erwartete. Ansonsten hätte er eine ehemalige Angestellte wohl kaum so spät am Abend hereingelassen.
Vale war hier. Er hatte ein Gespräch mit ihr erzwungen und wartete nun auf sie.
Aber was gab es schon zu sagen? An dem Tag, als sie ihm ihre Kündigung entgegengeschleudert hatte, war schon genug gesagt worden.
Allerdings war Vale offenbar noch nicht alles losgeworden, was er loswerden wollte. Um ihren Hund wiederzubekommen, musste sie sich anhören, was er zu sagen hatte.
Auch wenn sie keinen Sinn darin sah. Er sollte dankbar sein, dass sie einfach gegangen war, statt ihm lange hinterherzuweinen. Sie hatte genug davon gehabt, seine abweisende Haltung hinzunehmen, nur weil sie nicht länger mit ihm schlafen wollte.
Beim Betreten der Büroräume im sechsundfünfzigsten Stock spürte sie einen schmerzhaften Stich. Beklommen ließ sie den Blick durch den großzügigen Empfangsraum von Wakefield and Fishe schweifen. Sie hatte es geliebt, hier zu arbeiten, hatte es geliebt, mit Vale zu arbeiten.
Aber das war Vergangenheit, und für Bedauern blieb ihr keine Zeit. Sie musste nach vorne schauen, ihr Leben neu ausrichten. Sharons Unterstützung bei der Planung einer eigenen neurologischen Praxis kam da wie gerufen.
Sie brauchte keinen Mann in ihrem Leben.
Es war zwar schon nach acht Uhr, dennoch war es ungewohnt still in den Praxisräumen. Hatte Vale etwa ausnahmsweise alle rechtzeitig in den Feierabend entlassen?
Am
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