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Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Titel: Junge rettet Freund aus Teich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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Schlatter
    Während Oma Emmi noch das Abendbrot vorbereitet, gehe ich Fußball spielen. Ich trete den Ball gegen die Garage, wie früher am Garagenplatz, nur dass ich hier so lange daddeln kann, wie es mir beliebt, und ich mich nicht mit einem Herrn Hübner oder sonst wem rumscheren muss. Kick – bum, kick – bum, kick – bum. Ich nehme den Ball volley, ich schaffe bis zu achtmal hintereinander. Kick – bum. Mein linkes Knie schmerzt. Seitdem ich beim FSV trainiere, habe ich trotz meiner jungen Jahre Beschwerden. Unterhalb der Kniescheibe hat sich eine Beule gebildet, so groß wie ein kleiner Apfel. Diagnose: Morbus Schlatter . Ursache: «trainingsbedingte Überlastung oder Mikroverletzungen». Typisches Alter dafür bei Jungen: dreizehn bis vierzehn Jahre. Der Arzt hat mir Ruhe und Kühlung verordnet, aber auch gemeint, die Beschwerden würden sich nie mehr zu einhundert Prozent geben, sodass meine Mutter schon erwogen hat, mich aus dem Verein zu nehmen. Aber so schnell gebe ich nicht auf. Außerdem bin ich Torwart, und zwar ein sehr guter. Nur darf ich beim Abschlag den Ball nicht so fest treten, oder ich muss einen Feldspieler schießen lassen. Der Kack Morbus Schlatter geht mir natürlich trotzdem auf den Senkel. Aber vielleicht hat sich der Arzt auch geirrt, und die Beschwerden verschwinden, wie sie gekommen sind.
    Hoffentlich. Kick – bum. In einem der alten Geräteschuppen hinter der Garage hat sich ein Hornissenschwarm eingenistet. Die Dinger schwirren bedrohlich nahe um meinen Kopf herum. Interessiert mich nicht. Kick – bum. Oma Emmi hat gesagt, dass sieben Hornissenstiche ein ausgewachsenes Pferd töten können, was ich allerdings für ein Märchen halte und ihre spezielle Methode, mich vom Fußballspielen abzuhalten, weil das Gekicke sie so nervt. Kick – bum. Je länger ich den Ball gegen das Garagentor trete, desto nervöser werden die Insekten. Man kann’s am Brummen hören, das immer höher und rasender wird.
    Angst macht mir das trotzdem nicht, denn ich bin seit ungefähr einer Million Jahren nicht mehr gestochen worden, selbst die Stechmücken an der Tonkuhle machen einen Riesenbogen um mich. Vielleicht bin ich immun gegen Insektenstiche geworden. Ich habe gerade neulich erst in der Hörzu gelesen, dass es Menschen gibt, deren körpereigener Geruch die Viecher abschreckt. Und da sich in der Pubertät der gesamte Stoffwechsel umstellt, könnte man sich das durchaus vorstellen. Kick – bum. Langsam bekomme ich Hunger. Oma Emmi hat ihren Haushalt immer weniger im Griff. In den Kühlschrank kann man als normaler Mensch nicht mehr reingucken, so eklig ist sein Innenleben. Entweder sieht sie es nicht mehr, oder sie ist zu erschöpft, oder es interessiert sie schlichtweg nicht. Wenn ich zu Besuch komme, ist meine erste Mission immer, die Hälfte wegzuschmeißen. Einmal habe ich Oma Emmi dabei beobachtet, wie sie von vergammelter Wurst und Käse die Schimmelplacken runtergepult hat. Fehlt nur noch, dass sie verdorbenes Brot serviert. Das wäre dann nämlich lebensgefährlich! Kick – bum. Das Knie zwiebelt wie Hulle, ich kann gleich nicht mehr.
    Plötzlich durchfährt mich ein unwahrscheinlicher Schmerz. Es tut so weh, dass ich ihn noch nicht mal lokalisieren kann. Ich schreie los wie eine gesengte Sau. Das ist etwas Ernstes, so was merkt man sofort. Oma Emmi kommt herausgestürzt und zerrt mich ins Haus. Sie scheint genau zu wissen, was los ist, denn ohne groß zu fragen nimmt sie mein Ohr in ihren Mund und beginnt, heftig daran zu saugen. Saug, saug. Zwischendurch spuckt sie immer wieder einen Schwall Speichel auf den nackten Fußboden. Ich heule und heule. Selbst der hartgesottene Dachsi verkriecht sich winselnd in die hinterste Ecke. Ich weiß immer noch nicht, wie mir geschieht und was das alles soll. Aber ich spüre, dass Oma Emmi die Sache im Griff hat. Saug, saug. Dann zähle ich eins und eins zusammen: Der Stich ging ins Ohr! Wenn das Viech mich in Mund oder Hals gestochen hätte, müsste ich jetzt elendiglich ersticken, da könnte auch Emmi nichts mehr ausrichten mit ihrer Saugerei.
    Sieben Hornissenstiche können ein Pferd töten! Ich versuche auszurechnen, wie oft ich wohl in ein Pferd ginge. Sicher mehr als siebenmal, in die Jugo-Klepper von Holzapfels vielleicht gerade eben so. Emmi hört gar nicht mehr auf zu saugen. Sie riecht aus dem Mund, und ihre Lippen fühlen sich ganz schön lapperig an. Immer wieder spuckt sie aus und setzt neu an. Wahnsinn, wie sie trotz ihrer achtzig Jahre

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