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Julias kleine Sargmusik

Julias kleine Sargmusik

Titel: Julias kleine Sargmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie auf. Ich zog sie behutsam wieder zurück, drehte sie, wobei ich in ihr nasses Gesicht schaute. Diese Nässe rührte nicht allein vom rieselnden Sprühregen her. Es waren auch die Spuren der vergossenen Tränen.
    Ich drückte sie auf einen Stuhl. Wie eine Puppe saß sie da, schaute mich an, sah mich trotzdem nicht, und ihre Lippen bewegten sich, ohne dass ein Wort aus ihrem Mund drang.
    Dann hörten wir es wieder.
    Die disharmonischen Melodien gelangten aus dem Unsichtbaren zu uns. Auch ich konnte mich gegen den Schauder nicht wehren, der über meinen Rücken lief. Es war unheimlich, dieses ferne Geigenspiel zu hören, und ich schaute Suko an, dem es ähnlich erging wie mir.
    »Sie ist noch da!« hauchte mein Partner.
    Ja, sie war noch da, wenn auch nicht sichtbar. Aber wir erlebten die Folge des Spiels. Es begann mit einem Knistern. Sofort schauten wir in die Richtung und sahen, dass sich die Poster wellten, dann rissen, um schließlich von der Wand zu fallen. Dafür entdeckten wir die nackte Tapete.
    Und noch mehr, denn die Wand hatte plötzlich Risse bekommen. Zunächst fadendick, danach immer größer werdend, so dass sie breit wie eine Hand wurden und etwas Schreckliches entließen. Rote, schleimige Monstren. Fadenarme, die wie Tentakel in das Zimmer peitschten.
    »John, Vorsicht!« Suko hatte geschrien und Mrs. Landers an sich gerissen.
    Dem ersten Tentakel wich ich aus, der zweite aber bekam mich zu packen und wickelte sich wie eine Schnur um meinen Körper…
    ***
    Mrs. Featherhead schloss die Tür und lehnte sich aufatmend mit dem Rücken dagegen. Sie war wieder zu Hause, aber war es noch das Haus, das sie so liebte und in dem sie so lange gewohnt hatte? Äußerlich ja, doch im Innern spürte sie, dass sich etwas verändert hatte. Die Atmosphäre stimmte nicht mehr. Nicht allein der muffige Geruch - schließlich war lange nicht mehr gelüftet worden -, nein, da war noch etwas anderes, was sie störte.
    Dabei konnte sie nicht sagen, was es genau war. Sie fühlte sich nur nicht mehr heimisch. Ihr kam es vor, als hätte jemand anderer von dem Haus Besitz ergriffen.
    Beinahe traute sie sich nicht, den Wohnraum zu betreten. Als sie es dennoch tat, kam ihr selbst dieser Gang so fremd vor. Sie hatte die Tür aufgestoßen, blieb auf der Schwelle stehen und ließ den Blick über die alten Möbel gleiten.
    Zwischen ihnen hatte sie sich immer wohlgefühlt, doch heute mochte sie die Couch und die beiden Sessel nicht mehr. Auch sie wirkten so anders, so fremd. Für einen Moment presste sie die Augen zu und dachte daran, einen Traum zu erleben. Wenn sie die Augen öffnete, würde sie sich wahrscheinlich irgendwo im Krankenhaus befinden.
    Das geschah nicht. Sie war da. In der Wohnung, im Haus, das ihr so ungemein fremd vorkam. Und dort wartete sie wie jemand, der nur zu Besuch gekommen war. Dann ging sie in die Küche.
    Es waren nur ein paar Schritte. Auch in diesem Raum roch es so seltsam, wobei sie wieder das Gefühl bekam, jemand anderer hätte von diesem Haus Besitz ergriffen.
    Tief atmete sie durch. Sie schaute auf das Telefon und dachte darüber nach, bei den Landers anzurufen, um die beiden Polizisten von ihren Eindrücken zu informieren.
    Sie ließ es bleiben, denn sie wollte sich nicht lächerlich machen. Die Beamten würden es nur für die Hirngespinste einer alten Frau halten. Wenn sie wenigstens jemand gesehen hätte, aber so war die Ungewissheit am schlimmsten.
    Clara Featherhead verließ die Küche und wandte sich der schmalen Treppe zu. Die Stufen waren mit einem Läufer belegt worden. Die dunkelgrüne Farbe stach vom Braun des Handlaufs ab. Die Tapeten an den Wänden zeigten einen Stich ins Gelbe. Ein Zeichen, dass sie gewechselt werden mussten. In der ersten Etage angekommen, war Mrs. Featherhead ein wenig außer Atem geraten. Sie betrat das Schlafzimmer, lehnte sich dort gegen die Wand und starrte ins Leere. Durch ihren Kopf schossen zahlreiche Gedanken, die sie nicht in richtige Bahnen lenken konnte, weil es ihr einfach nicht gelang, das zu begreifen, was in dem Haus lauerte.
    Das Doppelbett war abgedeckt. Ein wenig Staub lag überall, ansonsten hatte keine fremde Hand irgend etwas berührt.
    Sie betrat auch den nächsten Raum, in dem nur ein altes Sofa, ein Schrank und ein Tisch standen. Auch hier hatte sie das Gefühl, als wäre jemand bei ihr, den sie trotzdem nicht sah.
    Wieder musste sie an Julia denken. Auf dem alten Friedhof hatte sie eine Tote entdeckt, die Geige spielte! Konnte es sein, dass

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