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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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Spross der Enttäuschung in seiner Brust auf. Er wandte sich von Jewel ab und trat an den Tisch.
    Sicher hatte sie die Karte an einem ungewöhnlichen Ort versteckt. Er hatte sie schon gut genug kennengelernt, um zu merken, dass es ihr an gewöhnlicher Weisheit nicht fehlte. Er wandte sich vom Tisch ab. Unter dem Vorwand, dass es zu seiner Suche gehörte, starrte er auf Jewel hinab, bevor er sich niederkniete und auf ihre tiefen, entspannten Atemzüge lauschte. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er selbst zum letzten Mal so tief geschlafen hatte.
    Doch, das konnte er. Es musste in seinem fünfzehnten Sommer gewesen sein. Seit ungefähr einem Jahr hatte er zu Bellamys Crew gehört. Zu dieser Zeit verblasste der goldene Schein und die unschönen Kanten des von ihm auserwählten Lebens begannen sich zu zeigen. In diesem Jahr hörte Bellamy auf, ihn wie einen Jungen zu necken, und ging dazu über, ihn wie einen Mann zu behandeln, was beinhaltete, dass von ihm erwartet wurde, dass er sich auch wie einer benahm, dass er sich sein jungenhaftes Verlangen nach Schätzen und Abenteuern aus dem Kopf schlug und sich an seiner statt männlichere Gelüste wie die nach Frauen, Habgier und Ruhm zulegte. Abenteuer wurde gleichbedeutend mit Blutvergießen – und zwar möglichst das der anderen.
    Es war auch das Jahr, in dem er seine Jungfräulichkeit an eine spanische Hure in Tortuga verlor – und seine Schatzkarte an Bellamy Leggett. Sein Captain hatte gehofft, Nolan wäre von der neuen Erfahrung, sich in der Wärme einer Frau zu verlieren, so berauscht, dass ihn nichts anderes mehr kümmern würde. Eine Zeitlang hatte Bellamy damit auch recht behalten, aber dann war Nolan aus der Welt der Lüste aufgetaucht, um Luft zu schnappen, und hatte gemerkt, dass er über den Tisch gezogen worden war. An seinem Versuch, die Karte vom Captain zurückzufordern, hatte sich ihr erster Kampf entzündet. Ein paar gebrochene Rippen, ein blaues Auge und eine Stichwunde am Oberschenkel später wurde Nolan seine missliche Lage in ihrer Gänze schmerzlich bewusst.
    Bellamy war stärker, schlauer und, verdammt noch mal, er war niederträchtiger als Nolan. Und obwohl die Jahre in ihrer Gleichförmigkeit ins Land zogen, war nichts mehr wie zuvor. Nicht dass er in diesen Jahren nicht nach Kräften herumgehurt, getrunken und geplündert hätte, aber jedes Vergnügen, dem er nachging, wurde von einem stechenden Schmerz der Schuld getrübt. Längst hatte Nolan den Unterschied zwischen Gut und Böse mit der Klarheit eines Erwachsenen kennengelernt. Der verschwommene Blick des Kindes, das er gewesen war, war von ihm gewichen. Seine wütende Überzeugung, die Welt sei nicht gerecht, weil sein Vater aus ihm einen Geistlichen und keinen Seefahrer machen wollte, hielt seiner Erfahrung nicht mehr stand.
    Schließlich gelangte Nolan an den Punkt, an dem er den dunklen Zug, der sich in ihm zusammenbraute, nicht mehr verleugnen konnte: eine Charaktereigenschaft, die er von seinem Großvater geerbt und die ihm sein Vater mit allen Mitteln auszutreiben versucht hatte. Stundenlange einsame Gebete hatten genauso dazu herhalten müssen wie schmerzhafte Prügel. Schließlich litt er so stark unter seinen Gewissensbissen, dass er sich am liebsten sein eigenes Herz herausgeschnitten hätte, um von ihnen befreit zu werden. Stattdessen hatte er seinen Mentor herausgefordert und besiegt – Jewels Vater. Und nicht zuletzt diese Frau war es gewesen, die in ihm diese Ballung an selbstgerechter Kraft hervorgerufen hatte, die diesen Triumph erst ermöglicht hatte.
    Nolan betrachtete Jewel. Überrascht registrierte er, dass sie im Schlaf viel jünger wirkte. Vor so vielen Jahren, von der Minute an, als er und Bellamy das »Quail and Queen« in den Abendstunden betraten, hatte sie sein Verlangen geweckt. Die Taverne wurde damals von wohlhabenden Siedlern und Kaufleuten aufgesucht und nicht von Halsabschneidern und Dieben, aber Bellamy gefiel sich darin, Seite an Seite mit den
besseren
Leuten zu sitzen, um sich selbst und allen anderen zu beweisen, dass es keine besseren Leute gab. Ohne dass man sie hätte rufen müssen, war Jewel an ihren Tisch gekommen, um ihre Bestellungen aufzunehmen, während die anderen Schankmädchen und der Wirt sie misstrauisch beäugten. Trotzdem hatten ihre Augen vor Aufregung geleuchtet, eben weil sie es war, die diese beiden Fremden bediente. Es schien, als könne man sie leicht zum Lachen bringen, aber Nolan fühlte sich in ihrer Gegenwart, als

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