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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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zwischen sechzehn und fünfundzwanzig statt, zur gleichen Zeit trafen sich auch elf Erwachsene, teils Eltern der Jugendlichen, um unter anderem eine Art, wie sie es nennen, Ältestenrat abzuhalten. Laut übereinstimmenden Aussagen hielten sich über dreißig Personen dort auf. Die jungen Erwachsenen sahen einen Film über Palästina, hinterher gab's noch eine Diskussion, wobei Carola wie immer geschwiegen hat. Die Versammlung dauerte bis 21.30 Uhr. Zur gleichen Zeit waren auch die Erwachsenen fertig. Es wurde wie üblich noch etwas geschwätzt, zwischen Viertel vor und zehn wurde das Gemeindehaus abgeschlossen. Ein junger Mann behauptet, er habe Carola bis zur nächsten Straßenecke begleitet, den Rest wollte sie, obwohl es dunkel war, allein gehen, obgleich er ihr seine Begleitung angeboten habe. Der Junge sagt, Carola sei extrem still und introvertiert gewesen, was seiner Meinung nach an der Mutter lag, die mit Argusaugen darüber wachte, daß Carola nichts mit Jungs anfing. Er sagte wortwörtlich, Frau Preusse sei eine verschrobene alte Hexe, die nie den wahren Sinn des Christseins erkannt hatte.« Kullmer blätterte eine Seite seines Notizbuchs um. Julia Durant warf ein: »Das deckt sich haargenau mit dem Bild, das mir Carolas Vater von der Mutter gegeben hat. Eine streng religiöse Frau, die in die Kategorie fanatisch einzuordnen ist. Aber ich wollte Sie nicht unterbrechen...« »Die meisten der Jugendlichen wurden von den Erwach senen nach Hause gefahren, ein paar nahmen öffentliche Verkehrsmittel oder hatten ein eigenes Auto dabei. Da Carola den kürzesten Weg hatte, beschloß sie zu laufen. Insgesamt beträgt der Weg vom Gemeindehaus bis zur Wohnung einen knappen Kilometer, den sie übrigens oft zu Fuß zurückgelegt hat, es sei denn, sie wurde abgeholt. Von den Befragten hat niemand etwas Verdächtiges bemerkt, einer sagt aus, mit dem Auto noch an Carola vorbeigefahren zu sein, und zwar kurz hinter dem Gemeindehaus. Er hätte kurz gehupt und sie ihm zugewunken.« »Haben Sie Jugendliche und Erwachsene befragt?« fragte Berger, der sich zurücklehnte und einen Bleistift zwischen den Fingern drehte. Kullmer schlug die Beine übereinander, nickte, steckte sich eine Zigarette an, blies den Rauch zur Decke.
»Ich habe vier Erwachsene angetroffen und drei Jugendliche. Ihre Aussagen decken sich fast vollständig.« »Was heißt >fast»Fast heißt, daß es zum Beispiel geringe Abweichungen bei der Uhrzeit gibt. Nichts Wesentliches, das wäre mir aufgefallen.«
»Die befragten Erwachsenen, was für Leute sind das?« »Sämtlich Familienväter in geordneten Verhältnissen. Keinerlei Auffälligkeiten. Außerdem ist keiner von ihnen allein nach Hause gefahren.« »Und die Jugendlichen?«
»Nur einer ging allein, und das war der Junge, der sie bis zur Straßenecke begleitete. Außer diesem einen Jungen war von all den Personen, die an jenem Abend im Gemeindehaus waren, Carola die einzige, die ohne Begleitung nach Hause ging.« »Haben Sie nach dem Verhalten von Carola gefragt? Wie sie war, Verhaltensauffälligkeiten?« »Habe ich. Uber ihr Verhalten herrscht absolute Übereinstimmung. Sie wird als still, zurückhaltend und tiefgläubig beschrieben, als niemals unfreundlich oder ungeduldig. Lieb, brav und ohne eigenen Willen. Ihre Mutter kommt nicht sonderlich gut weg, auch wenn keiner direkt ein schlechtes Wort über sie verlor, bis auf diesen einen Jungen. Interessant vielleicht ist, daß ein Mädchen in Carolas Alter, die sich als eine Art Freundin bezeichnet, behauptet, daß Carola unter Angstzuständen litt. Erst vor ein paar Wochen fand sie sie völlig aufgelöst auf der Toilette vor, wo sie zusammengekauert und vor Angst zitternd in der Ecke hockte. Dieses Mädchen konnte aber nichts Genaues dazu sagen.«
Durant unterbrach ihn an dieser Stelle. »Da fällt mir ein, daß auch ihr Vater von den Angstzuständen berichtete. Er sagte, sie sei seit etwa zwei Jahren in psychotherapeutischer Behandlung gewesen. Er hätte sie dorthin geschickt. Ich werde nachher bei Preusse anrufen und mir den Namen des Arztes geben lassen.«
»Meinen Sie wirklich, daß Sie von einem Psychiater oder Psychologen etwas erfahren, was uns weiterhelfen könnte?« fragte Berger zweifelnd.
»Ich werde es probieren. Es muß doch eine Verbindung zwischen Carola, Maureen und Sabine geben. Maureen und Sabine hatten beide Geschlechtsverkehr mit demselben Mann. Maureen und Carola stammen aus äußerst wohlhabenden Familien, Sabines beste Freundin

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