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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Stimme, »bereit für ein gutes Match?« »Immer doch«, erwiderte Patanec und holte die Tasche aus dem Kofferraum. »Ich werde dich vom Platz fegen, daß dir Hören und Sehen vergeht, solltest aber du wider Erwarten gewinnen, gebe ich einen aus. Obwohl, wenn ich mir den Himmel anschaue, dann habe ich wenig Hoffnung, daß wir das Spiel auch zu Ende bringen werden.« »Na und. Dann trinken wir eben einen. Hast du heute gearbeitet?« fragte Tomlin. »Bis eben. Nicht mal am Samstag hat man seine Ruhe.« »Ach komm, du kannst es ruhig zugeben, es macht dir doch Spaß. Und ich weiß schließlich, daß die Weiber ganz scharf auf dich sind.«
»Kann ich was dafür, wenn ich wie Amor persönlich aussehe?« fragte Patanec scherzhaft.
»Aber nein doch, mein Schatzilein«, sagte Tomlin breit grinsend, entblößte makellos weiße Zähne und faßte Patanec bei den Schultern, »ich liebe dein Aussehen, dein lockiges Haar, deinen schwebenden Gang!« Sie liefen durch das Gebäude zum für sie reservierten Platz 3, spielten zwei Sätze in der brütenden Hitze, weit entfernt dumpfes Grummeln, die schwarze Wand kroch unaufhaltsam auf Frankfurt zu. Die ersten Tropfen fielen noch vor Beendigung des ersten Satzes, Patanec und Tomlin trockneten den Schweiß mit einem Handtuch ab, verstauten ihre Schläger in den Taschen und begaben sich an die Bar. Patanec bestellte einen Martini on the Rocks, Tomlin Orangensaft. Ihre Unterhaltung plätscherte dahin, hier und da grüßten ein paar Bekannte, die sich für einen unverbindlichen Small talk zu ihnen gesellten, die typisch entspannte Samstagnachmittag-Atmosphäre. »Susanne war gestern wieder bei dir, nicht?« fragte Tomlin unvermittelt.
»Ja«, erwiderte Patanec zurückhaltend. »Warum?« »Wie war sie?«
»Daniel, du weißt, ich spreche nicht über sie. Du solltest endlich kapieren, daß ich es ihr versprochen habe...« »Schon gut, schon gut!« beschwichtigte Tomlin. »Es interessiert mich eben nur. Zehn Jahre lang macht sie das jetzt inzwischen, und ich habe keinen blassen Schimmer, was ihr beide euch zu erzählen habt.«
»Du hast sie damals zu mir geschickt. Du kanntest die Regeln von Anfang an. Vertrau ihr einfach - und mir natürlich auch. Außerdem haben wir uns nichts zu erzählen, sie ist diejenige, die die meiste Zeit spricht. Das ist das Spiel. Es sollte dir eigentlich bekannt sein.« »Was machst du mit ihr? Behandelst du sie, oder erstellst du ihr das Horoskop? Ich war noch nie bei einem Psychiater...«
»Ich bin Psychotherapeut.«
»...und erst recht bei keinem Zaubermeister.« Tomlin grinste Patanec an und nippte an seinem Saft. »Ich kann mir auch nicht vorstellen, irgend etwas versäumt zu haben. Aber um bei Susanne zu bleiben, ich mache mir Sorgen um sie. Sie ist in letzter Zeit verändert. Ich kann's nicht genau sagen, aber sie wirkt immer verschlossen, spricht kaum noch mit mir, ist viel unterwegs, und vor ein paar Tagen habe ich sie erwischt, wie sie geheult hat. Ich fragte sie, was los sei, und sie meinte nur, es wäre nichts Besonderes, das übliche. Ich fragte sie, was das übliche denn sei, worauf sie gar nichts mehr sagte. Ich habe auch das Gefühl, als würde sie abnehmen, aber ich kann mich natürlich auch täuschen.« »Mag sein, ist mir nicht aufgefallen«, hielt sich Patanec bedeckt, dachte, schlaf mit ihr und du weißt, ob sie abgenommen hat.
»Versprich mir eines, Freund, sollte sie jemals Selbstmordabsichten äußern, in welcher Form auch immer, versteckt oder direkt, laß es mich umgehend wissen. In diesem Fall pfeife ich auf deine verdammte Schweigepflicht, klar?!« »Wie um alles in der Welt kommst du darauf, daß deine Frau Selbstmord begehen könnte?« »Keine Ahnung, ich sag doch, sie ist verändert. Versprich es mir, okay?«
»Wenn's weiter nichts ist, versprochen«, log Patanec, der dachte, einen Teufel werd ich tunl Er wechselte schnell das Thema. »Gehst du heute in die Oper?« »Ich weiß«, seufzte Tomlin und drehte sein Glas zwischen den Fingern. »>La TraviataLa Traviata< vor ein paar Jahren schon einmal gesehen, deshalb ist es nicht weiter schlimm, daß wir nicht gehen können. Susanne hat damals bei der Sterbeszene geheult wie ein Schloßhund. Sie war den ganzen restlichen Abend nicht mehr ansprechbar. Gehst du denn?« 90 »Um Himmels willen, nein! Oper ist nichts für mich. Ich weiß es nur von Maria Schubert, sie hat Premierenkarten. Und da ich weiß, daß du sonst auch

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