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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Polizei zur Verfügung zu stellen. Doch die Hoffnung, der Mörder könnte ein Gl sein, wurde gleich zu Anfang gedämpft, denn der Leiter des CID sagte, es käme nur sehr selten vor, daß ein Gl über einen derart langen Zeitraum an einem einzigen Ort stationiert wäre, und außerdem wären bereits über die Hälfte der im Rhein-Main-Gebiet stationierten Soldaten anderen Einheiten zugeteilt worden. Die Informationen, die dann am Freitag morgen über Telefax im Präsidium eingingen, waren deshalb auch nicht anders als erwartet. Von den während der vergangenen zehn Jahre in Seattle stationierten Soldaten war bis auf einen keiner länger als drei Jahre in Seattle geblieben. Dieser eine war fünf Jahre in Seattle stationiert gewesen, bevor er nach Guam im Pazifik versetzt wurde, wo er seit 1988 als Lieutenant-Colonel eine Einheit befehligte. Der Mann hatte nachweislich nie deutschen Boden betreten. Ein Soldat schied also mit größter Wahrscheinlichkeit aus. Und doch - die in den USA begangenen Morde waren bis ins kleinste Detail identisch mit den in Deutschland verübten. Und es war völlig ausgeschlossen, daß ein Triebtäter die Vorgehensweise eines anderen so exakt imitieren konnte. Durant wußte jetzt, daß sie es mit einem Mörder zu tun hatten, der nicht nur in Deutschland sein Unwesen trieb, sondern die gleichen Verbrechen auch schon Jahre zuvor in den USA begangen hatte. Immer blonde Mädchen, immer die rechte Brust abgeschnitten, immer Rattenschwänze mit roten Schleifchen, immer die Arme über der Brust verschränkt, der Täter ein Linkshänder. Doch warum immer im April und September? Wann war er nach Deutschland gekommen, nach September letzten oder April dieses Jahres? Doch warum hatte er dann im April nicht in Amerika noch einmal zugeschlagen bzw. nicht hier? Was waren seine Beweggründe, warum haßte er blonde Mädchen einer bestimmten Altersgruppe bis aufs Blut?
Sie saß den halben Freitag im Büro, zermarterte sich das Hirn, fand keine Lösung. Kein Gl, intelligent, schlau bis gerissen, nekrophil, krank. Sollte der Täter regelmäßig bei Menzel verkehren, mußte er mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit Amerikaner sein. Denn kein Deutscher begann eine Mordserie in den Staaten, um sie dann Jahre später hier fortzusetzen! Diese Möglichkeit schied aus.

Freitag, 12.00 Uhr
    Patanec machte sich zum Gehen bereit, als die Tür aufging. Susanne Tomlin. DesignerJeans, rote Bluse, blaue Wildlederjacke, hochhackige Pumps. Das Haar diesmal nicht zu einem Pferdeschwanz gebunden, sondern offen über die Schultern fallend. Sie war, wie immer, dezent geschminkt, hatte tiefe Ringe unter den Augen. Patanec hatte ein Sakko übergezogen und den Autoschlüssel in der Hand, sie sah ihn verlegen an, sagte: »Oh, ich sehe, Sie wollen gerade gehen. Es tut mir leid, ich werde ein andermal wiederkommen.« Pause. Dann: »Außerdem habe ich meine Hausaufgaben zu Hause vergessen. Es tut mir leid.« Patanec runzelte die Stirn, sah sie fragend an. »Was für Hausaufgaben? Ach, natürlich, aber das habe ich sowieso erst nächste Woche erwartet. Sie stören nicht, das habe ich Ihnen schon einmal gesagt. Mein Mittagessen kann warten, ich muß sowieso abnehmen.« Er grinste und faßte sich an den Bauch. »Kommen Sie, leisten Sie mir Gesellschaft.« »Danke.«
Eine sanfte Duftwolke zog an ihm vorbei, er schloß die Tür, wartete, bis sie Platz genommen hatte, bevor er sich setzte. Da war wieder dieser unendlich ferne und traurige Ausdruck in ihren Augen.
»Haben Sie mit Daniel gesprochen?« fragte sie, schlug die Beine übereinander, holte eine Schachtel Zigaretten aus der Handtasche. »Worüber?«
»Ich habe die Frage falsch gestellt«, verbesserte sie sich. »Ich meine, ob Sie Daniel diese Woche gesehen haben?« »Nein, wir hatten keinen Kontakt. Unter Umständen treffen wir uns am Samstag zum Tennis. Warum fragen Sie?« »Nur so.« Sie lehnte sich zurück, die Augen geschlossen. Ihr Brustkorb hob und senkte sich ruhig und gleichmäßig, sie trug keinen BH, ihre Brustwarzen waren erigiert, was Patanec mit einer gewissen Erregung registrierte. Dabei, das wußte er, war diese Erektion lediglich ein Ausdruck innerer Anspannung. Sie sagte: »Meine Schwiegermutter kommt jetzt definitiv am Montag. Ich habe Ihnen von ihr erzählt. Sie hat gestern noch einmal zur Bestätigung angerufen. Daniel war nicht da, ich habe mit ihr gesprochen. Aber deswegen bin ich nicht hier. Ich möchte Ihnen etwas erzählen, etwas über Daniel, etwas darüber,

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