Julia Saison Band 05
habe.“
„Der dich wie ein Sklaventreiber geschunden hat.“
Sabrina bedauerte es beinahe, dass sie ihm ihre Arbeitsbedingungen beim Essen geschildert hatte. „Das ist doch egal. Wenn ich ein Empfehlungsschreiben will, muss ich die zweiwöchige Kündigungsfrist einhalten.“
„Ich stelle dir ein Empfehlungsschreiben aus – als meine persönliche Assistentin. Dann bist du auf die Typen nicht angewiesen.“
„Das ist unethisch.“
„Darf ich dir mal was sagen? Wenn die dich feuern würden, würden sie sich keine Sekunde den Kopf darüber zerbrechen, dich ohne Vorwarnung vor die Tür zu setzen. Dafür ist die Abfindung da.“
Da hatte er wahrscheinlich recht, aber so war sie nicht erzogen worden. Und sie wollte nicht, dass die Welt so funktionierte. „Ich denke drüber nach“, erklärte sie Collin.
Sabrina kam mit leeren Händen zum Auto zurück. Der Blick, den sie ihm durchs Fenster der Beifahrertür zuwarf, warnte ihn, kein Wort zu sagen. Er beugte sich hinüber und öffnete die Tür.
„Kannst du bitte reinkommen?“, fragte sie und hörte sich dabei noch abgekämpfter an als vorher.
„Was ist denn jetzt los? Sag nicht, dass die meine Kreditkarte nicht akzeptiert haben. Die kann nicht gesperrt sein. Ich benutze das Ding fast nie.“
„Danke. Darum denken die also, dass ich die Karte gestohlen habe. Entweder kommst du mit und versicherst, dass ich das nicht getan habe, oder ich schlafe heute Nacht in einer Zelle.“
Als sie mit dem Daumen über ihre Schulter deutete, bemerkte er den Wachmann, der sie begleitet hatte und sie jetzt beobachtete.
„Lieber Himmel.“ Eilends stieg Collin aus und ging zu dem Mann vom Sicherheitsdienst, um diesem zu versichern, das alles seine Ordnung hatte.
Wenigstens musste Sabrina diese Erniedrigung diesmal nur ungefähr fünfzehn Minuten lang ertragen. Aber das war mehr als genug. „Können wir jetzt bitte einfach nur irgendwohin fahren, wo ich schlafen kann?“
Collin fuhr zum Hochhaus. Unterwegs sprachen sie kaum ein Wort miteinander, weil Sabrina Angst hatte, beim nächsten Satz einen völligen Nervenzusammenbruch zu bekommen. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Womit hatte sie das alles verdient?
Als er sie in die Lobby begleitete, begrüßte sie der Wachmann vom Sicherheitsdienst.
„Guten Abend, Mr Masters.“ Als er Sabrina bemerkte, huschte sein Blick zu Collin. „Sir? Ist alles in Ordnung?“
Ganz förmlich verkündete Collin: „Das ist Sabrina Sinclair, das Kindermädchen meiner Nichten. Sabrina, das ist Sonny Birdsong, der beste Wachmann der Stadt.“
Mit stolzgeschwellter Brust nickte Sonny. „Herzlich willkommen, Ma’am. Wenn ich irgendwie helfen kann, solange Sie sich um die Kleinen kümmern, sagen Sie Bescheid.“
„Das ist sehr nett von Ihnen, Sonny. Ich werde Ihre Ortskenntnis auf jeden Fall brauchen, was die Parks und so weiter hier im Viertel angeht – ach ja, gibt es den Bauernmarkt noch?“
„Mehrere Leute hier im Haus kaufen da täglich ein.“
„Wunderbar. Übrigens erwarten wir morgen eine Möbellieferung.“
„Sobald die Lieferung da ist, sage ich Ihnen Bescheid“, antwortete der dunkelhaarige Wachmann.
„Vielen Dank.“
Sonny wurde rot. „Jederzeit, Miss. Schönen Abend noch. Gute Nacht, Mr Masters.“
Collin winkte. Dann wartete er, bis die Aufzugtüren sich geschlossen hatten. „Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauert, bis er dir aus der Hand frisst. Es dauert wahrscheinlich keine Woche, bis dir das ganze Haus zu Füßen liegt.“
„Wenn es deine Nichten und deine Schwester nicht gäbe, würde ich dir empfehlen, dich im Trinity River zu ertränken.“
Collin tat schockiert. „Was für eine Feindseligkeit! Die meisten Frauen würden sich über so ein Kompliment freuen.“
„Vielleicht habe ich das nicht als Kompliment aufgefasst. Ich habe vielleicht nicht sehr lange für dich gearbeitet, aber du bist ziemlich leicht zu durchschauen, Boss. “
„Alle Männer sind das“, antwortete Collin mit einem Seufzer. „Wir brauchen Medaillen und Sporttrikots und Werkzeuggürtel, um für Frauen auch nur ansatzweise interessant zu sein. Sonny weiß ja gar nicht, wie gut er es hat. Er hat eine Uniform und eine Waffe. Und bevor du dir von ihm den Kopf verdrehen lässt, muss ich dir leider sagen, dass meine Haushaltshilfe Graziella ihn für ihre älteste Tochter Isabella im Auge hat.“
Ungläubig starrte Sabrina ihn an. „Ist für dich wirklich alles nur deine ganz persönliche Comedyshow?“ Sabrina
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