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Julias kleine Sargmusik

Julias kleine Sargmusik

Titel: Julias kleine Sargmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Schleim zerren!
    Die Angst konnte sie nicht mehr in Worte fassen. Sie hatte zwar den größten Teil des Lebens schon hinter sich, doch auf diese schreckliche Art und Weise wollte sie auch nicht sterben. Dabei zögerte sie zu lange, denn der andere schien ihre Gedanken erraten zu haben und bewegte sich so, dass er den Weg zur Tür versperrte.
    Ihr blieb nur die Flucht nach hinten. Zurück in das Wohnzimmer und dort vielleicht durch das Fenster zu flüchten, obwohl ihre alten Knochen längst nicht mehr so gelenkig waren, dass sie es schaffen konnte. Mrs. Featherhead wich zurück. Dabei schlug sie einige Kreuzzeichen. Sie wusste, dass man sich so gegen das Böse wehren konnte, in diesem Fall klappte es nicht.
    Das Monstrum war nicht aufzuhalten. Es ging weiter. Ein richtiges Gehen war es nicht, vielmehr wälzte es sich durch den engen Flur, ließ sich durch nichts aufhalten, und Clara erkannte, dass sich auch die Person innerhalb des Schleims fortbewegte. Sie setzte ihre Beine vor, wobei das Gesicht durch den sich bewegenden Schleim zu einer schrecklichen Grimasse wurde.
    Das Blut hämmerte hinter Claras Schläfen. Im Gesicht war sie knallrot geworden, der Mund stand offen, nur drang kein Schrei über ihre Lippen. Mehr ein leises Ächzen.
    Schritt für Schritt wich sie zurück. Die Hand hatte sie dabei ausgestreckt, und die Finger tauchten in die Türnische zum Wohnraum hinein. Sie spürte den Widerstand, senkte den Arm, fand die Klinke und drückte die Tür nach innen.
    Dann hörte sie die Stimme. »Ich hole dich. Gorgos holt dich, er will dich…«
    Gorgos! Trotz ihrer Angst hatte sie den Namen genau verstanden. Sie wusste nur nichts damit anzufangen. Noch nie hatte sie von den Großen Alten gehört, diesen Urdämonen, die im fernen Atlantis zahlreiche Diener gehabt hatten und von ihnen angebetet wurden.
    Gorgos gehörte zu ihnen. Er war einer der sechs… Wie gesagt, davon ahnte und wusste die Frau nichts. Sie drückte sich mit der offenen Tür in das Zimmer und wollte den Ausgang wieder versperren, das Monstrum war schneller.
    Als Clara Featherhead der Tür einen Stoß gegeben hatte, schwang sie zwar zu, aber sie fiel nicht ins Schloss, weil sie die schleimige Masse daran hinderte.
    Es gab kein Entrinnen.
    Die Frau war so nervös, dass sie sich selbst in ihrer eigenen Wohnung nicht mehr zurechtfand, über einen Stuhl stolperte, ihn umwarf, darüber hinwegsprang, gegen eine Tischkante stieß, einknickte und weiter zum Fenster eilte. Es war verschlossen!
    In ihrem Innern zog sich noch mehr zusammen. Sie wusste, dass der alte Riegel rostig war und dass auch das Fenster klemmte, denn jedes Mal musste sie zweimal ziehen, um es aufzubekommen.
    »Ich hole dich!«
    Dumpf und kaum verständlich drang die Stimme des Polizisten Glenn Rotter aus dem Schleim hervor. Dieser Satz ließ die Bewegungen der Frau erstarren. Sie hatte den Arm bereits erhoben, die Hand lag schon auf dem Griff, doch sie brachte es einfach nicht fertig, das Fenster zu öffnen.
    Der andere bannte sie!
    Wie eine Woge walzte der Schleim näher. Er richtete sich vor der Frau auf, schien sich dabei zu strecken, um einen Augenblick später über sie niederzufallen.
    Clara Featherhead sah keine Chance mehr. Sie hatte mit ihrem Leben abgeschlossen. Als letzten Eindruck würde sie den Schleimberg wahrnehmen, der fast ihr gesamtes Blickfeld ausfüllte. Aber nur fast. Denn plötzlich glaubte sie, eine Bewegung an der offenen Tür wahrgenommen zu haben.
    Aus dem Glauben wurde Wissen! Unhörbar war jemand gekommen. Der Eiserne Engel!
    ***
    Wo das dichte Grün der Wälder auch im heißesten Sommer die Strahlen der Sonne filterte, wo ein plätschernder kristallklarer Bach Kühlung brachte und sanfte, bewaldete Berghänge Deckung gaben, lag ein kleines Gebiet, das man als Refugium einer Magie bezeichnen konnte. Es war das Quadrat der flaming stones - der Flammenden Steine. Vier standen sich gegenüber, und bildeten innerhalb ihres Quadrats eine magische Zone, die besonders von den beiden Menschen benutzt wurde, die in einer nahen Blockhütte bei den Flammenden Steinen lebten.
    Ob man sie als Menschen bezeichnen konnte, stand nicht fest. Jedenfalls besaßen sie ein menschliches Aussehen, doch ihre Namen hörten sich fremd an.
    Kara, die Schöne aus dem Totenreich und Myxin!
    Die Frau mit den langen blauschwarzen Haaren hatte schon einmal gelebt. Vor mehr als 10.000 Jahren, als das alte Atlantis noch existierte, in voller Blüte stand und dennoch dem Untergang geweiht

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