JULIA SOMMERLIEBE Band 21
Lässig rauchte Karim eine Zigarre, während Linda sich all die Dinge in seinem Zimmer ansah. Sie spürte seinen Blick, als sie die Bücher anschaute, seine Jagdtrophäen und die Bilder an den Wänden. Sie wusste zwar mehr über Musik als Malerei, aber das Thema seiner Sammlung überraschte sie nicht. Jedes Gemälde zeigte die Wüste, die durch die glühenden Farben und die seltsamen Felsformationen lebendig erschien … ein Land, dachte sie, das auch die Hand des modernen Mannes nicht seinem Willen unterordnen könnte.
Sie drehte sich zu Karim um, der ausgestreckt auf einem breiten Diwan lag, eine Felldecke über sich ausgebreitet. Sie ging zu ihm und berührte vorsichtig das Fell.
„Ist das Tigerhaut?“, fragte sie.
Karim nickte. „Ein wunderschönes Tier, aber ein Killer, der den Tod finden musste. Er ist mir in den Bergen von Indien vor die Flinte gelaufen. Ein schlauer Teufel. Er hat sich in die Bergdörfer geschlichen, wenn die Frauen am offenen Feuer ihr Essen kochten. Er hat eines ihrer Kinder geschnappt, als sie gerade mit etwas anderem beschäftigt waren. Man sagt, Tiger hätten Angst vor Feuer, aber dieser hier hat keine Furcht gezeigt. Komm, setz dich neben mich.“
Linda kam seinem Wunsch nach, zog die Beine an und lehnte sich gegen ein großes, weiches Kissen. Sein Blick ruhte auf ihrem Knöchel, an dem sie immer noch das schmale Fußkettchen mit den vielen Herzen trug. Er streckte die Hand aus und umschloss ihren Knöchel.
„Du magst ein wenig Barbarei, nicht wahr?“, murmelte er. „Mir ist aufgefallen, dass du nicht die üblichen Dinge sagst, die Frauen aus der Stadt so leicht von den Lippen gehen. Frauen, deren einziger Kontakt mit einem wilden Tier nur darin besteht, dass sie gelegentlich ein Steak vom Reh essen oder einen Nerzmantel tragen. Ich meine eine europäische Frau, die in teuren Hotels absteigt. Ein Mädchen wie dich habe ich noch nie kennengelernt.“
„Im Vergleich zu diesen Frauen muss ich doch sehr unkultiviert sein“, murmelte sie.
„Völlig unkultiviert“, stimmte er ihr zu und strich mit den Fingern über ihr Bein. „Du bist bescheiden und reagierst mit einer Aufrichtigkeit, die mir neu ist und die ich sehr erfrischend finde. Wenn du einen Mann küsst oder streichelst, dann nur deshalb, weil du es willst.“
Nachdenklich betrachtete er sie durch den Rauch seiner Zigarre. „So viel Leidenschaft in so einem schlanken, weißen Mädchen. Normalerweise finde ich europäische Frauen ein wenig blutleer.“
„Hat es denn viele gegeben?“ Die Frage war heraus, ehe sie darüber nachdenken konnte.
„Eine beträchtliche Anzahl“, zog er sie auf. „Du wirst mich doch sicher nicht für einen Mann halten, der wie ein Mönch gelebt hat.“
„Wohl kaum.“ Ihr Blick ruhte auf seinen Lippen, während sie bei der Vorstellung, dass er andere Frauen geküsst und besessen hatte, einen Stich von Eifersucht verspürte. Und der fast schmerzte, als sie sich ausmalte, wie die Frauen in seinen Armen gelegen und mit ihren Händen über seinen dunklen, muskulösen Körper gewandert waren.
Plötzlich beugte er sich vor und zog sie an sich, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Sie sah ihn an, während sie mit dem Finger über seine dunklen Wangenknochen strich. Mit verführerischer Langsamkeit streichelte sie seinen Hals, während sie seinen Atem spürte. Dann fuhr sie mit den Lippen die Spur ihrer Finger nach, während sie mit der Zunge über seine Haut strich.
Wie sehr sie Karims braune, warme Haut doch liebte! Als sie mit den Lippen über seine Augen fuhr, spürte sie seine dichten Wimpern an ihrem Mund. Sie sehnte sich danach, ihn ganz zu erkunden. Schweigend trug er sie ins Schlafzimmer. Innerhalb weniger Sekunden hatten sie sich entkleidet, und er zog sie mit einem trägen Lächeln, das sie willkommen hieß, auf sich.
Sie strich über den dunklen Pfad an feinen Härchen auf seiner Brust, der zum Bauch hin schmaler wurde. „Es fühlt sich an wie das Tigerfell“, sagte sie schüchtern.
Er zog Linda näher, sodass er mit den Lippen die Knospen ihrer Brüste liebkosen konnte. Erregende Schauer erfassten sie, während sein Blick sie zu einem Spiel verlockte, das zu einem natürlichen und lustvollen Ausdruck ihrer beider Bedürfnisse wurde.
Ihr heller Körper verschmolz mit seiner dunklen Haut. Es gab nichts anderes mehr für sie, als mit ihm zusammen zu sein … in flammender Leidenschaft, während sie das rasende Pochen seines Herzens spürte und fühlte, dass er sich ihr
Weitere Kostenlose Bücher