Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
Seraphia folgte ihrem Beispiel.
Charnas Augen sprühten Feuer. »Brecht sofort auf! Sera, hast du schon mal eine Portalreise gemacht?«
Seraphia schluckte. Sie hatte sich vorhin gewünscht, eines der Portale benutzen zu dürfen, um fremde Welten zu bereisen. Jetzt sollte sie lediglich eine Distanz von ein paar Tagen Flugzeit überbrücken, um in die Wälder von Garak Pan zu gelangen, doch die Aussicht darauf war beunruhigend. Sie fühlte sich unvorbereitet, müde und zerschlagen.
»Nein.«
»Dann werde ich dich persönlich rüberbringen. Faunus erklärt dir das Portal auf dem Rückweg hierher. Ich selbst werde Seral zu uns holen. Oder zumindest seine offizielle Stellungnahme erbitten.«
Seral?
Cendrine versteifte sich und starrte Charna an.
»Seid Ihr sicher, Herrin?«, fragte sie mit übertriebener Förmlichkeit.
Es war offensichtlich, dass sie Charnas Entscheidung missbilligte und ihr spöttelnder Tonfall stellte dies deutlich heraus. Charna schaute der Äbtissin unbewegt in die Augen.
»Wer ist Seral?«, fragte Seraphia leise in die Stille.
Die Äbtissin schürzte die Lippen. »Der neue Herr des Namenlosen Abgrunds. Ich traue ihm nicht.«
Charnas Augen verloren ihre Glut, als sie zu Cendrine herüberschritt und ihr lächelnd eine Hand auf den Arm legte. »Dann vertraue wenigstens mir! Ich bin mir sicher, das Richtige zu tun.«
»Du kennst ihn kaum!«
Charna ließ ihre Zähne aufblitzen.
Cendrine runzelte die Stirn und riss plötzlich die Augen auf. »Er ist also der geheimnisvolle Fremde, mit dem du vor drei Monaten auf den Rubin-Inseln verschwunden bist?«
Charna nickte knapp und verlor ihr Grinsen. »Und wenn es nicht so wäre, müsste ich mir dennoch seinen Beistand sichern. Wir brauchen die Macht des Namenlosen Abgrunds in den Zeiten, die vor uns liegen. Seral und ich haben mit der Entwicklung gerechnet, die die Situation bei den Sidaji nimmt. Er wird den Tempel offiziell unterstützen, sobald er kann.«
»Sei trotzdem vorsichtig!«
Die beiden umarmten sich und die Spannung zwischen ihnen verflog. Seraphia stand verunsichert daneben, sie fühlte sich unerwünscht in dieser privaten Szene. Charna sah sie an und trat dann vor sie. Plötzlich wurde sie zu der kleinen, zarten Gestalt gezogen. Die Hohepriesterin drückte sie an sich und streichelte ihr über die Arme. Sie schien ihre eigene, teilweise Nacktheit nicht wahrzunehmen, doch Seraphia fühlte sich unwohl angesichts der Berührung ihrer Haut. Wahrscheinlich war alles nur eine Sache der Gewohnheit. Es war das Aufwachsen in einer entfernten Provinz, welches Seraphia immer wieder dabei im Wege stand, die zivilisierten Bräuche in Idrak anzunehmen, und damit den ständigen Mangel an Kleidung als etwas völlig Normales hinzunehmen.
»Wir brauchen deine Hilfe, Sera. Deine ganze Kraft und Stärke werden jetzt für den Orden des Brennenden Blutes und für Kabal gebraucht. Bist du bereit?«
»Meine Robe ist noch unten.«
Charna und Cendrine lachten.
Die Hohepriesterin musterte Seraphia mitfühlend. »Du bist so hübsch, du musst dich nicht schämen. Überlass die Roben den Alten! Wir sind Priesterinnen des Ordens. Man sieht in uns die göttliche Gestalt meiner Mutter und was ist besser dazu geeignet, diese Macht zu demonstrieren, als ein Geschöpf von deiner Schönheit, Sera?«
Seraphia wurde rot und war sprachlos, angesichts des Kompliments und der Aussicht darauf, sich ständig so zu präsentieren. Sollte sie etwa nackt nach Garak Pan reisen? Nicht, dass es so ungewöhnlich für eine Stellvertreterin des Tempels wäre, aber es war andererseits auch nicht vorgeschrieben , unbekleidet herumzulaufen.
Wieso kann ich mich nicht daran gewöhnen?
Cendrine verabschiedete sich mit einem Lächeln und verließ den Raum eilfertig. Seraphia fühlte, wie ihr der Schweiß vor Aufregung den Rücken hinablief. Sie wusste nicht, was Charna gemeint hatte, als sie sagte, sie würde Seraphia anders nach Garak Pan bringen.
Die Hohepriesterin trat neben sie. »Reiche mir deine Hand!«
Sie schämte sich für ihre vor Nervosität feuchten Finger, kam dem Befehl jedoch augenblicklich nach. Charnas Griff war eisern. Ihre Hand kräftiger, als Seraphia erwartete.
»Was auch passiert, halt dich fest! Lässt du mich los, bist du verloren! Hast du mich verstanden?«
Sie nickte und packte die kleine Hand so fest, wie sie sich traute. Die Hohepriesterin schloss die Augen und streckte ihre freie Hand mit gespreizten Fingern von sich. Es sah aus, als versuchte sie, etwas
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