JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
ursprünglichen Plan erinnerte. „Wir könnten Weihnachten dafür verantwortlich machen. Was Beziehungen betrifft, soll es doch gerade in diesen Tagen ziemlich viel Stress geben.“
„Und was sollen wir sagen? Dass wir uns nicht mehr verstehen?“
„Das wird uns sicher niemand glauben“, meinte Sophie, ohne auf Brams sarkastischen Unterton einzugehen. „Außerdem wollen wir ja nicht hinterher so tun müssen, als wären wir nicht mehr befreundet. Nein, wir müssen einfach nur … Wir sagen, uns sei klar geworden, dass es ein Fehler wäre zu heiraten, aber dass wir trotzdem Freunde bleiben wollen. So in der Richtung.“
„Das ist ein bisschen vage.“
„Ich weiß“, gestand sie, „aber wenn es so weit ist, wird uns sicher noch etwas Besseres einfallen. Jetzt bringen wir erst mal Weihnachten hinter uns. Danach finden wir schon einen Weg, wie wir unsere angebliche Verlobung lösen. Dann bist du frei für eine neue Liebe, und ich finde vielleicht einen Job hier. Eigentlich möchte ich nämlich nicht zurück nach London. Und wenn ich Nick erst einmal wiedergesehen habe, ist es vielleicht einfacher für mich hierzubleiben.“
„Wie auch immer, über all das zerbreche ich mir später den Kopf“, schloss Sophie aufgeräumt. „Jetzt sollten wir uns erst mal Mum und Dad vornehmen. Wenn wir meine Mutter überzeugen können, schaffen wir es bei jedem anderen auch.“
Wie Sophie vorausgesagt hatte, reagierte ihre Mutter mit gemischten Gefühlen. Zum einen freute Harriet sich, dass ihre Tochter heiraten wollte. Gleichzeitig war sie jedoch betrübt, weil sie nicht schon in der vergangenen Woche davon erfahren hatte, und sie war entsetzt, weil Sophie ihre Verlobung in abgetragenen Jeans und einer schmuddeligen Strickjacke verkündete.
„Hättest du nicht wenigstens einen Rock anziehen können? Man verlobt sich ja schließlich nicht jeden Tag.“
„Es ist kalt draußen, Mum.“
„Außerdem liebe ich Sophie so, wie sie ist“, warf Bram hastig ein, bevor sie in ihre übliche Streiterei verfallen konnten. Er legte den Arm um Sophies Schulter und lächelte sie an, in der Hoffnung, dass es verliebt genug wirkte. „Sophie muss sich für mich nicht in Schale werfen.“
Harriet rümpfte ein wenig die Nase. „Ich kann nur hoffen, dass sie sich an ihrem Hochzeitstag ein bisschen mehr Mühe gibt. Jedenfalls sind wir sehr erfreut“, fügte sie hinzu, da ihr offenbar bewusst geworden war, dass dieser Tag Sophie gehörte. Gnädig gab sie ihrer Tochter einen Kuss. Dann war Bram an der Reihe, der am liebsten verdrängt hätte, wie gut Sophie sich so nah an seiner Seite anfühlte.
„Kommt mit, dein Vater ist im Wohnzimmer.“
Joe Beckwith saß am Kamin und las. Kaum hatte er Sophie und Bram erblickt, nahm er seine Brille ab, legte die Zeitung zusammen und stand auf. „Dann hat Melissa doch recht gehabt, nicht wahr?“ Er gab Sophie einen Kuss und schüttelte Bram die Hand.
„Ich bin froh, mein Mädchen“, sagte er ohne Umschweife. „Mit einem Mann wie Bram bist du besser dran als mit diesem Burschen aus London, der dir letztes Jahr das Herz gebrochen hat. Er kann froh sein, dass ich ihn nicht in die Finger bekommen habe.“ Er tippte mit seinem Zeigefinger gegen Brams Brust. „Wo du zu finden bist, weiß ich ja. Also solltest du besser gut für sie sorgen.“
„Das werde ich.“ Bram hatte Joe Beckwiths direkte Art schon immer gemocht.
„Diesmal ist es was anderes, Dad“, sagte Sophie und hoffte, dass er nie erfahren würde, wie anders es war.
Joe wusste nicht, dass der Bursche aus London, der ihr das Herz gebrochen hatte, sein Schwiegersohn war, und Sophie konnte nur beten, dass er es nie erfahren würde. Ihr Vater wäre außer sich, dass der Mann, den sie so herzlich in ihre Familie aufgenommen hatten, eine seiner Töchter so sehr verletzt hatte, während er die andere glücklich machte. Und beide Elternteile wären zutiefst enttäuscht, dass man ihnen die Wahrheit so lange vorenthalten hatte.
Als Harriet mit einer Flasche Champagner und Gläsern auf einem Tablett hereinkam, wurde das verlegene Schweigen gebrochen. „Eure Verlobung ist wirklich die schönste Überraschung“, sagte sie und gab Joe die Flasche zum Öffnen. „Ich konnte es gar nicht glauben, als Melissa mir heute Morgen am Telefon davon erzählte. Wann ist euch denn klar geworden, dass ihr füreinander bestimmt seid?“
„Erst letztes Wochenende“, entgegnete Sophie und erinnerte sich an die Geschichte, auf die sie sich geeinigt
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