Junge Liebe 050 - Bye,bye, Mauerblümchen
gegen Techno, und laut war auch okay, aber das sprengte so ziemlich jedes stabile Trommelfell. In einiger Entfernung entdeckte ich eine lange Bar. Vielleicht war der Dreck ja im Suff besser zu ertragen. Und wenn ich nach erfolgreicher Leerung der Bierflasche sie einfach irgendwo stehen ließ, hätte ich meinen Beitrag zur Clubgestaltung ebenfalls geleistet. Mit diesem Vorsatz drängelte ich mich durch die bebenden Menschenmassen und stand dann an der Theke. Ich musste meine Hände nicht mal drauflegen, um zu wissen, dass diese ebenfalls mit dem gleichen Leim gestrichen worden war wie der Boden. Ich ekelte mich regelrecht. Zu spät registrierte ich, dass mich ein Barkeeper fragend angesehen hatte, doch während mein Hirn noch die Leimschicht analysierte, war er schon zum nächsten Gast weiter gezogen. Ich konzentrierte mich also darauf, meine Bestellung abzugeben, doch scheinbar waren alle Menschen um mich herum größer, leuchtender oder lauter als ich. Ich wurde gar nicht wahrgenommen.
Du musst aggressiver sein, Jake!, ermahnte ich mich.
„Hallo? Ich … Hi, ich wollte gern … He, Sie da, ich hätte … Kann ich bitte ein Bier … He, junge Frau, ich will ein Bier … Rede ich eben mit mir selbst ... Obs auffällt, wenn ich einfach hinter die Theke gehe? … Mister, macht es viele Umstände, wenn ich noch vor Wochenbeginn ein Bier bekommen könnte?“, brüllte ich dann fast.
Der Typ sah mich nur belustigt an, ignorierte meine Bitte aber.
„Arsch …“, murmelte ich, schaute mich dann aber um. Das konnte ja schlecht die einzige Bar hier sein. Hoffte ich zumindest. Also wühlte ich mich wieder durch die Mengen, als der Technosound plötzlich harten HipHop-Tönen wich. Yeah … ich hasste Hip Hop! Schnell suchte ich eine weitere Durchgangsmöglichkeit, in der stillen Hoffnung, nicht in der Schlagerabteilung zu landen. Mist, Techno hatte mir ja irgendwie gefallen, nur die Idioten hinter der Bar waren unfähig. Andererseits könnte ich den Hip Hop so lange ertragen, bis ich ein Bier hatte und mich dann wieder zurück begeben. Also suchte ich die Bar, fand sie auch und stellte erfreut fest, dass sie ziemlich leer war. Nun ja, es war nur leider auch kein Mitarbeiter zu sehen.
„Ob hier Selbstbedienung ist?“, murmelte ich, ergriff aber sofort die Flucht, als ich die Mädchen vom Marktplatz entdeckte. Never, lieber würde ich verdursten. Okay, dann versuchen wir es einfach mal im nächsten Raum. Verdattert blieb ich stehen. Hier sah es irgendwie gemütlich aus. Es war nicht so brechend voll, die Musik bestand aus seichtem House und die Theke war besetzt. Perfekt. Zielstrebig steuerte ich darauf zu und noch bevor ich angekommen war, hob ich die Hand. Eine junge Blondine sah mich lächelnd an und für einen Moment war ich versucht, nach einem Bett zu fragen, wo sie mich entjungfern könnte, statt das Bier zu ordern. Sie gefiel mir.
„Na, was darfs sein?“
„Ich hätte gern ein Be … Bier … ein Bier bitte“, korrigierte ich mich schnell und spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss.
„Klar, zeigst du mir deinen Ausweis?“
Ich zeige dir alles, meine Schöne, dachte ich seufzend und holte ihn erneut raus, den sie kurz studierte und mir dann endlich mein Bier auf die Theke stellte. Leider war sie wohl zu beschäftigt, um sich meinen weiteren Wünschen anzunehmen, also drehte ich mich um, lehnte mich an die Theke und musterte die Menschen, die sich in diesem Raum eingefunden hatten. Es war gemischt. Männer tanzten dezent zuckend zur Musik, Frauen bewegten sich eher Schlangengleich und ich legte den Kopf schief, stellte mir prompt vor, wie sie das auf mir tun würden. Als sich das im Kopf gesammelte Blut Richtung Süden bewegte, drehte ich mich weg. Musste ja niemand sehen, dass die eben gekauften Hosen zu klein wurden. Da ich aber nicht einfach nur aus Spaß hier war, sondern ja auch eine Mission hatte, drehte ich mich wieder um und starrte in graue, völlig zugeschminkte Augen, die sich gefühlte drei Millimeter vor meinem Gesicht befanden. Erschrocken zuckte ich zurück.
„Hi…“, hauchte ein mit Lippenstift zugekleisterter Mund. „Lädst du mich auf einen Drink ein?“
Dreist! Das war das erste, was mir einfiel. Das zweite sprach ich dummerweise laut aus. „Ist das nicht etwas zu gut gemeint mit deiner Schminke?“
Plötzlich kniff sie die Augen zusammen. „Wie bitte?“ Die linke Augenbraue zog sich in die Höhe.
„Äh … ich … sorry, das wollte ich nicht laut sagen. Ich hab … nein,
Weitere Kostenlose Bücher