Jung, sexy und beliebt
die sie im Sommer erlebt hatte. Brett war davon allerdings wenig begeistert. Mücken, Malaria und müffelnde wilde Tiere – was für ein Spaß! Sie blickte zur Tür und sah, wie ihre neue Zimmergenossin am Arm von Heath Ferro eintrudelte. Sofort stieß sie Benny in die Rippen.
Benny stammte aus Philadelphia, erbte später mal zweihundert Millionen Dollar und hatte etwas von einem edlen Rennpferd: Sie war hochgewachsen und geschmeidig, mit dichten, langen braunen Haaren und großen braunen Augen. Sie war extrem prüde und schob das immer auf die Stadt, in der sie aufgewachsen war, als ob Philadelphia auf einem anderen Planeten liegen würde und die Mädchen dort nur Milch trinken und mit dem Sex bis zur Hochzeit warten würden. Benny zitierte dazu gerne eine Zeile aus »Manhattan«, einem Film von Woody Allen: »Ich komme aus Philadelphia und dort machen wir solche Sachen nicht.« Ihr war anscheinend nicht ganz klar, dass der Text ironisch gemeint war. Obwohl sie so prüde war, war sie eine wahnsinnige Tratschtante, die die Klatschspalten in der New York Times hingebungsvoll verfolgte, dabei aber immer so tat, als hätte sie alles aus erster Hand.
»Sieht ganz so aus«, bemerkte Bennys beste Freundin, Sage Francis, »als ob Heath mal wieder ein Opfer gefunden hätte.« Sie lachte und deutete zu den beiden rüber. »Der riecht ja immer, wo was zu holen ist.«
Brett zuckte die Schultern. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihre naive neue Mitbewohnerin ein Flittchen war. Allerdings hatte Jenny tatsächlich etwas Frisches an sich, das womöglich eine ganze Indie-Rockband unwiderstehlich finden konnte – ein Gerücht, das sich mittlerweile auf dem kompletten Campus verbreitet hatte. Und sie hatte auch irgendwas Geheimnisvolles, das Brett an jemanden erinnerte. An Tinsley vielleicht?
»Und du und Callie, ihr wollt echt Zimmer tauschen?«, fragte Sage und berührte Bretts nackte Schulter.
»Zimmer tauschen?«
Sage klimperte mit den auffallend glitzernden Augenlidern. Sie schminkte sich immer mit viel zu viel Glitter, seit ihr ein unwiderstehlicher Franzose, den sie in den letzten Osterferien kennengelernt hatte, gesagt hatte, dass ihre Augen dadurch riesig und sexy aussähen. »Ich dachte, ihr wärt total zerstritten?«
»Also...« Brett verstummte kurz. »Ich hab eigentlich nicht vor, das Zimmer zu wechseln...« Sie sah zu ihrer Mitbewohnerin. Callie redete auf der anderen Seite der Lounge heftig auf Celine Colista ein, die zweite Hockey-team-Kapitänin. Sie spielten alle seit dem ersten Jahr in Waverly zusammen Hockey, aber Brett war nie so ernst bei der Sache gewesen wie die anderen Mädchen. Würde Callie wirklich hinter ihrem Rücken das Zimmer tauschen? War es so weit gekommen? Sie richtete die Aufmerksamkeit wieder auf ihre neue Zimmergenossin, die an der Tür stand und mit verträumtem Blick um sich sah, als sei sie noch nie zuvor auf einer Party gewesen.
Jenny war völlig überwältigt – auf positive Weise. Heath kam zurück und schwenkte einen der Waverly-Becher vor ihr herum, aus dem es eindeutig nach etwas Hartem roch. »Für dich.«
»Was ist da drin?«, fragte sie und griff mit beiden Händen nach dem Becher.
»Spielt das eine Rolle?« Er grinste betrunken und goss sich den Inhalt seines Bechers in die Kehle.
Jenny nahm den Becher an die Lippen. Die starke, säuerliche Flüssigkeit schmeckte wie Bier gemischt mit Rum.
Als sie einen tiefen Schluck davon nahm, trieb es ihr die Tränen in die Augen.
»Hey, da ist Brandon«, sagte sie, während sie noch nach Luft schnappte. Brandon stand an einem der riesigen Fenster, umringt von drei winzigen Mädchen, die alle weißblonde Pferdeschwänze hatten. Sie hob die Hand, um rüberzuwinken, doch Heath schnappte ihren Arm und zog sie an sich heran.
»Zeit für unser kleines Aufnahmeritual«, sagte er und grinste finster.
»Was?« Jenny zog die Stirn kraus. »Von einem Aufnahmeritual hab ich aber noch nichts gehört.«
»Dann hast du eben nicht mit den richtigen Leuten geredet.« Heath nahm noch einen großen Schluck aus seinem Becher, dann stellte er ihn auf den altmodischen silbrigen Heizkörper. »Komm mit.« Er führte sie zur Tür.
Auf dem Weg raus klatschten ihn ein paar der Jungs ab. »Wo geht’s hin, Pony?«, fragte einer von ihnen. Heath zog nur die Augenbrauen hoch. Die Jungen fingen zu lachen an und machten Keuch- und Wiehergeräusche.
»Was war das denn?«, fragte Jenny mit einem Blick zurück auf die johlende Truppe.
»Wer zum Teufel
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