Junger, Sebastian
zweitausendfünfhundert Meter Höhe, wo sie von Zedern
abgelöst werden, die so riesig sind, dass der Verstand den Eindruck zu
kompensieren versucht, indem er sich vormacht, dass sie viel näher stehen, als
es in Wirklichkeit der Fall ist. Ein Berggipfel in scheinbar wenigen hundert
Metern Entfernung kann mehr als eine Meile weit weg sein.
Die
Einheimischen fällen die Bäume für die Ausfuhr nach Kabul und Pakistan, aber
das Holz wird von kriminellen Gruppen vermakelt, die den Export kontrollieren.
Die Korengali-Holzfäller sind abhängig davon, dass diese Gruppen die Polizei
an den Grenzkontrollen bestechen und sie mit Käufern in Verbindung bringen, die
gewillt sind, das nationale Verbot von Holzexport zu missachten. Manche
sprechen davon, dass der Krieg in das Korengal kam, als Holzhändler der
nördlichen Splittergruppe des Safi-Stamms sich mit den ersten U.S. Special
Forces verbündeten, die Anfang 2002 in der Gegend auftauchten. Als die
Amerikaner den Versuch unternahmen, in das Korengal einzurücken, trafen sie
auf den Widerstand lokaler Holzfäller, denen klar wurde, dass sich die Safis aus
dem Norden anschickten, ihnen die Holzgeschäfte streitig zu machen.
Wegen der
Ausfuhrsperre lagen überall im Tal Stapel aus Baumstämmen, die sich perfekt als
Kampfstellungen für die Aufständischen eigneten. Amerikanische Soldaten können
Bunker des Feindes in die Luft sprengen, wenn sie darauf stoßen, aber sie sind
machtlos gegen meterdicke Wände aus zurechtgesägten und gestapelten
Zedernstämmen. Die Bäume werden auf den oberen Hängen des Abas Ghar gefällt,
und anschließend lässt man sie auf Rutschbahnen aus eingeölten Stämmen ins Tal
hinunterschlittern. Im Frühling werden die Stämme in den Fluss geschoben, der
Hochwasser führt, und dann das gesamte Tal hinunter bis zum Pech und weiter
nach Asadabad geflößt. Junge Burschen sehen einen Sport darin, sich ins Flussbett
zu stellen, wenn das Hochwasser kommt, und dann so schnell davonzurennen, dass
sie nicht von den Stämmen eingeholt werden. Ein Soldat drehte ein Video, auf
dem zu sehen ist, wie ein junger Mann das Wettrennen verliert und zwischen den
Stämmen verloren geht. Man sieht ihn nie wieder.
Kopf der
Holzfäller von Korengal war ein Mann namens Hajji Matin, dem ein zur Festung
ausgebautes Haus in der Stadt Darbart ganz oben auf Hill 1705 gehörte. Matin
verbündete sich mit einem Ägypter namens Abu Ikhlas, der während der 1980er
Jahre in diesem Gebiet den Dschihad gegen die Russen mitgekämpft und
schließlich eine einheimische Frau geheiratet hatte. Es war nicht erwiesen,
dass Ikhlas mit al-Qaida in Verbindung stand, aber es mag sein, dass er
vorsorglich floh, weil er annahm, dass die Amerikaner sich nicht lange den Kopf
zerbrechen würden, was die Details betraf. Zu ungefähr derselben Zeit
bombardierten die Amerikaner angeblich Hajji Matins Haus und töteten mehrere
seiner Familienangehörigen. Sollte das wahr sein, garantierte es Krieg, der so
lange andauern würde, wie Matin am Leben war. Die Kämpfe im Korengal
eskalierten im Sommer 2005 weiter, als ein anderer einheimischer Kommandant
mit Namen Ahmad Shah drei Männer in Gewahrsam nahm und sie beschuldigte,
Informanten des amerikanischen Militärs zu sein. Shah war ein Taliban-Führer
der mittleren Befehlsebene, der eine Bombenbauer-Zelle in der Gegend leitete
und für eine ganze Reihe von Angriffen auf amerikanische Konvois verantwortlich
war. Es hieß, dass er enge Verbindungen zur al-Qaida-Führung auf der anderen
Seite der Grenze in Pakistan und ebenfalls zum radikalislamistischen
Kommandanten Gulbuddin Hekmatyar pflegte.
Shah ließ
die drei Männer exekutieren und wartete darauf, dass die Amerikaner auftauchten.
Es sollte nicht lange dauern: Ein paar Tage später wurde ein Vier-Mann-Team der
Navy SEALS von einem Helikopter am Abas Ghar abgesetzt. Seine Mission bestand
darin, den Aktivitäten von Shahs Männern nachzuspüren, damit andere
amerikanische Kräfte sie daran hindern konnten, die bevorstehenden Wahlen zu
stören. SEALS sind die bestausgebildeten Elitesoldaten des US-Militärs, aber
trotzdem gerieten sie achtzehn Stunden später in eine Zwickmühle, als ein
Ziegenhirte und zwei heranwachsende Jugendliche an ihrer Stellung vorbeikamen.
Die Amerikaner zerbrachen sich den Kopf, ob sie die drei töten sollten oder
nicht, und entschieden sich schließlich dafür, sie zu verschonen. Marcus
Luttrell, der einzige Überlebende seines Teams, erklärte später, dass es
Weitere Kostenlose Bücher