Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
damenhaft empört an, dass die Schwester, die Betragen unterrichtete, begeistert gewesen wäre, „ist wohl kaum ein passendes Thema für unsere Unterhaltung.“
Ein Muskel zuckte in seiner Wange. „Da Sie in zwei Monaten verheiratet sein müssen, ist es das durchaus.“ Er sah, wie sie zusammenzuckte, und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. „Tut mir leid“, entschuldigte er sich, „ich wollte nicht so direkt sein, aber …“
Aber er hatte nur die Wahrheit gesagt. Für eine kleine Weile hatte sie vergessen, warum sie hier war. Die elegante Suite, das hervorragende Essen, die Gesellschaft dieses gut aussehenden Mannes hatten sie die Augen vor der Realität verschließen lassen.
Dieses Hotel war nichts als eine vergoldete Version des Gefängnisses, in dem sie den größten Teil ihres Lebens verbracht hatte. Das Essen war dazu gedacht, sie zu besänftigen. Und der Mann, der aussah wie ein Traum, hatte kein Herz.
„Catarina.“
Er sah sie so ernsthaft besorgt an, dass sie ihm diesen Ausdruck am liebsten vom Gesicht geschlagen hätte.
„Catarina, hören Sie mir zu. Ihr Leben macht gerade einen extremen Wandel durch. Wollen Sie nicht vorher über diese Änderungen reden?“
„Ich werde nicht über Sex mit Ihnen reden“, fuhr sie ihn an.
Verflucht! Er wollte ja auch nicht mit ihr darüber reden. Er wusste gar nicht, wieso er das Thema aufgebracht hatte! Aber jetzt stand es im Raum. Und er wollte herausfinden, wie viel sie wusste. Oder nicht wusste. Wahrscheinlich wusste sie gar nichts.
„Mit irgendjemandem müssen Sie reden. Sie können sich doch nicht einfach …“ Jake benutzte ein Wort, bei dem ihre Augen fast überquollen. Er seufzte schwer. „Meinen Sie, für mich ist das einfach? Glauben Sie mir, das ist es nicht. Aber ich habe eine Verantwortung Ihnen gegenüber.“
„Sie brauchen nur einen Ehemann für mich zu finden, und Sie sind Ihre sogenannte Verantwortung los.“
„Den achtbaren Ehemann.“
„Natürlich, ich vergaß. Einen achtbaren brasilianischen Ehemann.“ Ihre Lippen bebten. „Das dürfte nicht schwierig sein, wenn Sie ihm mein Erbe verlockend in Aussicht stellen.“
„Verdammt noch mal!“, erwiderte Jake scharf. „Glauben Sie wirklich, ich überlasse Sie dem Erstbesten?“
„Sie brüllen.“
„Da haben Sie verdammt noch mal recht! Ich brülle!“ Er holte tief Luft. „Hören Sie, das alles hier war nicht meine Idee. Ich habe mein eigenes Leben. Ein Leben, das mir sehr gut gefällt.“ Er stand auf und begann, im Zimmer auf und ab zu marschieren. „Und plötzlich stecke ich bis zum Hals in Ihrem Leben. Das passt mir ganz und gar nicht.“
„Fliegen wir deshalb morgen in Ihr Land?“
„Bei Ihnen hört sich das an, als würden wir zum Mars fliegen.“
„Aber ich will nicht …“ Catarina hörte selbst die steigende Panik in ihrer Stimme und riss sich zusammen. Nicht zu zeigen, welche Angst sie hatte, war ihr einziger Schutz. „Ich verstehe nicht, warum Sie mich in die Vereinigten Staaten bringen wollen. Wenn Sie einen brasilianischen Ehemann für mich finden müssen, dann sind wir doch wohl hier am richtigen Ort.“
„Ich nehme Sie mit, weil ich dort lebe“, sagte er schroff. „Dort ist mein Zuhause, dort ist meine Arbeit, da sind Leute, die von mir abhängen.“
„Und ich habe weder ein Zuhause noch irgendeinen Menschen. Ist es das, was Sie sagen wollen, Senhor?“
„Ja. Nein. Verflucht, Catarina …“
„Man flucht nicht in Gegenwart einer Dame.“ Tränen brannten in ihren Augen. Du wirst nicht heulen, ermahnte sie sich und hob ihr Kinn noch ein wenig höher. „Und es gehört sich auch nicht, eine Dame so vertraulich anzusprechen.“
„Na wunderbar! So wollen Sie also Probleme angehen? Indem Sie mir lächerliche Benimmregeln aus dem vorigen Jahrhundert vorzitieren?“
„Gutes Benehmen ist der Stützpfeiler einer jeden Gesellschaft.“
„Oh, um Himmels willen!“ Mit vor Ärger funkelnden Augen kam er auf sie zu. „Hören Sie endlich auf, Mutter Elisabete zu zitieren! Sie sind fertig mit dieser Schule, fertig mit den altmodischen Vorstellungen. In wenigen Tagen werden Sie in New York leben, Kleider tragen, die nicht aussehen, als hätte eine Horde wild gewordener Affen sie zusammengenäht, Leute treffen …“
„Ich habe meine Kleider alle selbst gemacht“, hauchte sie noch, und dann rollten die Tränen, die sie so lange zurückgehalten hatte, über ihre Wangen.
„Catarina, tut mir leid, ich wollte Sie nicht
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